Warnstreik legt Produktion bei Ültje lahm Süßwarenbranche aus ganz NRW blickt nach Schwerte

Warnstreik stoppt Produktion bei Ültje: 9,9 Prozent mehr Lohn gefordert
Lesezeit

Kurzerhand wurde die Gewerkschaftsfahne zur Limbo-Stange umfunktioniert, unter der ein Tänzer in gelber Warnweste gekonnt im Rhythmus der Musik hindurchtauchte.

Auch wenn es um eine ernste Sache ging: Die Kolleginnen und Kollegen der Ültje-Snackfabrik vergaßen beim Warnstreik auch ihren Spaß nicht. Die Fahnenschwenker verkürzten mit ihrer spontanen Showeinlage am Donnerstagmittag (22.8.) die Wartezeit auf die Kundgebung vor den Werktoren auf der Binnerheide in Schwerte.

Früh- und Spätschicht streiken

Dort warteten die streikenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Spätschicht bereits auf ihre Kollegen, die nach der Frühschicht aus dem Betrieb herauskamen. In beeindruckender Zahl wollten sie ihre Entschlossenheit demonstrieren, mit der sie hinter den Gewerkschaftsforderungen für deutlich verbesserte Löhne stehen.

Auf 120 schätzte Samir Boudih, Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 14 Stunden lang wollten sie die Produktion im Werk Schwerte von Intersnack Deutschland stilllegen, wie der Betrieb auf der Binnerheide offiziell heißt.

Ein Ültje-Mitarbeiter in Warnweste hält eine Fahne, unter der ein anderer Limbo tanzt.
Mit einem gekonnten Limbo-Tanz mit der Gewerkschaftsfahne verkürzten zwei Kollegen die Wartezeit auf die Kundgebung vor dem Ültje-Gelände. © Reinhard Schmitz

Er lag am Donnerstag im Blickpunkt der ganzen Branche aus NRW. Denn im Land war es an diesem Tag der einzige Warnstreik, dem an anderen Orten in den nächsten Tagen weitere koordinierte Aktionen der Gewerkschaft folgen sollen. Ültje war bewusst ausgewählt worden, weil die Gewerkschaft dort bei den Mitarbeitern stark verwurzelt ist. Wie hoch der Organisationsgrad innerhalb der Belegschaft ist, verriet Samir Boudih nicht. Aber er betonte: „Wir würden hier nicht so selbstbewusst auftreten, wenn wir nicht gut organisiert wären!“

NGG-Gewerkschaftssekretär Samir Budih spricht vor der Ültje-Fabrik in Schwerte.
„Wir betteln nicht, wir streiken“, sagt NGG-Gewerkschaftssekretär Samir Budih selbstbewusst zu seinen streikenden Kollegen bei Ültje auf der Binnerheide. © Reinhard Schmitz

Unterstützung von außen

Dabei konnten die Ültje-Mitarbeiter auf breite Unterstützung von außen bauen.

Der Bundestags-Abgeordnete Jens Peick (SPD), der Dortmunder NGG-Geschäftsführer Torsten Gebehardt und die NGG-Landesbezirkssekretärin Ina Korte-Grimberg führten die Liste der prominenten Rednerinnen und Redner an. Und auch der Betriebsrats-Vorsitzende der Dortmunder DAB-Brauerei kam nach Schwerte, um seine Solidarität zu bekunden.

Mitarbeiter in Warnwesten halten eine NGG-Fahne vor dem Ültje-Gebäude in Schwerte hoch.
Zum Warnstreik bei Ültje hatte die Gewerkschaft NGG am Donnerstag (22.8.) im Rahmen des laufenden Tarifstreits die Kollegen von Ültje auf der Binnerheide aufgerufen. © Reinhard Schmitz

Damit sollte den Tarifforderungen der Gewerkschaft vor der nächsten Verhandlungsrunde am 4. September in Krefeld Nachdruck verliehen werden. Sie will für die Beschäftigten ein Lohn-Plus von 9,9 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr erkämpfen.

„Mindestens sollen dabei 360 Euro mehr pro Monat für das Portmonee der Intersnack-Beschäftigten in Schwerte herauskommen“, erklärte Samir Boudih. Für die Auszubildenden wolle man monatlich zusätzlich 190 Euro je Ausbildungsjahr erreichen. Die Arbeitgeber hätten bislang „kein brauchbares Angebot gemacht“. Sie hätten bei einer Laufzeit von 24 Monaten nur von einem Reallohnzuwachs gesprochen, ohne die Höhe zu beziffern und „irgendwas über Altersvorsorge“.