Vom Gymnasium auf die Gesamtschule? Dafür gibt es in Schwerte zu wenig Plätze

© Foto: Manuela Schwerte

Vom Gymnasium auf die Gesamtschule? Dafür gibt es in Schwerte zu wenig Plätze

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Das Kind erst aufs Gymnasium schicken und abwarten, ob es das packt? Falls nein, kann es ja immer noch auf die Gesamtschule? Das sollten Eltern nicht denken. Sie riskieren eine Absage.

Schwerte

, 15.03.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es steht ganz deutlich im Text, den die Stadt Schwerte veröffentlicht und den Eltern zur Verfügung gestellt hatte: „Den Erziehungsberechtigten wird geraten, die Schulformempfehlung der abgebenden Grundschule im Interesse ihrer Kinder in ihre Überlegungen einfließen zu lassen.“

Und noch deutlicher: „Bei der Wahl der Schulform Gymnasium werden die Erziehungsberechtigten darauf hingewiesen, dass bei einem Scheitern in der Erprobungsstufe eine Aufnahme an einer Schwerter Gesamtschule nicht gewährleistet werden kann.“

Soll heißen: Falls das Kind nach der sechsten Klasse das Gymnasium verlässt, bekommt es nicht unbedingt einen Platz an einer Schwerter Gesamtschule, sondern muss nach Iserlohn oder Dortmund oder in eine andere Nachbarstadt.

Im alten System mit Real- und Hauptschule war es anders

„Früher war es ganz einfach“, erinnert sich Jürgen Priggemeier, der Leiter der Gesamtschule am Gänsewinkel: „Wenn ein Kind auf dem Gymnasium nicht zurechtkam, ist es zur Realschule gewechselt. Und andere sind von der Realschule auf die Hauptschule gewechselt - und das war normalerweise kein Problem.“

Im System mit der Gesamtschule sei das nicht mehr so einfach. Denn die Kapazitäten seien nun einmal erschöpft, verdeutlicht Priggemeier. Für das kommende Jahr beispielsweise hat er nur 108 Plätze für Schüler: vier Klassen à 27 Schüler, das erlaubte Maximum an Klassengrößen.

Inklusion gibt es nur noch an den Gesamtschulen

Denn: Inklusion ist seit dem laufenden Schuljahr nur noch Aufgabe der Gesamtschulen, nicht mehr der Gymnasien. Kinder mit „festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf“ kommen dort in die Klassen - 2019/20 werden es übrigens an der Gesamtschule am Gänsewinkel als auch an der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG) jeweils neun dieser Kinder sein.

Inklusion bedeutet mehr Aufwand, spezielles Personal, dadurch natürlich immer ein bisschen mehr Unruhe im Klassenzimmer. Deshalb liegt die Grenze bei 27 Schülern - und damit niedriger als das Maximum an Gymnasien (31).

Mehr als 108 Plätze stehen nicht zur Verfügung

108 Plätze - mehr gibt es nicht. Das gilt für den Gänsewinkel wie für die TFG. Und das Maximum ist mit Schuljahresbeginn schon erreicht - das wird auch 2019/20 so sein. 138 Anmeldewünsche hatte die Gesamtschule am Gänsewinkel. Bei fünf Schülern aus Iserlohn und Dortmund war die Ablehnung klar.

Blieben 25 weitere Absagen, die per Los ermittelt wurden. Dann wurde geschaut: Welche Schule haben die Eltern als Zweitwunsch angegeben? In den meisten Fällen (21) war das die TFG. An der wiederum danach 107 von 108 Plätzen vergeben waren.

„Wir können punktuell helfen, aber wirklich nur punktuell“, unterstreicht Jürgen Priggemeier. Deutlich häufiger müsse er aber Absagen erteilen, wenn Eltern Sechstklässler oder ältere Kinder nun zur Gesamtschule Gänsewinkel schicken wollen. Mehr als ein Dutzend Fälle pro Schuljahr seien das, erläutert Priggemeier.

Selbst der Eltern-Vertreter wird häufiger angerufen

Das komme häufiger vor, weiß auch Tim Decker, der Vorsitzende der Schulpflegschaft an der Gesamtschule. „Mich haben auch schon Eltern angerufen und gebeten, ob ich nicht ein gutes Wort für sie bei Herrn Priggemeier einlegen kann.“ Dabei könne auch er da nichts tun, so Decker. Die Gesamtschule sei einfach so beliebt, dass sie an ihre Grenzen gekommen sei.

Priggemeier rechnet vor: 60 Prozent der Schwerter Fünftklässler gingen auf die Gesamtschulen, 40 Prozent zum Gymnasium - diese Zahl sei auch für 2019/20 stabil.

Natürlich: Längerfristig könne ein Ausbau der Schule helfen, mehr Plätze zur Verfügung zu stellen. Nur: So einfach sei das ja nicht. Man stehe in ständigem Kontakt mit den Verantwortlichen im Rathaus. „Und welche Möglichkeiten es überhaupt geben könnte, das sondiert man gerade.“

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