
© Reinhard Schmitz
Alle Heizungen in Schwerte müssen umgebaut werden: Kein Gas mehr aus Holland
Stadtwerke Schwerte
Auf energiereicheres Gas aus Russland und Norwegen stellen die Stadtwerke um. Dafür müssen die Heizungen angepasst werden. Das machen die Techniker, die jetzt in die Häuser kommen, aber noch nicht.
Wo versteckt sich das Typenschild hinter der Verkleidung? Die Techniker wissen es. Vom Gaskessel der Heizung bis zum Gasherd erfassen sie im Auftrag der Stadtwerke jedes Gerät, das mit Erdgas betrieben wird. Egal, ob es schon seit 20 Jahren seine Pflicht erfüllt oder gerade erst angeschafft worden ist.
Ab Oktober 2029 gibt es kein Gas aus Holland mehr
Mit dieser aufwendigen Datensammlung wird ein Großprojekt vorbereitet: Ab September 2023 soll eine andere Gassorte – sogenanntes H-Gas – mit einem höheren Brennwert ins Versorgungsnetz eingespeist werden. Angeschlossene Brenner müssen, in manchen Fällen beispielsweise durch den Austausch von Düsen, angepasst werden. Und dazu muss man vorher wissen, welche Ersatzteile konkret für jeden Kunden besorgt werden müssen.

Zum Abschluss der Erfassung lassen die Stadtwerke Aufkleber an den Gasgeräten anbringen, die auch einen QR-Code enthalten. © Reinhard Schmitz
Hintergrund des Vorhabens ist der Förderrückgang aus holländischen und deutschen Quellen, aus denen bisher die angrenzenden Bundesländer mit sogenanntem L-Gas (das L steht für Englisch „Low“, also niedrig im Brennwert) versorgt werden.
„Nach aktuellem Stand soll ab dem 1. Oktober 2029 kein niederländisches L-Gas mehr nach Deutschland fließen“, teilt die Bundesnetzagentur auf ihren Internetseiten mit. Deshalb werde auf H-Gas („High“, also hoch im Brennwert) aus Norwegen, Russland und Großbritannien umgestellt.
Die Kosten der Geräte-Anpassung übernehmen die Stadtwerke
„Für einen sicheren Weiterbetrieb Ihrer Gasgeräte wie Boiler, Heizungen oder Gasherde müssen diese zunächst erfasst und anschließend technisch an die Verwendung von H-Gas angepasst werden“, teilen die Stadtwerke ihren Kunden in einem Informations-Schreiben mit und versichern: „Wir kümmern uns um alle Maßnahmen im Rahmen der Erdgasumstellung, auch wenn Sie über einen anderen Anbieter mit Gas versorgt werden.“
Als Verteilnetzbetreiber übernehme man zudem auch die Kosten der Anpassung, die später bundesweit auf die Netzentgelte umgelegt werden: „Davon ausgenommen sind mögliche Kosten für Reparatur, Wartung oder Austausch, die im Zusammenhang mit der Umstellung stehen.“ Die müsse der jeweilige Eigentümer tragen.

Auch die Gasherde erfasst Frank Petrich im Auftrag der Stadtwerke Schwerte zur Vorbereitung der Erdgasumstellung. © Reinhard Schmitz
In der ersten Projektphase sind derzeit Techniker beauftragt, die Daten aller Erdgasgeräte in Schwerte zu sammeln. Ihr Besuchstermin wird vorher in einem Brief angekündigt, der eine PIN-Nummer nennt, mit dem sich die Mitarbeiter vor dem Betreten der jeweiligen Wohnung ausweisen können. Die Monteure zum Anpassen der Geräte werden dann erst zwischen Mai und November 2023 losgeschickt.
Je nach Gerätetyp könne es also vorkommen, dass sie erst erscheinen, nachdem bereits H-Gas durch die Rohre strömt. Das kostet laut Bundesnetzagentur zwar mehr als das bisherige L-Gas, sei aber durch seinen höheren Heizwert sparsamer im Verbrauch.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
