Wahre Weihnachtsgeschichte: Wie eine Krippe aus Schwerte im Erzgebirge in die Flasche kam

© Reinhard Schmitz

Wahre Weihnachtsgeschichte: Wie eine Krippe aus Schwerte im Erzgebirge in die Flasche kam

rnHobbys in Schwerte

Ihrer Mutter wollte eine Frau aus Sachsen-Anhalt eine ganz besondere Christtagsfreude machen: eine Pyramide in einer Flasche. Was fehlte, war das passende winzige Jesuskind im Stall.

Schwerte

, 23.12.2019, 15:33 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob Maria, Josef und dem Jesuskind nicht schwindelig wird? Unablässig drehen sie sich im kugeligen Bauch einer Flasche um die eigene Achse, sobald draußen das Teelicht entzündet wird. Auf verschlungenen Pfaden kam die Walnuskrippe des Schwerter Bastlers Josef Hellebrand in die Flaschenpyramide, mit der eine Frau aus Sachsen-Anhalt ihrer Mutter das schönste Christtagsgeschenk bereitete. Eine wahre Weihnachtsgeschichte aus dem Westen und Osten Deutschlands, wie sie kein Märchenerzähler erfinden könnte.

Am Anfang war eine Fernsehsendung

Wie kam es zu dem Happy-End unterm Tannenbaum? „Meine Mami hat um die Weihnachtszeit 2017 einen Bericht im Fernsehen über Flaschenpyramiden gesehen“, berichtet Karola Mannigel aus Mollschütz (bei Naumburg/Saale). Schon immer begeistert von erzgebirgischem Kunsthandwerk, habe sie ihr mit leuchtenden Augen von der Sendung erzählt: „Da habe ich meine Chance gewittert, ihr eine Freude machen zu können und habe also begonnen zu recherchieren.“

Auf den Bau von Flaschenpyramiden - so verriet das Internet schnell - verstand sich die Erzgebirgsstube Ellert in Wiesenbad (Erzgebirgskreis). Eine ähnliche Filigranarbeit wie ein Buddelschiff, nur dass die Flaschen natürlich aufrecht stehen, damit die Achse mit dem Propeller oben aus dem Hals herausschauen kann.

Seine Krippenwerkstatt baut Josef Hellebrand in seinem Wohnzimmer auf. Eine Laubsäge, eine Lupe und eine Schachtel mit feinstem Werkzeug - mehr braucht er nicht.

Seine Krippenwerkstatt baut Josef Hellebrand in seinem Wohnzimmer auf. Eine Laubsäge, eine Lupe und eine Schachtel mit feinstem Werkzeug - mehr braucht er nicht. © Reinhard Schmitz

„Schritt 2 war es nun, überlieferte Gegenstände aus der Familie und kleine Sachen zusammenzutragen, die durch die Flaschenöffnung passen“, so Karola Mannigel weiter. Denn die Pyramide sollte etwas ganz Individuelles, von ihr für ihre Mutter. Nur eins fehlte dazu noch: eine winzige Krippe. Und da brachte das Internet Schwerte ins Spiel. Genauer gesagt, einen Bericht der Ruhr Nachrichten über das große Hobby von Josef Hellebrand, der unter der Lupe kunstvolle Krippen schnitzt und in Walnussschalen einbettet.

Ein paar davon schenkt er jedes Jahr dem Hilfsvereins Louisa, der sie an seinem Trödelstand am Cavaplatz zugunsten von Straßenkindern in Argentinien verkauft. Den Kontakt zur Vereinsvorsitzenden Ester Maria Grulke vermittelte die RN-Lokalredaktion - und Karola Mannigel kam sogar zu zwei Nusskrippen. „Ich war überaus glücklich, dass sich noch Menschen finden, die einem so unkompliziert und nett und auf den Punkt helfen“, sagt sie: „Die Nuss sollte also das Herzstück sein.“

Damit die Walnusskrippe auch durch den Flaschenhals ging, musste Josef Hellebrand eine passende Nussschale aussuchen.

Damit die Walnusskrippe auch durch den Flaschenhals ging, musste Josef Hellebrand eine passende Nussschale aussuchen. © Karola Mannigel

Nussschale maßgenau zum Flaschenhals ausgesucht

Sie war Maßarbeit von Josef Hellebrand. „Die Frau hat geschrieben, wie groß die Flaschenhälse sind. Danach habe ich die Nuss ausgesucht“, berichtet der 82-Jährige. Derweil entstanden am Zeichentisch in Sachsen-Anhalt die ersten Entwürfe, wie denn die Flaschenpyramide ausssehen sollte. „Ich zeichnete mir einige Variaten und fuhr mit allen Sachen und Ideen im Gepäck in die Erzgebirgsstube“, erzählt Karola Mannigel.

Die Inhaber halfen beim Plan für die endgültige Gestaltung, die ruck-zuck fantastisch umgesetzt worden sei. Für ein paar Spielzeuge aus Kindertagen waren die Flaschenhälse aber definitiv zu eng. Deshalb wurde die Buddelpyramide auf ein hölzernes Rondell gesetzt, das als Bühne zum Aufstellen der Erinnerungsstücke dienen kann.

Damit die Walnusskrippe auch durch den Flaschenhals ging, musste Josef Hellebrand eine passende Nussschale aussuchen.

Damit die Walnusskrippe auch durch den Flaschenhals ging, musste Josef Hellebrand eine passende Nussschale aussuchen. © Karola Mannigel

Zur Präsentation seiner Walnusskrippen hat Josef Hellebrand in diesem Jahr einen Setzkasten gebastelt, der an den Stufengiebel des Alten Rathauses erinnert. Im Rahmen des Schwerter Krippenweges ist er derzeit im Schaufenster des Schuhhauses Hanna am Markt zu bewundern. Für sein Zuhause hat der Rentner aber ein Duplikat angefertigt: „Sonst sagt meine Frau: Das Schönste gibst du immer weg.“

So ganz kann das nicht ganz stimmen. Die komplette Weihnachtsdekoration hat er an seinem Wohnzimmertisch gebastelt - vom Christbaumschmuck bis zur geschnitzten Krippe in einer Eichenwurzel vom Ebberg.

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