
© Reinhard Schmitz
In diesem neuen Café in Schwerte kann man Kuchen nicht einfach kaufen
Neues Back-Eis-Café in Schwerte
Amaaraas Ecke heißt der Treffpunkt, den Srithas Murugapathmarajah im Gänsewinkel eröffnet hat. Er bedient seine Gäste nicht nur des Geldes wegen. Das sagt ihm sein Hindu-Glaube.
Essen darf man nicht verkaufen. Das ist die feste Überzeugung von Srithas Murugapathmarajah. Sein Hindu-Glaube hat das dem Betreiber des Back-Eis-Cafés gesagt. Schwer zu vereinbaren mit seinem Beruf, der seine kleine Familie ernähren muss. Doch der 28-Jährige hat eine Lösung gefunden. Jeweils von 15.30 bis 17 Uhr bietet er seinen Kunden eine „Happy Hour“ an. Sie dürfen aus dem Angebot von belegten Brötchen über Croissants bis zu Kuchen aussuchen und dafür bezahlen, was sie wollen. Das Geld ist nicht alles für den Inhaber. „Ich freue mich dann, dass ich Essen gegeben habe“, sagt er: „Ich wollte immer sowas machen, jetzt habe ich die Möglichkeit dazu.“
Back-Eis-Café trägt den Namen des Töchterchens
Ende August hat Srithas Murugapathmarajah zusammen mit seiner Ehefrau Sahana Ketheeswaran (23) sein Lokal „Amaaraas Ecke“ an der Grünstraße 73a eröffnet. Benannt ist es nach dem Namen der Tochter, der auf Deutsch so viel wie „niemals endend“ bedeutet. Welche Einjährige kann sonst schon von sich sagen, ein eigenes Back-Eis-Café zu haben? Ihr Name prägt auch die Angebote auf der Speisekarte - seine erste oder zweite Silbe findet sich dort überall angefügt. Deshalb kann man die Waffel Schokaaraa, den Eisbecher Banaaaraalicious und den Pfannkuchen Amaabeere bestellen. Oder einen der Milchschakaaraa. Gerade so, als ob das erfolgreiche Werbekonzept der Kuhbar mit der Scho-kuh-lade grüßen ließe.

Nach ihrem Töchterchen Amaaraa haben Srithas Murugapathmarajah und seine Frau Sahana Ketheeswaran ihr Back-Eis-Café im Gänsewinkel benannt. © Srithas Murugapathmarajah
Die Betreiber wissen, was sie tun. Srithas Murugapathmarajah hat nach seinem Studium in England Erfahrungen als Geschäftsführer der Supermarkt-Kette Tesco gesammelt. Auf der britischen Insel lernte er auch seine Ehefrau kennen, die in Frankreich geboren ist - aber irgendwie auch familiäre Wurzeln in Schwerte hat. Ihre Mutter hatte nach ihrer Flucht vor dem Krieg auf Sri Lanka vor 30 Jahren eine Zeitlang in der Ruhrstadt gelebt und dort einige Klassen der Gesamtschule Gänsewinkel besucht. Wie klein doch die Welt ist. Die Schüler der direkt gegenüberliegenden Gesamtschule zählen heute zu den Hauptkunden von Amaaraas Ecke, wo sie sich schnell mal mit Croissants, Laugenecken oder Pommes eindecken.
Den Nachbarschaftsgedanken wiederbeleben
Große Hoffnungen setzt Srithas Murugapathmarajah aber auch auf die Bewohner der umliegenden Straßen, an deren Türen er 500 Grußbriefe verteilt hat. In dem Dorf Heinsberg bei Aachen, wo er geboren wurde, habe jeder jeden gekannt. So etwas stellt sich der 28-Jährige auch für den Gänsewinkel vor. Früher habe es doch unter den Nachbarn viel mehr Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe gegeben: „Ich will, dass das wieder so wird und fange bei mir an.“ Mit der Gründung von Amaaraas Ecke ist der Treffpunkt geschaffen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
