In seinem Elternhaus – so erzählte er einmal – wurde immer geholfen, wo es nötig war. Eine Erfahrung, die das Leben von Norbert Bosse-Plois nachhaltig prägen sollte.
Der langjährige Vorsitzende des Vereins für Soziale Integrationshilfen (VSI) und überzeugte Christdemokrat, der in Soest eine Blindenschule leitete, ist am 13. Mai im Alter von 93 Jahren gestorben. Sein soziales Engagement wurde 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Band geehrt. 2008 erhielt er die Stadtmedaille und 2010 die Pannekaukenfrau des Hansevereins.
Zum Abi nach Paderborn
Die heimelige Förster-Großfamilie im Dorf Marschallshagen bei Lichtenau musste Norbert Bosse-Plois schon früh verlassen. Für das Abitur zog er in ein möbliertes Zimmer nach Paderborn, wo die Lehrer dem Landjungen mit der frischen Gesichtsfarbe den Spitznamen „Milch und Blut“ gaben.
Ein Erlebnis, das ein abschreckendes Pädagogik-Beispiel für den späteren Sonderpädagogen und Berufsschullehrer blieb. Eigentlich hatte er ja Architekt werden wollen, doch die Mutter wünschte eine sichere Beamtenkarriere. Das Studium der Sonderpädagogik in Köln war in doppelter Hinsicht erfolgreich. Denn hier warf die spätere Ehefrau ein Auge auf den Kommilitonen mit den auffälligen Knickerbocker-Hosen.

39 Jahre lang war Norbert Bosse-Plois anschließend im Schuldienst tätig. Davon allein 18 Jahre an der Berufsschule für Blinde in Soest, wo der Oberstudiendirektor bei seiner Verabschiedung 1995 noch erleben konnte, dass der erste Jahrgang das Abitur ablegte. Lange dauerte der Ruhestand nicht. Denn der Verein für Soziale Integrationshilfen brauchte einen neuen Vorsitzenden.
Dem damaligen Caritas-Chef Norbert Westphal gelang mit seinem Kandidaten-Vorschlag ein Glücksgriff: Von 1996 bis 2011 leitete Norbert Bosse-Plois den Träger der freien Jugendhilfe, der sich die Betreuung gefährdeter Jugendlicher und Erwachsener auf die Fahnen geschrieben hatte. In dieser Ära wurde unter anderem das Projekt „Schwerter für Kids“ ins Leben gerufen. Das VSI-Team wuchs auf acht hauptamtliche Mitarbeiter und bis zu 15 Honorarkräfte.
Kirchenvorstand in St. Marien
Auch die katholische Mariengemeinde konnte auf die ehrenamtliche Mitarbeit von Norbert Bosse-Plois bauen. Er brachte sich unter anderem im Kirchenvorstand ein, wo er Sprecher des Kindergarten-Ausschusses wurde. Darüber hinaus versuchte er als Schiedsmann des Amtsgerichts, für zivile Streitigkeiten anstelle eines Prozesses eine Lösung per Aussöhnung zu finden.
Für die CDU gehörte Norbert Bosse-Plois von 1975 bis 1990 dem Stadtrat an, wo er auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden übernahm. Auch aus dieser Zeit gibt es eine sehr menschliche Anekdote. Dauerten die Sitzungen mal länger, brachten seine Kinder ihm „Bütterkes“ ins Rathaus.
Seine letzte Ruhe fand der Gestorbene am Mittwoch (22. Mai) auf dem Katholischen Friedhof an der Friedhofstraße.