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Stumme Zeugen und SS-Uniform: Zwischen Schwerter Gräbern entsteht ein Kurzfilm
Mit Video
Schauspieler, Kamera, Ton: Friedhofsbesucher haben die Dreharbeiten auf dem Schwerter Friedhof in diesen Tagen eher kritisch beäugt. Wir waren vor Ort, trafen „Moloch“ und einen Mann in Uniform.
Es ist die Suche nach den perfekten drei Sekunden. Viel länger dauert die Szene nicht, die auf dem Hauptweg des Friedhofes gedreht wird. Es ist Samstag (28.8.) gegen 11 Uhr, als ein großer Mann mit Hut, Schirm und schwarzem Mantel schweigend in Richtung Friedhofskapelle schreitet. Plötzlich hält er inne, dreht sich um, scheint etwas zu suchen.
„Das machen wir noch einmal, der letzte Schritt war zu lang.“ Die Kamera stoppt, der Toningenieur geht mit seinem langen Mikrofon wieder ein paar Meter zurück. Der große breite Mann ist Matthias Schmidt.
In der Filmszene kein Unbekannter. Als „Moloch“, als Kunstfigur, hat er sich einen Namen gemacht. Er taucht oft in Independent-Filmen auf und hat sich überwiegend auf das Darstellen von Slasher-Figuren spezialisiert. Schmidt tritt daher oft in der Rolle des Bösewichts in Erscheinung. Auch als „Wacken-Monster“ kennt man ihn.

Matthias Schmidt als „Beckmann“. Der Film ist seine Abschlussarbeit an der Ruhr Akademie. © Jörg Bauerfeld
Diesmal ist es anders, wichtiger. Denn es geht um nicht weniger als um sein Filmschauspieler-Diplom an der Ruhr Akademie in Schwerte. Der Film ist eine fiktive Fortführung des Buches „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert.
„Seelenheil“ heißt er und erzählt von dem deutschen Kriegsheimkehrer Beckmann, dem es nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft nicht gelingt, sich wieder ins Zivilleben einzugliedern.
Schmidt schlüpft in die Rolle des Beckmanns – nur ein paar Jahre später als die Hauptfigur im Buch. Immer noch lässt ihn der Krieg nicht los. Es ist ein düsterer und nachdenklicher Kurzfilm.
Friedhofsbesucher schauen erstaunt zu
Um den perfekten Film hinzulegen, hat sich Matthias Schmidt seinen Studienkollegen Kennedy Victor Miranda da Costa als Regisseur ausgesucht. Der achtet auf jede Regung des Schauspielers, korrigiert, greift ein. Immer wieder muss die Szene auf dem Hauptweg des Evangelischen Friedhofs wiederholt werden. Friedhofsbesucher bleiben stehen, beäugen die Dreharbeiten zwischen den Gräbern misstrauisch.

Gedreht wurde auch auf dem Kriegsgeberfeld. Hier ist der „Krieg“ allgegenwärtig. © Jörg Bauerfeld
Auch der junge Mann in SS-Uniform (Ben Hüwelmeier) fällt auf am Rande des kleinen Kriegsgräberfeldes. Er symbolisiert den Krieg, der die älter gewordene Buch-Figur nicht mehr loslässt. Hier wird die zweite Szene an diesem Tag gedreht. „Wir haben uns natürlich für die Dreharbeiten die Erlaubnis der Friedhofsverwaltung eingeholt“, so Schmidt.
Gedreht werden alle Filmszenen in der Ruhrstadt. „Hier gibt es viele interessante Orte, an denen man drehen kann“, sagt Matthias Schmidt. Zu sehen sein wird der fertige Film im Übrigen auch in der Öffentlichkeit. Dann können sich die Schwerter Bürgerinnen und Bürger ansehen, was auf dem Evangelischen Friedhof und dem Friedhof in Wandhofen so alles passiert ist.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
