Pia hat endlich ein Zuhause Inge (67) ist schockverliebt in die moppelige Tierheim-Katze

Pia hat ein Zuhause: Inge (67) ist in die Tierheim-Katze schockverliebt
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Ein wenig schüchtern ist Pia noch - und für ein gemeinsames Bild mit ihrem neuen Frauchen Inge Chihaia (67) ist die mollige Katzendame leider noch nicht bereit. Lieber versteckt sie sich beim „Fotoshooting“ unter ihrem Lieblingssessel auf dem Balkon. Doch das macht nichts: Schließlich muss Pia sich an Besuch in ihrem neuen Zuhause, das sie im Sommer 2023 bezogen hat und wo wir sie kurz darauf besuchen durften, erst gewöhnen. „Vielleicht hat sie ja Angst, dass jemand sie wieder von mir wegholt“, sagt Inge Chihaia.

Denn Pia hat die vergangenen eineinhalb Jahre ihres Katzenlebens im Schwerter Tierheim verbracht. „Sie war wegen Unsauberkeit bei uns abgegeben worden“, erinnert sich Tierheimleiterin Catharina Seelig. Die ältere Katzendame, die ganz offensichtlich jahrelang zu viel und falsches Futter bekommen hatte, litt wegen ihres Übergewichts an Struvitkristallen. Das sind Blasen- oder Nierensteine. Wegen ihrer Schmerzen schaffte sie es oft nicht rechtzeitig zum Katzenklo. Und landete im Heim.

Inge Chihaia aus Witten hat Pia gesehen - und sofort ihr Herz verloren. Jetzt versucht sie, Pias Vertrauen zu gewinnen.
Inge Chihaia aus Witten hat Pia gesehen - und sofort ihr Herz verloren. Jetzt versucht sie, Pias Vertrauen zu gewinnen. © Martina Niehaus

Glück für beide

Für eine ältere, übergewichtige Katze, die auf besonderes Futter und Medikamente angewiesen ist, bedeutet das Tierheim oft die Endstation. Doch Pia hatte nach vielen Monaten Glück. Sie traf Inge Chihaia. Vielleicht hatte auch Inge Chihaia Glück, weil sie Pia traf. Man weiß es nicht so genau.

„Die Freundin meines Sohnes, Jessi, arbeitet hier im Tierheim mit, und sie erzählte mir von der Pia“, erzählt die 67-Jährige. Die Wittenerin hatte Tiere schon immer gern. „Doch nach dem Tod meiner Katze Blacky vor drei Jahren wollte ich eigentlich keine mehr. Das war mir damals sehr nahegegangen“, erzählt sie in ihrer gemütlichen kleinen Wohnung in Witten-Buchholz.

Anfangs sträubt sich Inge Chihaia auch gegen einen Besuch im Tierheim. „Leute, lasst mich in Ruhe, hab ich immer gesagt.“ Aber das Thema Pia kommt immer wieder auf. „Irgendwann habe ich zu Jessi gesagt: Okay, ich schaue sie mir mal an. Schließlich muss auch die Chemie stimmen.“ Als sie Pia in ihrem kleinen weißgekachelten Katzenzimmer im Tierheim sieht, sie streichelt und ihr in die grüngelben Augen schaut, ist es um sie geschehen. „Da hatte ich verloren, aber sofort“, sagt Inge Chihaia und lächelt. „Wobei - verloren ist eigentlich das falsche Wort. Ich habe gewonnen. Denn Pia gibt mir unheimlich viel.“

Wo Frauchen auch geht oder steht - Pia ist immer dabei. Draußen auf dem Balkon, mit Blick ins Grüne, oder abends auf dem Sofa vor dem Fernseher. Wenn Inge Chihaia einkaufen geht, wartet Pia bei ihrer Rückkehr an der Wohnungstür. Geht es abends ins Bett, liegt Pia am liebsten auf dem flauschigen Teppich davor. Und wenn die Körnchen im Futternapf rappeln, macht sie manchmal sogar Luftsprünge - auch wenn man das kaum glauben mag. „Sie hüpft richtig hoch vor Freude, da lache ich mich immer kaputt“, sagt die 67-Jährige.

