
© Reinhard Schmitz
Streit zwischen Stadt und Land: Wie viele Einwohner hat Schwerte?
Unterschiedliche Zahlen
Wie viele Einwohner hat Schwerte? Im Streit darüber wären die Stadt und das Land fast vor Gericht gelandet. Jetzt gibt es neue Zahlen. Und die sind wieder unterschiedlich.
Schwerte hat weniger als 50.000 Einwohner – so viel immerhin ist klar. Deshalb handelt es sich nach Definition des Bundes um eine „kleine Mittelstadt“, nicht um eine „große Mittelstadt“.
Nur: Wie weit liegt Schwerte tatsächlich unterhalb dieser Grenze? Seit vielen Jahren gehen das Land NRW und die Stadt selbst von unterschiedlichen Zahlen aus. Sind es eher 46.000 oder 49.000 Einwohner?
Seit 2011 gibt es zwei verschiedene Zahlen
Der Ursprung liegt im Zensus 2011, dessen Ergebnisse es 2013 erstmals gab. Das Land NRW orientiert sich an den Zahlen, die bei dieser aktuellsten Volkszählung herauskamen. Viele Städte aber argumentierten in den Jahren nach dem Zensus anders, so auch Schwerte.
Sinngemäß hieß es: Wir haben doch unsere Zahlen. Geburten dazu, Todesfälle abgezogen, Zu- und Fortzüge eingerechnet – und fertig.
Mehr Einwohner bedeutet auch mehr Geld
Warum man nicht einfach die Zensus-Zahlen annahm? Das hatte finanzielle Gründe. In fast allen Städten war das Zensus-Ergebnis: weniger Einwohner, als bisher angenommen. Weniger Einwohner bedeutet für Städte und Gemeinden aber auch: weniger Geld von Bund und Land.
340.000 Euro pro Jahr seien das, hieß es noch Ende 2018 von der Stadt Schwerte. Und dass man deshalb dem Verwaltungsgericht mitgeteilt habe, die Klage gegen die Zensus-Zahlen weiterzuverfolgen.
„Mangels Erfolglosigkeit“ will die Stadt nicht mehr klagen
Mittlerweile habe sich das allerdings geändert, erklärte die Stadt nun auf Anfrage. Und das liege an einem Urteil, das es nicht erst 2020, sondern schon 2019 gegeben habe. Der Verfassungsgerichtshof NRW hatte da die Klagen von Bonn, Velbert und Much abgewiesen, die ebenfalls ihre Einwohnerzahlen als offizielle Grundlage haben wollten und nicht die niedrigeren Zensus-Zahlen.
Jetzt erklärt die Stadt Schwerte: „Alle Klagen gegen die Bescheide wurden mangels Erfolglosigkeit zurückgenommen.“
1775 Menschen haben einen Zweitwohnsitz in der Stadt
Also nimmt die Stadt Schwerte jetzt die Zensus-Zahlen an? Nein, das auch nicht. Da schreibt man die eigenen Zahlen fort.
Aktuell heißt es offiziell auf Anfrage: „Die Stadt Schwerte hatte Stand 6. Oktober 2020 insgesamt 49.404 Einwohner. 1775 davon sind in Schwerte mit einer Nebenwohnung gemeldet.“
Bedeutet: Im Rathaus geht man von 47.629 Erstwohnsitz-Schwertern aus.
Und das Land NRW? Das hat nun die Zahlen vom Stichtag 30. Juni 2020 herausgegeben: 46.130 Einwohner, 65 weniger als zum Jahreswechsel 2019/20, 388 weniger als Ende 2011, bei der ersten Zahl nach dem Zensus.
Von 2011 bis 2020 ist Schwerte etwas männlicher geworden
Interessant am Rande: Schwerte ist etwas weniger weiblich geworden seitdem. 2011 wurden 51,71 Prozent aller Einwohner als weiblich geführt, Mitte 2020 waren es 51,19 Prozent.
Die 50.000-Einwohner-Grenze sei übrigens kein generelles Ziel, das man unbedingt erreichen müsse, deutet die Stadt Schwerte an: „Die Stadt erhält zwar diverse Zuweisungen, die nach der Einwohnerzahl bemessen werden, dies ist aber unabhängig von der Einwohnergrenze 50.000.“
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
