Schluss mit Tupper-Party Top-Verkäuferin Maria Milanese blickt auf glorreiche Zeiten zurück

Schluss mit Tupper-Party: Maria Milanese war unter den Top-10 im Land
Lesezeit

Kartoffeln kochen in nur fünf Minuten? Das konnte keiner glauben, bevor Maria Milanese nicht den blauen Wunderbehälter mit dem Namen „Mikro-Kanne“ in die Mikrowelle gestellt hatte. „Man muss zeigen, wie es funktioniert“, sagt die Westhofenerin, die in ihrer Karriere zu den zehn verkaufsstärksten Teamleiterinnen von Tupperware in Deutschland zählte. Und das ging nirgendwo besser als auf den legendären Tupper-Partys: „Da wurde immer gekocht mit den Gästen und zusammen gegessen.“ Ein geselliger Abend, an dessen Höhepunkt noch jede Teilnehmerin ihren Wunschzettel zur Bestellung aufgeben konnte.

Schulungen auf Mallorca

„13 Jahre lang habe ich das gemacht“, erzählt Maria Milanese, der immer noch ein Lächeln ins Gesicht fliegt, wenn sie ihre Lieblingsprodukte wie die Rührschüssel Candy oder die Dose „Eidgenossen“ aus ihrem Küchenschrank holt, in der sich Mehl, Reis oder andere trockene Zutaten „ohne unerwünschten Besuch“ luftdicht verschlossen aufbewahren lassen. „Jeder Behälter hat seine Aufgaben“, berichtet sie – für die Frischwurst, die Dauerwurst, die Mikrowelle oder zum Einfrieren: „Das sind erklärungsbedürftige Produkte.“ Deshalb habe es für alles eine richtige Einweisung gegeben. Das Vertrauen der Kunden gewinnen könne man nur mit Ehrlichkeit.

Der Grand Prix für die 20 besten Tupper-Teams im Jahre 2014.
Eine der zahlreichen Auszeichnungen ist der Grand Prix, den Maria Milanese 2014 beim Tupper-Grand-Prix in Berlin als einer der 20 umsatzstärksten Team-Leader Deutschlands erhielt. © Reinhard Schmitz

„Das war für mich eine Schulung fürs Leben“, sagt die 60-Jährige, die alle Lehrgänge mitgenommen hat. Gestartet als Party-Managerin nutzte sie ihr Talent zum Aufstieg zur Team-Managerin und schließlich zur Team-Leaderin, die selbst weitere Team-Managerinnen gewann und ausbildete. Zur Teambildung wurde jährlich für zwei oder drei Tage in den Robinson-Club Cala Serena auf Mallorca eingeladen. Freizeit für den Strand blieb nach den Schulungseinheiten natürlich auch.

Der Eingang zum Robinson-Club auf Mallorca mit dem Schild "Tupperware".
In den Robinson-Club Cala Serena auf Mallorca wurde Maria Milanese zweimal im Jahr zur Schulung für neue Team-Manager eingeladen. © Maria Milanese

Die Chefetage zeigte sich großzügig. Auch beim Dienstwagen für die Team-Leaderin, die es bis zu Platz drei in der Bundesrepublik brachte. Die Limousine mit dem Mercedes-Stern zeigte, dass der Umsatz und die Zahl der Mitarbeiter-Rekrutierungen stimmten: „Lob und Anerkennung gab es immer. Da könnten sich manche Firmen was von abschneiden.“

Ein Mikrowellengefäß zum Kochen von Kartoffeln oder Reis in Expresszeit.
Maria Milanese hat die Mikro-Kanne selbst zu Hause. © Reinhard Schmitz

„Ich habe viele Freunde gewonnen, die ich heute noch habe“, berichtet Maria Milanese, die „nur die guten Zeiten“ der Tupper-Partys mitbekommen hat. Im Jahr 2018 verließ sie das Unternehmen. Gerade noch rechtzeitig vor dem Ausbruch der Corona-Krise, der den wichtigen Kundenkontakt lahmlegte.

Bis zum Schluss blieb ihre Bezirkshändlerin Lieselotte Kramer, die von ihrem Dienstsitz im Hagener Lennetal aus nach eigenen Angaben „zu Hochzeiten 1500 Berater“ schulte und belieferte. Auch sie hatte von ersten Erfahrungen als Beraterin an seit 1999 an die klassische Karriereleiter erklommen. Damals waren noch die Erzählungen von Pionieren allgegenwärtig, die mit einer Zwiebeldose von Tür zu Tür getingelt waren. „Nicht öffnen“, baten sie die Hausfrauen, die eine Woche später beim nächsten Besuch überrascht die immer noch frische Knolle herausholten: „Daraus wurde der Weltkonzern.“ Sie selbst habe in 20 Jahren 48 Millionen Euro Umsatz erzielt.

Ein Gerät zum Zwiebelschneiden mit Handbetrieb.
Fast in jedem Haushalt: Der Multi-Chef, der handliche Zwiebelschneider mit dem Zugseil, war das meistverkaufte Tupper-Produkt von Maria Milanese. © Reinhard Schmitz

„Es war schon toll“, sagt die Bezirkshändlerin: „Man hat von der Tupper-Familie gesprochen. Man kannte sich und hat viel Zeit miteinander verbracht.“ Der Blick auf das tolle Team mache es traurig, dass Ende 2024 der Vertrieb eingestellt worden sei. Weil man im Direktvertrieb nebenberuflich tätig sei, hätten die Mitarbeiter meist keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Aber andere Direktvertriebe rissen sich um die gut geschulten Leute.

„Turbo-Chef“ war der Renner

„Schwerte war für uns immer lukrativ“, schaut Lieselotte Kramer zurück. Man habe die Rohrmeisterei mitgenutzt bei großen Aktionen wie der Frauenmesse „Frau Fantastica“ oder sei beim City-Lauf mit Tupper-Schürzen angetreten. Immer noch schwärmt sie von den „tollen Menschen“ und dem großen Team Milanese. Das hatte übrigens ein absolutes Top-Produkt: den kleinen Zwiebelschneider Turbo-Chef. Dreimal an der Kordel gezogen, und das Drehmesser hat das Gemüse zerhackt. „Das geht auch mit Möhren“, weiß Maria Milanese.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 13. Februar 2025.