Post muss noch lange Miete für leere Karstadt-Hallen zahlen Zieht bald ein neuer Nutzer ein?

Post zahlt noch lange für leere Karstadt-Hallen: Neuer Nutzer in Sicht
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Bei der Porto-Erhöhung feilscht die Post quasi um jeden Cent. In anderen Haushaltsbereichen scheint das Großunternehmen sich weniger pingelig zu geben. An der Konrad-Zuse-Straße in Schwerte lässt es die riesigen Karstadt-Hallen leer stehen, für die weiter Mietforderungen fällig werden. „Die Post hat einen laufenden Vertrag bis Mai 2026“, sagt Jens Ewald vom Eigentümer, der Technopark und Wirtschaftsförderung Schwerte (TWS).

Sie habe den 10.000 Quadratmeter großen Komplex, zu dem zusätzlich rund 300 Quadratmeter Bürofläche gehören, schon geräumt. 17 Jahre lang waren dort die Prospekte für das Werbebündel „Einkauf aktuell“ sortiert worden, das lange Zeit in Plastikhülle, zuletzt dann mit einer Papierbanderole in alle Hausbriefkästen verteilt wurde.

Leuchtreklamen zeigen die Schriftzüge "Rewe", "WHZ" und "Spar".
Es war einmal: Die Lichtreklame des Rewe-Großhandels leuchtete Anfang der 1980er-Jahre noch stolz an der Schützenstraße. © Reinhard Schmitz (A)

„Fortgeschrittene Gespräche“

Mit der Einstellung dieses Produkts hatte die Post die Kommissionierung in Schwerte zum 1. April 2024 geschlossen. „Es war mal am Rande kurzfristig eine neue Nutzung durch die Post im Gespräch“, berichtet Jens Ewald. Das Unternehmen habe intern geprüft, ob eine andere Abteilung oder Gesellschaft für das Objekt Verwendung haben könnte. Die Entscheidung sei dann aber ein „Nein“ gewesen, sodass die Freigabe erfolgt sei.

Deutsche Post an der Konrad-Zuse-Straße in Schwerte
Bis zum April ließ die Deutsche Post in dem Stützpunkt an der Konrad-Zuse-Straße die Prospekte für ihr Produkt „Einkauf aktuell“ zusammenstellen. © Reinhard Schmitz (A)

Auf dem noch fast anderthalb Jahre laufenden Mietvertrag ausruhen will sich die TWS aber keineswegs. Sie möchte einen längeren Leerstand vermeiden, zumal bei einer weiteren Nutzung die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze in Schwerte besteht. „Wir sind stark auf der Suche“, sagt Jens Ewald, der den Komplex auch in das Immobilienscout-Portal im Internet eingestellt hat: „Es gab ganz viele Besichtigungen.“ Mit einer nutzbaren Höhe von rund sieben Metern sei dort auch eine kleinere Produktion möglich.

Luftbild der Karstadt-Hallen in Schwerte als Rewe-Großhandel im Jahre 1973.
Die riesigen „Karstadt-Hallen“, davor das später als Rathaus II genutzte und inzwischen abgerissene Verwaltungsgebäude: Dem Bauantrag für die Außenreklame heftete Rewe 1973 dieses Luftbild an. Das Gelände des Kindergartens Tausendfüßler diente damals noch als Parkplatz. © Repro Schmitz

Die Bemühungen der TWS wurden belohnt. Mittlerweile scheinen die Chancen gutzustehen, dass bald wieder neues Leben in die Karstadt-Hallen einkehren könnte. Jens Ewald berichtet von „fortgeschrittenen Gesprächen“ mit einem Interessenten: „Wir haben ein Angebot abgegeben und warten auf Rückmeldung.“ Die Entscheidung liege jetzt bei den Verantwortlichen in dem Unternehmen. Konkreter konnte der TWS-Prokurist nicht werden, da Stillschweigen vereinbart sei.

Dach wird Photovoltaik-Anlage

Einer Nutzung zugeführt wird bereits das ebenfalls 10.000 Quadratmeter große Flachdach des Hallenkomplexes. Im Auftrag der Energiegenossenschaft Schwerte bauen die Stadtwerke dort derzeit die größte Dachflächen-Photovoltaikanlage der Stadt.

Mit einer Leistung von einem Megawatt/peak könne sie rund 300 Haushalte mit Strom versorgen, rechnet der Kommunikationschef der Stadtwerke, Heiko Mühlbauer, vor. Die Übergabe des Vorhabens, das für eine Betriebsdauer von 20 Jahren ausgelegt ist, sei für Donnerstag (19.12.) geplant.

Der ehemalige Stützpunkt der Deutschen Post an der Konrad-Zuse-Straße in Schwerte.
Seit 2007 betrieb die Deutsche Post ihren Stützpunkt neben dem Rathaus II an der Konrad-Zuse-Straße. © Reinhard Schmitz (A)

„Das ist ein Super-Projekt“, freut sich Jens Ewald, dessen TWS den Hallenkomplex einst bei der Verschmelzung der früheren Kommunalen Vermögensgesellschaft (KVG) mit dem damaligen Technopark Schwerte übernommen hatte. Laut Aktenlage stamme er „irgendwie aus den 1970er-Jahren“. Ursprünglich gebaut hatte ihn der später untergegangene Rewe-Großhandel Schwerte als Lager für die Belieferung seiner angeschlossenen Einzelhändler.

Karstadt nur von 1984 bis 1999

Danach übernahm der heutige Volksmund-Namensgeber Karstadt die Gewerbeimmobilie im Jahre 1984. Der Kaufhaus-Konzern füllte die Regale mit Damen- und Haushaltswäsche sowie Gardinenzubehör und Büroartikeln, die von Schwerte aus in seine damals 267 Filialen in ganz Deutschland geliefert wurden.

1999 wurden diese Aufgaben im Rahmen eines Konzentrations-Prozesses in ein Warenverteilzentrum nach Unna verlagert. Auf Karstadt folgte ABX-Logistik, bevor 2017 die Post einzog.