Thorsten Havener im Interview Er weiß, wann Leute ihn anschwindeln – „Das ist alles Menschenführung“

Thorsten Havener: Gedankenleser kommt in die Rohrmeisterei
Lesezeit

Er ist Mentalkünstler, Unterhalter, Autor. Wirklich Gedanken lesen kann er zwar nicht, aber mit seinem aktuellen Programm „Feuerproben“ schaut Thorsten Havener trotzdem in die Köpfe des Publikums.

Eines weiß er sicher: So unterschiedlich sind wir alle gar nicht. Thorsten Havener hat Antworten auf Fragen, die sich die Menschen stellen. Auf der Bühne deckt er sie auf.

Warst du schon einmal in Schwerte?

Nein, aber ich kenne die Gegend ganz gut. Das wird ein besonderer Abend für mich. Es findet die Dernière statt, es ist also das letzte Mal, dass ich dieses Programm spiele. Das erste Mal gespielt habe ich es 2015. Ich freue mich sehr auf den Auftritt in der Rohrmeisterei, obwohl ich sie noch nicht kenne. Die Bilder sehen aber ganz ausgezeichnet aus.

Wie erlebst du die Menschen, die zu deinen Auftritten kommen?

Bei den Leuten, die in mein Programm kommen, gibt es gar nicht so große Unterschiede. Alle sind Menschen, die interessiert daran sind, was es noch alles gibt. Wie funktioniert mein Denken? Wie wirkt sich das, was ich denke, darauf aus, wie ich handle? Da sind die Menschen alle gleich. Wobei ich sagen muss, obwohl ich es anders erzählt bekomme, dass die Leute in eurem Raum eine Spur aufgeschlossener sind.

Es heißt, du bist „Meister der psychologischen Unterhaltung“ oder „Gedankenleser“. Was machst du eigentlich genau?

Ich beschäftige mich damit, wie sich unsere Gedanken auf unser Verhalten auswirken. Aber auch, wie unser Verhalten gesteuert werden kann und sich damit auf unsere Gedanken auswirkt – diese Wechselwirkung. Gedankenleser bedeutet, mit den Mitteln der Unterhaltung zu zeigen, wie es aussehen könnte, wenn jemand wirklich Gedanken lesen könnte.

Auf der Bühne sage ich Leuten zum Beispiel, wann sie mich anschwindeln oder wann nicht. Wer mich anschwindelt oder wer nicht. Bevor die Leute sich für etwas entscheiden, erkenne ich, für was sie sich entscheiden. Meine Lieblingsnummer ist: Ich finde Wünsche und Fragen der Gäste heraus, ohne dass sie jemals ausgesprochen werden.

Wie lange machst du diesen Beruf jetzt schon?

Ich habe als Jugendlicher angefangen zu zaubern, also seit 1986. Über einige Erlebnisse, von denen ich auch im Abend-Programm erzähle, kam ich immer mehr zu den Randgebieten der Magie. Wie entsteht eine Illusion? Im Kopf meiner Zuschauer entsteht eine ganz andere Welt als das, was auf der Bühne tatsächlich stattfindet.

Als Jugendlicher habe ich mich schon mit Hypnose, Suggestion und Menschenführung beschäftigt. Wo werden wir im normalen Alltag manipuliert? Wie funktioniert Werbung? Welche Rolle spielen Sprache und Körpersprache? Das nenne ich die „Geheimnisse des menschlichen Geistes“.

Das hört sich so groß an, wie beim feuilletonistischen Journalisten. Aber ganz so hochtrabend ist es nicht. Es ist ein Programm, das jedem Spaß machen soll. Zusammenfassend geht es darum, richtig zu denken. Was machen deine Gedanken mit dir?

Thorsten Havener
Mit der Zauberei fing er als Jugendlicher an, nun tritt Thorsten Havener schon mehrere Jahre als „Gedankenkünstler“ auf. © picture-alliance / dpa

Wie wird man zum Gedankenleser? Wirklich Gedanken lesen, wie man es sich vorstellt, kannst du wahrscheinlich nicht, richtig?

Ich hatte als Zauberkünstler viele Auftritte an Tischen, das heißt „Close-Up-Zauberei“. Davon habe ich jahrelang gelebt. Dabei habe ich gemerkt, dass es wichtig ist, die Menschen an den Tischen zu beobachten, bevor der eigentliche Auftritt losgeht. Die Abende haben damit begonnen, dass ich zehn Minuten in der Ecke stand und den Raum beobachtet habe. Es wusste ja keiner, wer ich bin.

Irgendwann habe ich herausgefunden, dass es gewisse Regeln gibt. Ist ein Tisch besonders locker, dann gehst du dahin. Wen sprichst du zuerst an? Was passiert, wenn du die falsche Person ansprichst? Ich habe das Analysieren von Verhalten, das Lesen der Körpersprache, das Einordnen von Menschen nicht in Büchern gelernt. Es war eher umgekehrt. Ich habe die Regeln angewendet und irgendwann selbst Bücher darüber geschrieben.

Das ist alles Menschenführung. Ich sage bewusst nicht Manipulation, weil ich ja niemanden gegen seinen Willen dazu bringe, etwas zu tun. Ich weiß einfach, wie diese Dinge funktionieren.

Was hat es mit dem Titel deines Programms „Feuerproben“ auf sich?

Im übertragenen Sinne bedeutet Feuerprobe: Wir stehen mitten im Leben, vor einer Herausforderung, vor einem Problem. Aber im Nachhinein schaffen wir es doch. Danach sind wir stärker als davor und haben eine riesige Erfahrung gemacht.

Was kann das Publikum am 24. November in der Rohrmeisterei in Schwerte erwarten?

Der Hauptact ist: Menschen denken Fragen, mit denen sie nicht weiterkommen, für die sie gerne eine Antwort hätten. Diese Sorte Fragen werden vom Publikum nur gedacht. Und ich finde heraus, welche Fragen das sind, wer diese Frage denkt, und gebe dann noch eine kurze Antwort oder Inspiration für diese Frage.

Ist ein Live-Experiment schon einmal schief gegangen?

Das bleibt nicht aus, wenn man live unterwegs ist. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Mal klappt etwas, mal klappt etwas nicht. Aber ich muss sagen, das passiert sehr selten.

Wie reagierst du, wenn ein Experiment doch einmal nicht funktioniert?

So, wie man reagiert, wenn etwas nicht klappt. Dann sagst du, „Oh, das habe ich mir anders vorgestellt“, und dann machst du weiter.

Holst du das Publikum auch auf die Bühne?

Ja, na klar! Es ist kein Abend nur für das Publikum, sondern für und mit dem Publikum. Aber ich kann alle beruhigen, ich sehe ganz genau, wer überhaupt nicht nach vorne möchte und sitzen bleiben will.

Vielen Dank für das Beantworten der Fragen. Den Rest können die Zuschauerinnen und Zuschauer am 24. November in der Rohrmeisterei miterleben.

In Schwerte!

Am 24. November, um 19.30 Uhr, spielt Thorsten Havener sein Programm „Feuerproben“ in der Rohrmeisterei in Schwerte. Tickets sind unter www.rohrmeisterei-schwerte.de erhältlich.

Wild Christmas 2022: K.R.A.S.S. und Soulfingers bringen neues Programm in die Rohrmeisterei

Solidarkonzerte für die Ukraine brachten fünfstellige Spendensumme ein

Riesige Graffiti in der Innenstadt von Schwerte: Aus grauen Wänden wird bunte Kunst