Nach aufkeimender Kritik an einem möglichen Taliban-Auftritt bei einer Tagung in Schwerte meldet sich nun der Veranstalter zu Wort. In einer Stellungnahme vom Montag (20.11.) rechtfertigen die Evangelische Akademie Villigst und die Evangelische Kirche von Westfalen die Einladung eines Vertreters der Taliban zwar, sagen den Auftritt aber dennoch ab.
Es heißt: „Die Einladung eines Vertreters der in Afghanistan regierenden Taliban erfolgte vor Monaten. Sie enthielt klare Vorgaben zu den Erwartungen seitens der Akademie für ein offenes und kritisches Gespräch.“
Mit Blick auf die augenblickliche Situation ließe sich jedoch „bedauerlicherweise“ kein angemessenes Forum für ein offenes und kritisches Gespräch schaffen, „sodass wir die Einladung des Taliban-Vertreters absagen“.
Taliban-Auftritt in Köln: „Keinerlei Kenntnis“
Damit nehmen die Veranstalter gleichzeitig Stellung zu der Rede eines Taliban-Vertreters am 16. November in einer Kölner Ditib-Moschee, die zuletzt für Empörung gesorgt hatte. „Wir distanzieren uns mit Nachdruck von der Rede des Taliban-Vertreters, Abdul Bari Omar (...). Die Verantwortlichen für die Villigster Tagung standen zu keinem Zeitpunkt mit den Verantwortlichen der Kölner Veranstaltung in Kontakt und hatten auch im Vorfeld keinerlei Kenntnis davon.“
Grundsätzlich aber zeigt man sich in der nun veröffentlichten Stellungnahme überzeugt davon, Gespräche mit und zwischen Afghanen unterschiedlicher politischer Haltungen führen zu müssen. „Die Villigster Afghanistan-Tagungen bieten seit 1984 in Deutschland und im europäischen Ausland eine zentrale und weithin geachtete Plattform für Dialog, Begegnung und Diskussion.“
„Menschenwürdige Entwicklung“
Nach dem „tragischen Scheitern der westlichen Afghanistan-Politik“ seien jetzt „Gespräche zwischen Afghanen, und damit auch mit Vertretern der Taliban, in Deutschland eine der ganz wenigen deutschen Möglichkeiten, auf eine menschenwürdige Entwicklung in Afghanistan hinzuwirken“, wird der Schirmherr der Tagung, Staatsminister a.D. Prof. Dr. Christoph Zöpel, zitiert.
Die Teilnahme von Vertretern der Taliban wäre dabei nur in Abstimmung mit den zuständigen Bundesbehörden erfolgt, „um Verstöße von Taliban gegen das Strafrecht in Deutschland auszuschließen“.
Gesprächsmöglichkeiten eröffnen
Man sei überzeugt, dass angesichts der katastrophalen humanitären, menschenrechtlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Lage für die Menschen in Afghanistan nur dann eine Zukunftsperspektive entwickelt werden könne, wenn für alle unterschiedlichen Gruppierungen Gesprächsmöglichkeiten eröffnet würden.
„Die Evangelische Akademie Villigst war und ist dafür ein vielfach geschätzter Ort“, heißt es. „Auch in der Vergangenheit wurde vor allem kritischen afghanischen Stimmen ein Raum für Begegnung und Gespräch geboten.“
Schlussendlich nutzt Studienleiter Uwe Trittmann in der nun veröffentlichten Stellungnahme die Gelegenheit, alle Interessierten einzuladen, an der Tagung vom 8. bis 9. Dezember teilzunehmen – nach kurzer Aufregung also ohne einen Vertreter der Taliban.
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