
© Reinhard Schmitz
Erste Bilder zeigen die Tanzschule Thiele nach ihrem Komplettumbau
Tanzschule
Zuversicht in Corona-Zeiten beweist die Tanzschule Thiele. Sie nutzt den Lockdown, um ihren Tanzsaal umzubauen wie noch nie. Wir durften uns schon einmal dort umschauen.
Schummerlicht, in der heißen Luft ein Gemisch aus Parfüm und Zigarettenqualm. So erlebten die Schwerter die Disco-Abende in der damals fast noch nagelneuen Tanzschule Thiele in den 1970er-Jahren. Das alles hat sich längst verändert, ist nur noch Erinnerung. Rauchen ist sowieso passé. Und der Tanzsaal wurde 1982 und erneut 1993/94 umgebaut.
Die Corona-Pause haben die Besitzer Sandra und Björn Thiele jetzt zur dritten und bislang größten Umgestaltung des Treffpunkts genutzt. „Großzügiger, heller, moderner“ – so ihr Plan – sollte alles werden. Dazu griff Sandra Thiele sogar eigenhändig zum Presslufthammer.
Das Podest für den Discjockey ist verschwunden
Die sichtbarste Veränderung ist nämlich: Das Betonpodest in der hinteren Saalecke, auf dem der Tanzlehrer oder Discjockey thronte, ist verschwunden. Das erweitert die Tanzfläche auf einen Schlag um 50 Quadratmeter. Denn man braucht den großen Arbeitsplatz nicht mehr, seitdem dort keine Schallplatten oder CDs mehr griffbereit lagern müssen.
Ihn ersetzt eine handliche schwarze Technikbox, deren Deckel beim Aufklappen als Tischfläche für den Laptop als Musikquelle genutzt wird. Auf Rädern kann die Anlage überall im Raum platziert werden. Es gibt zwei Stück davon. Denn der Tanzsaal lässt sich mit einer verspiegelten mobilen Trennwand in einen 140 Quadratmeter und einen 120 Quadratmeter großen Unterrichtsbereich teilen. Schalldicht, damit kein Hip-Hop-Workshop stört, wenn nebenan vielleicht privat perfekte Schritte für den Hochzeitstag geübt werden.
Mobil wird auch die Bar, deren fest installierte Vorgängerin ebenfalls abgerissen worden ist. „Dabei kam sogar noch eine alte Metalltapete zum Vorschein“, erzählt Sandra Thiele. So war es chic im Jahr 1967, als der Vor-Vorgänger Heinz Brinkmann seinen Unterricht aus dem Wintergarten Auf der Gunst in seinen Neubau Im Bohlgarten verlegte.

Die alten Sitzelemente an den Wänden und die frühere DJ-Ecke sind beim Umbau verschwunden. © Björn Thiele
„Er wurde von vornherein als Tanzschule geplant. Es gibt keine Säulen im Saal, und die großen Fenster lassen viel Tageslicht herein“, freut sich Björn Thiele. Wesentlich bessere Voraussetzungen als bei Kollegen, die in stillgelegte Supermärkte oder Industrieobjekte eingezogen sind.
Jetzt wird es noch heller. Die hohen Bänke, deren Lehnen die Fensterfront zur Hälfte verstellten, sind Sitzmöglichkeiten auf den Fensterbänken gewichen. Auch die übrigen schweren Polster und Tische sind verschwunden. Stattdessen gibt es schmale Bänke und bewegliche Elemente für eine variable Bestuhlung, die sich passend zu jeder Veranstaltungsform aufbauen lassen.
Auch für die Vermietung des Saals für Hochzeiten und Geburtstage oder für kleine Comedy-Veranstaltungen mit Bühne. Vormittags – so erklärt Björn Thiele – seien auch Tagungen in den Räumlichkeiten möglich.

Eine gemauerte DJ-Ecke ist nicht mehr erforderlich: Die fahrbare Box enthält alles, was der Tanzlehrer braucht. Beim Öffnen wird die Klappe als Tischplatte eingehängt, auf der ein Rechner mit Musik aufgestellt werden kann. © Reinhard Schmitz
Bei der Gelegenheit erhielt der Tanzboden eine komplett neue Oberfläche mit dem optimalen Glättegrad. Darunter ist aber das abgenutzte, ehrwürdige Parkett, auf dem Zehntausende das Tanzen gelernt haben, erhalten geblieben. „Das Gefühl des Holzbodens bleibt“, berichtet Sandra Thiele. Für die Hygienestandards wurde eine neue Luftfilteranlage eingebaut, die Firma Mainmix gestaltet noch ein Lichtdesign.
Die für den 12. April geplante Wiedereröffnung wird verschoben
„Wir haben einmal alles umgekrempelt“, sagt Björn Thiele. Das sei zwar ein Risiko in diesen Corona-Zeiten, wo er seit März 2020 fast zum Dauer-Lockdown gezwungen ist. Aber man müsse die Möglichkeit der Schließzeit nutzen, damit sich die Kunden von Anfang an wohl und sicher fühlen, wenn der Betrieb wieder starten darf.
Ursprünglich war die Wiedereröffnung für den 12. April geplant: „Aber wir verschieben es noch mal, weil die Inzidenzzahl es nicht hergibt.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
