Schwerte ohne verkaufsoffene Sonntage? Das stand zwischenzeitlich zur Debatte. Peter Rienhöfer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, spricht im Interview über die großen Herausforderungen, die die Organisation mit sich bringt, über den Stellenwert von verkaufsoffenen Sonntagen für eine Stadt und seine persönliche Motivation.

In einem Gespräch mit unserer Redaktion im September haben Sie erzählt, dass es schwierig werden könnte, weiterhin verkaufsoffene Sonntage in Schwerte zu organisieren. Warum ist das so?
Ich organisiere verkaufsoffene Sonntage seit zehn Jahren. Damals haben wir einfach Herrn Böckelühr [den damaligen Bürgermeister, Anm. d. Red.] informiert und er wünschte uns viel Erfolg. Heute erstellen wir ein knapp 60-seitiges Sicherheitskonzept, das alle möglichen Gefahrensituationen, von Unwetter bis Terror, abdeckt. Wir entwickeln ein Personenleitsystem zur Steuerung bei Überfüllungen und haben ein Fluchtwegkonzept für besondere Lagen. Ein Sicherheits- und Sanitätsdienst ist ebenfalls eingebunden. Vorab müssen wir detaillierte Pläne einreichen, die jeden Stand, die Gas-, Wasser- und Stromversorgung sowie potenzielle Gefahrenpunkte, wie betankte Fahrzeuge und Explosionsgefahr, beinhalten. Solche umfassenden Überlegungen waren vor zehn Jahren undenkbar.
Wie lange dauert die Organisation?
Ich habe in der Vergangenheit zum Großteil die Vororganisation selbst durchgeführt. Mit einer Bürokraft, die die Schreibarbeit für mich übernommen hat. Aber da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen bin. Ich habe mein eigenes Unternehmen, muss gucken, dass ich mich auch darum kümmere. Die Woche vor einem verkaufsoffenen Sonntag bin ich fast ausschließlich im Tunnelblick auf die Veranstaltung gewesen. Dazu kommen Vorgespräche mit der Polizei, um noch einmal über das Sicherheitskonzept zu sprechen. Weil dieses Thema sich auch ständig verändert.
Sie hatten im September schon angedeutet, dass Sie Gespräche mit dem Stadtmarketing führen und eine Kooperation anstreben?
Wir sind kurz vor der finalen Einigung, sodass das Stadtmarketing uns unterstützt und wir dann auch die vier verkaufsoffenen Sonntage im Jahr in Zukunft weiter stattfinden lassen können. Das heißt: Der organisatorische Part wird vom Stadtmarketing ausgeführt, die Realisierung liegt weiterhin bei der Werbegemeinschaft.
Wie viele Leute werden zur Realisierung am Tag eines verkaufsoffenen Sonntags benötigt?
Das ist total unterschiedlich. Beim letzten Mal brauchten wir allein spontan 30 Ordner [Anm. d. Red.: Die hohe Anzahl war den Vorfällen in Solingen geschuldet. Dort hatte ein Mann auf einem Stadtfest am 23. August drei Menschen mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt. Dadurch musste das Sicherheitskonzept auch für Veranstaltungen in Schwerte verschärft werden]. Morgens müssen dann die Händler eingeteilt werden, die Straßensperrungen müssen kontrolliert und durchgeführt werden. In der Regel sind für die Grundorganisation von morgens bis abends zehn Personen mit auf der Fläche.
Warum setzen Sie sich für die verkaufsoffenen Sonntage in diesem Maße ein?
Diese Frage stellt mir meine Frau immer in der Woche davor. Für mich bringt es keine finanziellen Vorteile, besonders nicht in der Augenoptik. Der Zeitaufwand führt nicht zu mehr Umsatz, und viele Gewerbetreibende sehen es ähnlich. Der Sonntag ist eher eine Image-Aussage für die Stadt. Es gibt sogar einen „verkaufsoffenen Sonntagstourismus“, bei dem Leute gezielt Städte mit solchen Sonntagen besuchen. Das ist ein Aushängeschild für Städte und ihren Handel. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass Schwerte eine attraktive Stadt mit funktionierendem Handel ist, weshalb ich mich dafür einsetze. Das ist heute nicht selbstverständlich für eine Stadt.
Warum eigentlich nicht? Welche weiteren Vorgaben müssen erfüllt sein, damit ein verkaufsoffener Sonntag in einer Stadt überhaupt organisiert werden darf?
Die Grundvoraussetzung ist, dass er an eine Großveranstaltung gekoppelt ist, damit mehr Besucher durch dieses Event in die Stadt kommen als durch den Handel selbst. In Hagen hat Verdi beispielsweise in der Vergangenheit häufig verkaufsoffene Sonntage am Freitag davor abgemahnt, da die Grundvoraussetzungen oft nicht prüfbar oder belegbar waren. Wir hingegen öffnen nicht nur unsere Geschäfte. Wir bieten komplette Großveranstaltungen an, was uns rechtssicher gegenüber Verdi macht. Das sind meistens Veranstaltungen wie eine Kirmes oder ähnliche Feste.
Umso besser, dass das Stadtmarketing jetzt bei der Organisation mithilft. Wie zufrieden sind Sie mit den Gesprächen?
Wir haben schon länger gebraucht, um einen Vertrag zu erstellen und darin festzuhalten, wer was übernimmt. Wir sind aber jetzt guter Dinge, dass wir das so hinbekommen werden. Der Prozess ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber es sieht ganz gut aus. Es ist der einzige Weg, ansonsten hätten wir uns ganz klar von verkaufsoffenen Sonntagen trennen müssen. Auch die Kreispolizeibehörde hat ganz klar gesagt, dass sie Bedenken äußern, ob ein Augenoptiker in der Lage ist, solch eine Großveranstaltung zu organisieren. Das ist schon eine Aufgabe, die da gestemmt werden muss.
Verkaufsoffene Sonntage für 2025
- 2. März: Frühlingserwachen mit Holland-Markt und Schwerte Kulinarisch
- 4. Mai: Mobil in den Frühling mit Autoshow und Drahteselmarkt und ebenfalls Schwerte Kulinarisch
- 14. September: parallel zum Pannekaukenfest
- 26. Oktober: Herbstzauber
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals am 2. Januar 2025 erschienen.