In Hans-Jürgen Schumachers (79) Hausflur sieht es aus wie in einer Kunstgalerie. Der Künstler aus Schwerte-Ergste hält stolz die Wohnungstür auf: „Hereinspaziert“, sagt er mit einem Grinsen. Der 79-Jährige trägt ein T-Shirt mit Bildern von Vincent Van Gogh: „Ich bin ein großer Fan.“ Das sieht man auch an den Bildern, die hier hängen.
Es sind Werke wie die „Fünfzehn Sonnenblumen“, „Die Caféterrasse am Abend“ oder „Das Porträt des Dr. Gachet“: „Das Original gilt als verschollen. Dabei habe ich es doch hier bei mir in Ergste im Flur hängen“, scherzt der Rentner. Dass dieses Bild in Ergste nicht das Original sein kann, ist Hans-Jürgen Schumacher bewusst. Er hat es schließlich selbst gemalt – und das offenbar so gut, dass ihn seine Freunde „Vincent“ nennen.

„Ich bin ein Perfektionist“
„Ich habe alleine 100 Bilder von Van Gogh gemacht“, berichtet Hans-Jürgen Schumacher. „Ich finde die Art und Weise, wie er Bilder gemalt hat, toll. Ich mag die Motive und die Farben. Wenn ich ein Bild von ihm nachgemalt habe, dann habe ich mich auch mit seiner damaligen Situation und dem Ort, wo er sich zum Zeitpunkt des Kunstwerks aufgehalten hat, beschäftigt.“
Schon seit seinem 17. Lebensjahr malt Hans-Jürgen Schumacher: „Damals war ich in einem zweiwöchigen Österreich-Urlaub und habe einem Künstler beim Malen zugesehen. Direkt im Anschluss habe ich mir Malsachen gekauft und losgelegt. Mein erstes Motiv war eine Kirche in den Bergen.“ Inzwischen ist der Künstler 79 Jahre alt und denkt noch nicht über das Aufhören nach.
Mit einer Raster-Technik malt er die großen Werke Van Goghs nach. Als Vorlage nutzt er meist Postkarten oder Fotos. Zunächst wird das Raster auf die Vorlage gezeichnet und im Anschluss fein säuberlich jedes Quadrat auf ein leeres Blatt oder eine leere Leinwand übertragen. Hans-Jürgen Schumacher geht dabei sehr genau vor: „Ich bin ein Perfektionist und sehr ehrgeizig.“
Das sieht man auch an seinem Lieblingsstück und persönlichen Meisterwerk. Es hängt im Essbereich: „Das Werk ist unverkäuflich“, sagt er stolz und knipst das Licht an. „Die Kartoffelesser“ hängen hier an der Wand. Ein Bild, das eine eher düstere Stimmung vermittelt. Fünf Menschen sitzen an einem Tisch, über dem eine Lampe hängt: „Die Details haben mich fertig gemacht. Ich habe auch kurz aufgegeben. Aber meine Frau wusste genau: Wenn ich einmal angefangen habe, bringe ich es auch zu Ende.“ Für das Bild habe er vier Wochen gebraucht, andere male er innerhalb von einer Woche.
Zusammen mit seiner Frau habe er schon Reisen unternommen, die die beiden ganz nah an die Spuren des niederländischen Künstlers Van Gogh herangeführt hätten: „Wir waren schon in Otterlo oder Amsterdam und haben uns dort originale Bilder von ihm angeschaut. Das ist schon immer ein tolles Gefühl, vor seinen Werken zu stehen. Diese gelben und blauen Farben gefallen mir so gut.“

Nur noch eigene Werke
Trotz seiner großen Begeisterung für Van Gogh malt der Ergster „Vincent“ inzwischen nur noch eigene Werke: Erinnerungen aus Urlauben oder Motive von Postkarten. „Für mich ist das Malen meine Leidenschaft. Ich kann stundenlang malen. Ich mache mir dann meistens Musik an oder im Sommer öffne ich das Fenster und lausche den Vögeln. Dann fange ich an zu malen und vergesse die Welt.“
Hans-Jürgen Schumacher hat in seinem Leben schon einige Werke verkauft: „Es kommen auch Leute aus anderen Städten, um sich meine Bilder anzusehen. Ein Mann kam mal aus Bochum, um ein Bild zu kaufen.“ 2025 möchte der 79-Jährige wieder mit dem Schwerter Kunstverein ausstellen. Dann öffnet er die Türen seines Kellers und Interessierte dürfen eintauchen in eine Welt aus Porträts, Maisfeldern, Blumen und malerischen Landschaften.
Dieser Text erschien erstmalig am 21. Dezember 2024.