Maekele Hailu ist als Geflüchteter aus Eritrea gekommen und hat in Deutschland das gefunden, wonach er gesucht hat. © Laura Schulz-Gahmen

Erfolgsgeschichte

Vom Geflüchteten zum Postzusteller - Maekele Hailus emotionaler Weg

Die Wahl haben, das kannte Maekele Hailu nicht. Trotzdem hat er sich genau dafür entschieden, indem er aus Eritrea flüchtete. In Deutschland hat er gefunden, was ihm in der Heimat fehlte.

Schwerte

, 09.08.2020 / Lesedauer: 4 min

Emotional ist die Geschichte von Maekele Hailu (25) aus Eritrea – emotional aber auch ermutigend. Und ein positives Beispiel für alle, denn er hat als Geflüchteter genau das geschafft, was er sich immer gewünscht hat: Er hat eine Arbeit, die ihm Spaß macht und darf seine Meinung frei äußern.

Sechs Jahre ist es her, dass Maekele Hailu aus dem nordafrikanischen Land Eritrea flüchtete. Er kommt aus einer kleinen Stadt nahe der Grenze zu Äthiopien, dort ist er aufgewachsen.

Ein langer Weg bis Deutschland

„Ich bin aus politischem Grund geflohen. In Eritrea herrscht Diktatur und man muss mit 18 Jahren zum Militär“, sagt Maekele Hailu. Das sei dort Pflicht. Egal ob Mann oder Frau, wer sich weigert, der komme in Gefängnis.

Der heute 25-Jährige wusste genau was auf ihn zukommen würde: „Mein Vater war beim Militär, mein großer Bruder ist beim Militär gestorben. Das wollte ich nicht.“ Er ist geflohen.

Zuerst war er ein Jahr mit seiner Schwester in Äthiopien in einem Flüchtlingscamp. Von dort ging für ihn weiter in den Sudan, von dort ging es durch die Sahara nach Libyen. Die Sahara ist eine Trockenwüste in Nordafrika. Bei der Flucht durch die Wüste sterben viele Geflüchtete. Maekele Hailu ist in Libyen angekommen und reiste von dort über das Mittelmeer weiter nach Italien. „Es war gefährlich, aber ich hatte keine Wahl. Ich bin ohne Meinungsfreiheit aufgewachsen“, sagt er.

Praktikum brachte ihn zur Deutschen Post

Von Italien kam er dann nach Frankfurt am Main. Von dort ging es weiter nach Dortmund. Hier kam er in ein Flüchtlingscamp. Danach war er rund eineinhalb Jahre in Werl. „2016 kam ich dann nach Dortmund in eine Wohnung“, sagt Maekele Hailu. Hier lebt er noch heute, „hier fühle ich mich wohl“. Seine Schwester lebt heute in den Niederlanden.

Er ging zur Schule, holte seinen Hauptschulabschluss nach und besuchte parallel einen Sprachkurs. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Lagerarbeiter und machte verschiedene Praktika – auch bei der Deutschen Post.

Zwei Wochen lang begleitete Maekele Hailu einen Postzusteller, wie es korrekt heißt. „Briefträger“ oder „Postbote“ nennen die meisten ihren Postzusteller.

Danach wusste er, dass er das auch werden möchte. „Ich bin gerne draußen und den ganzen Tag sitzen, das ist nichts für mich“, sagt er. Er hat eine Bewerbung abgegeben und wurde genommen. Er habe sich sehr gefreut und hat die Ausbildung in Iserlohn 2018 begonnen.

„Arbeit geht vor“

„Anfangs war es schon schwer, wegen der Sprache. Nach sechs Monaten hat er Nachhilfe genommen und von da an lief alles besser. Im Juli 2020 hat er seine Prüfung erfolgreich abgelegt. Jetzt ist er offiziell „Fachkraft für Kurierexpress und Postdienstleister“ in Teilzeit und arbeitet mit 21 Kolleginnen und Kollegen für die Post Schwerte.

Maekele Hailu mit seinem Postrad. Bald schon möchte er mit dem Auto fahren. © Laura Schulz-Gahmen

Sein Job macht Maekele Hailu viel Spaß: „Ich freue mich, wenn ich mich mit Kunden unterhalten kann und sie fragen woher ich komme“, sagt er. Bald möchte der 25-Jährige auch in Vollzeit arbeiten. Damit das klappt, macht er gerade seinen Führerschein.

Wenn er den hat, möchte er nicht nur Vollzeit arbeiten, sondern auch nach Schwerte ziehen. „Die Leute in einer kleinen Stadt sind alle so nett“, sagt der Postzusteller. Freunde habe er zwar in Dortmund, „aber Arbeit geht vor“, sagt er.

Prüfung „super bestanden“

Sein Teamleiter Thomas Biereke bei der Deutschen Post ist besonders stolz auf Maekele Hailu: „Er sticht schon heraus. Er hat absolute Willensstärke und hatte mit seinem Hintergrund viel zu bewältigen wie beispielsweise das völlig andere Schriftbild in seiner Heimat. Er hat unheimlich viel geleistet und ich bin mir sicher, dass er noch viel leisten wird.“

Außerdem habe Maekele Haili nicht nur einfach seine Prüfung zum Postzusteller bestanden, sondern „super bestanden“. „Und das unter solchen Umständen“, betont Thomas Biereke. Andere Auszubildende würden noch bei den Eltern wohnen und Maekele Hailu habe sich allein durchkämpfen müssen und hat trotzdem ein super Ergebnis erzielt.

Meinungsfreiheit gibt es nicht

Dem Geflüchteten aus Eritrea ist wichtig, dass die Menschen in seiner neuen Heimat verstehen, was in Eritrea los ist, weshalb er geflohen ist. „Viele Menschen sitzen in Eritrea im Gefängnis“, sagt Maekele Hailu. „Auch Mädchen müssen mit 18 Jahren zum Militär. Ich habe früh gewusst, dass ich das nicht mache“, sagt der 25-Jährige. Er habe nur gedacht: „Ich muss hier weg.“

Heute ist der Flüchtling mit seinen Freunden in den Sozialen Medien aktiv. Sie versuchen der Welt zu zeigen, wie es ist, in Eritrea zu leben. „Es gibt dort keine Wahl, seit 27 Jahren gab es nur einen einzigen Präsidenten“, sagt Maekele Hailu. Weiter beschreibt er das Leben in Eritrea so: „Wer seinen Mund aufmacht, der muss ins Gefängnis.“ Etwas wie Meinungsfreiheit gibt es dort nicht.

Jetzt sei aber alles gut. Maekele Hailu ist froh, dass er jetzt eine Arbeit hat, eine eigene Wohnung, bald einen Führerschein und vor allem, dass in Deutschland Meinungsfreiheit herrscht. „Ich will nicht immer traurig sein. Am Anfang war ich das. Aber jetzt geht schon alles“, sagt er. Jetzt freut er sich auf die Zukunft, denn er hat ja einen Plan.

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