Es klingt klischeehaft, wenn ein Text mit den Worten beginnt: „Pünktlich zum Start zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen.“ Auf das Jubiläumsfest des Kultur- und Weiterbildungsbetriebes (KuWeBe) trifft dieser klischeehafte Einstieg aber nun einmal zu.
Hatte der Wetterdienst am Freitagmorgen (25.8.) noch eine Unwetterwarnung herausgegeben und hatte sich das Wetter stundenlang von seiner düsteren Seite gezeigt, lockerte sich die Wolkendecke am frühen Nachmittag auf.
Und ja, es sollte wohl so sein: Um 15 Uhr – zum Start des kleinen Openings zum Welttheater der Straße – ließen sich die ersten Sonnenstrahlen auf dem Wuckenhof blicken.
Willkommen in der heilen Welt der Kulturszene, könnte man meinen. Aber so war es dann doch nicht – fiel kurzerhand der Ton aus, als Moderatorin Britta Lennardt nur ein paar Meter vom Festivalbüro entfernt durch das Programm führen wollte. „Sie hören mich auch so, oder?“, rief sie ohne Mikro der zu diesem Zeitpunkt überschaubaren Anzahl an Zuschauerinnen und Zuschauern zu. Sich komplett verausgaben musste sie sich dann aber nicht. Ein paar Minuten später war der Ton wieder da. „Den bekommst du wieder“, hatte Lichtkünstler Jörg Rost schließlich im Vorbeigehen beteuert.

„Kultur ist so beweglich“, sagte Patricia Riesner, Stabstelle des Vorstands beim KuWeBe, und lachte von Herzen in ihrem gelben T-Shirt, an denen das Organisationsteam an diesem Nachmittag gut zu erkennen war. „Wenn wir das nicht hinkriegen, was dann?“ Die Organisatoren mussten eben flexibel –„beweglich“ – sein, das Programm wegen des Wetters eine halbe Stunde nach hinten verschieben.
Chormusik, eine dialogische Szene aus dem Roman „Das Collier mit der Herzblume“ von Claudia Wenzel standen auf dem Plan, außerdem eine Fotoausstellung des Stadtarchivs, ein Special-Act zum Auftakt des Welttheaters sowie der Theken-Talk mit Bürgermeister Dimitrios Axourgos und KuWeBe-Vorständin Andrea Perlt.
Erstes Welttheater für KuWeBe-Vorständin
Letztere war am Freitag noch „im strömenden Regen“ zum Wuckenhof gekommen und stand später mit Patricia Riesner vor den Sonnenblumen des Getränkestandes. Einen Dank an alle Helferinnen und Helfer sprach sie aus, an die Kulturstiftung der Sparkasse und die Stadtwerke Schwerte für die finanzielle Unterstützung. „Es ist toll, wie hier alles ineinandergreift.“
Auf ihr erstes Welttheater freut sich Perlt, die im Oktober 2022 zum Kulturbetrieb nach Schwerte gekommen war, ganz besonders: auf die Atmosphäre, die Menschen aus Schwerte und Umgebung. „Grade, weil das Ganze kostenlos ist und im öffentlichen Raum stattfindet, kann es so eine diverse Veranstaltung sein.“ Kinder, junge Menschen, ältere Menschen, ganze Familien oder Freunde, sie alle werden bei der 30. Auflage wieder erwartet.
„Am Samstag bin ich mit der ganzen Familie hier“, sagte Riesner im Gespräch und freute sich am Freitag auf viel „positive Energie“. „Das ist Kultur für umsonst, für alle.“ Eine Veranstaltung mit einer Lockerheit, die zum Lachen bringe, zum Staunen, die Glück verbreite. Auch wenn das nicht immer das Wichtigste sei, Menschen sich Sorgen machten über so viele Dinge, seien es doch die Momente des Glücks, die wir alle gebrauchen könnten.
Wunschbaum mit Kärtchen
Damit Kultur aber auch fernab der Großveranstaltung bei den Leuten ankommt, „müssen wir uns auf Themen einstellen, die die Menschen bewegen“, sagte Riesner vor dem Wunschbaum, an dem viele kleine Kärtchen hingen, mit kurzen Sätzen oder Stichworten, die man im Vorfeld gesammelt hatte. „Ich hätte gern die alten Öffnungszeiten zurück“, stand auf einem Wunschkärtchen, gerichtet an die Stadtbücherei. So pragmatisch kann es eben auch sein.

Und als sich gegen 16 Uhr die zuvor noch kleine Traube an Menschen langsam vergrößerte, kam Stimmung auf am Wuckenhof, in dessen Rondell Diana und Munish mit ihren Kindern saßen. „Ich bin bestimmt zum 25. Mal dabei“, sagte Diana und lachte.

Das Jubiläumsfest, das zu diesem Zeitpunkt erst richtig losgehe sollte, war ausgerichtet, ein schöner kleiner Vorgeschmack zum diesjährigen Welttheater der Straße zu sein. Doch nicht nur die 30. Auflage wurde gefeiert, sondern auch der 20. Geburtstag des Kultur- und Weiterbildungsbetriebes, der 75. Geburtstag der Volkshochschule (VHS) und das nachträgliche 50. Jubiläum der Musikschule.
Bei so vielen Geburtstagen darf sich die Sonne dann auch gerne zeigen – und der Einstieg in einen Text ein kleines bisschen klischeehaft sein.

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