Beruflicher Neustart nach 20 Jahren Auszeit Annika Schewior (41): „Papierkram ist meine Welt“

Annika Schewior (41) macht eine Umschulung: „Papierkram ist meine Welt“
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Für Annika Schewior (41) aus Lünen geht es nach über 20 Jahren zurück auf die Schulbank. Die 41-jährige Mutter von zwei Kindern macht seit Mai eine Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Ursprünglich hatte die Lünerin als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte gearbeitet. Nach der Ausbildung kamen die Kinder und sie ging in Elternzeit. Arbeiten war deswegen länger kein Thema für sie. Mittlerweile sind Tochter (16) und Sohn (15) im Teenageralter und für Annika Schewior war klar: „Beruflich möchte ich unbedingt wieder Fuß fassen.“

Der Wiedereinstieg in ihren Ausbildungsberuf klappte jedoch nicht. Eineinhalb Jahre lang arbeitete sie deswegen zunächst als Schulprojekthelferin in einer Grundschule, unterstütze die Lehrkräfte beispielsweise bei der Unterrichtsvorbereitung. Später übernahm sie dann Aufgaben in der Verwaltung. Nach fünf Jahren lief das vom Jobcenter geförderte Programm jedoch aus und Annika Schewior war wieder arbeitssuchend.

Gesundheitsbranche boomt

Schon beim ersten Beratungstermin bei der Arbeitsagentur in Lünen schlug Beraterin Maria Kok der 41-Jährigen eine Umschulung vor. Wenn man länger als vier Jahre aus dem gelernten Beruf raus ist, gilt man nämlich als ungelernte Kraft, erklärt sie. Bei Annika Schewior sind es nun mehr als 20 Jahre.

Trotz der langen Auszeit hat sie der Vorschlag, eine Umschulung zu machen, nicht abgeschreckt. Im Gegenteil: „Wenn sich die Gelegenheit bietet, warum sollte man sie nicht ergreifen?“, sagt sie und verweist auf ihr Ziel, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu wollen.

Welche Umschulung es werden soll, war für die Zweifachmama auch schnell klar. Während der Grundkompetenzen-Schulung bei der Werkstatt im Kreis Unna (Wiku), an der Umschüler im Vorhinein teilnehmen, wurde der Beruf zur Kauffrau im Gesundheitswesen vorgestellt. „Die Gesundheitsbranche boomt“, erklärt Peter Höck, Standortleiter der Signal gGmbH in Schwerte, einer Tochter der Werkstatt im Kreis Unna. Vor fünf Jahren hatte er sich darum bemüht, Kaufleute im Gesundheitswesen in Schwerte umschulen zu können.

Mitarbeiter der Arbeitsagentur und der Werkstatt im Kreis Unna stehen um einen Tisch herum.
Auf dem Weg zur Kauffrau im Gesundheitswesen wird Annika Schewior (M.) unterstützt und begleitet von Olaf Bonas (l.), Ralph Willmes (3.v.r.) und Lisa Wetter (r.) von der Werkstatt im Kreis Unna sowie von Patricia Lubecki (2.v.l.) und Maria Kok (3.v.l.) von der Arbeitsagentur in Lünen. Peter Höck (2.v.r.) hat sich als Standortleiter der Signal gGmbH in Schwerte, einer Tochterfirma der Wiku, um den Umschulungsberuf bemüht. © Katharina Rieger

Und genau dort ist Annika Schewior auch schließlich gelandet. Anders als andere Träger, bietet die Wiku am Standort Schwerte die Umschulung in Präsenz an. Das war für die 41-Jährige ein ausschlaggebendes Argument:. „Ich brauche diesen Frontalunterricht. Auch die kleinen Gruppen, die es hier gibt, finde ich super. Je kleiner, desto intensiver kann man miteinander lernen.“

Umschulung nicht immer das Ziel

Doch eine Umschulung, wie Annika Schewior sie macht, sei nicht immer das Ziel und müsse auch nicht immer aus einer Arbeitslosigkeit hinaus aufgenommen werden, so Patricia Lubecki von der Arbeitsagentur in Lünen. „Eine Umschulung oder Weiterbildung kann auch während einer Berufstätigkeit sinnvoll sein.“ Die Kosten für Weiterbildungen werden in einigen Fällen auch von der Agentur übernommen. Wichtig sei nur, dass Interessierte keine Scheu haben, sich bei der Arbeitsagentur zu melden, betont Lubecki. „Wir beraten jeden individuell über die jeweiligen Möglichkeiten.“

Mit Annika Schewior sind zwei weitere Frauen und ein Mann in die Umschulung gestartet. Ab Januar 2024 starten sie dann ins achtmonatige Praktikum. Das möchte die 41-jährige Lünerin am liebsten im Verwaltungsbereich eines Krankenhauses oder der vollstationären Pflege absolvieren.

„Leben ist ein ständiger Lernprozess“

Insgesamt dauert die Umschulung 21 Monate. Davon bleiben Annika Schewior abzüglich Praktikums- und Urlaubszeiten nur rund 12 Monate, um den gesamten Stoff zu lernen. Das sei schon sportlich, findet sie. Aber als zweifache Mutter komme sie aus dem Lernen sowieso nie richtig raus.

„Das ganze Leben ist eigentlich ein Lernprozess, in dem man sich ständig weiterentwickelt.“ Ob sie irgendwann noch den Fachwirt dranhängt, sei noch unklar. Erst einmal möchte Annika Schewior wieder im Berufsleben ankommen.

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