Gut getarnt: Am liebsten schläft Pia auf dem Teppich, direkt neben Inge Chihaias Bett.
Gut getarnt: Am liebsten schläft Pia auf dem Teppich, direkt neben Inge Chihaias Bett. © Chihaia

„Niemand wollte sie haben“

Einige dieser Entwicklungen können auch die Tierheim-Mitarbeiterinnen kaum glauben. Pia bewegt sich freiwillig? Pia putzt sich wieder von allein? Die Begeisterung ist groß. „Wir hatten ihre Krankheit mit Medikamenten schon ganz gut im Griff, sie schaffte es auch zum Klöchen“, erzählt Catharina Seelig. Aber dass Pia Luftsprünge macht und ohne Probleme auf ein Sofa hopst, beeindruckt das Team.

Dort sind alle froh, dass die kuschelige Katze ein Zuhause gefunden hat. Denn Arbeit gibt es weiterhin genug: Helferin Jessi ist aktuell damit beschäftigt, mehrere mutterlose Kitten mit der Milchspritze großzuziehen. Auch diese Kätzchen brauchen bald ein Zuhause. Warum sich Inge Chihaia für eine ältere Katze entschieden hat, die Medikamente braucht und Übergewicht hat? Die Antwort fällt ihr nicht schwer. „So kleine Kätzchen sind niedlich, die finden immer schnell jemanden. Aber die Pia wollte doch niemand haben.“

Jede Woche hat Lilla Katze Pia besucht - und ihr aus Büchern vorgelesen.
Jede Woche hat Lilla Katze Pia besucht - und ihr aus Büchern vorgelesen. © Martina Niehaus (A)

Während sie im Wohnzimmer erzählt, traut sich Pia draußen auf dem Balkon allmählich unter ihrem Stuhl hervor. Sie schnüffelt herum, inspiziert in Ruhe alle Ecken. Wenige Wochen ist sie erst hier - und es gibt für sie viel zu erkunden. Für ein Foto lässt sie sich schließlich aus der Reserve locken. Leckerchen helfen dabei - obwohl die mit Blick auf ihre Figur stark rationiert sind.

Wieder lächelt Inge Chihaia, während sie ihre Katze beobachtet. „Ich lebe allein. Und da ist es so schön, ein Lebewesen in der Wohnung zu haben. Wenn ich sie streichele oder ihr das Fell bürste, dann beruhigt mich das auch.“ Ein älteres Tier sei außerdem eine vernünftige Entscheidung. „Ich bin selbst nicht mehr die Jüngste, und deshalb ist eine ältere Katze für mich genau das Richtige.“

Lilla (10) hat Katze Pia häufig im Tierheim besucht. Jetzt ist sie froh darüber, dass die gemütliche Katze ein Zuhause gefunden hat.
Lilla (10) hat Katze Pia häufig im Tierheim besucht. Jetzt ist sie froh darüber, dass die gemütliche Katze ein Zuhause gefunden hat. © Martina Niehaus

Herzzerreißende Postkarte

Wer übrigens auch überglücklich ist, ist Lilla. Die zehnjährige Schülerin hatte Pia und die anderen Tiere häufig im Tierheim in Schwerte besucht. Meist hatte Lilla sich bei Pia ins Zimmer gesetzt und ihr Bücher vorgelesen. Weil die Familie bereits mehrere Tiere hat, konnte Lilla Pia nicht selbst nehmen. Jetzt hat sie Inge Chihaia eine Postkarte geschrieben.

„Ich finde die Karte gerade nicht, aber es steht drauf, dass sie sich freut, dass Pia endlich nicht mehr im Tierheim sein muss. Und dass sie ein bisschen traurig ist, weil sie Pia nicht selbst behalten konnte. Das war schon herzzerreißend“, sagt Inge Chihaia.

Uns erzählt Lilla am Telefon, wie es ihr geht. „Ich bin jetzt gar nicht mehr so traurig. Als Pia nicht mehr da war, bin ich mit Mama öfter zu einem Tierheim-Hund gegangen, der Teddy heißt. Wenn wir mit unserem Hund Fidi spazieren gegangen sind, haben wir den immer mitgenommen.“

Denn im Schwerter Tierheim warten noch viele Tiere wie Pia darauf, neue Besitzer glücklich zu machen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal veröffentlicht und wird nun erneut publiziert.

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