Die Mitarbeitenden von Stadtverwaltungen treffen in ihrem Arbeitsalltag nicht nur auf Bürgerinnen und Bürger, die ihnen wohlgesonnen sind. Das Kreishaus in Unna beispielsweise schränkt nach Bedrohungssituationen die Begehbarkeit für Besucherinnen und Besucher deutlich ein.
Die Stadt Schwerte setzt indes für ihre Verwaltungsgebäude auf einen Mix aus Maßnahmen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Das habe auch mit unterschiedlichen Lagen an den Dienststellen zu tun, wie Stadt-Pressesprecher Ingo Rous erklärt.
So hatten Mitarbeiter des Rathauses „Am Stadtpark“ in der Vergangenheit mehrfach Androhungen „massiver Gewalt“ erhalten. Um die Mitarbeiter zu schützen und die Sprechstunden von Jugend- und Sozialamt nach einer Aussetzung wieder anbieten zu können, war daher zeitweise ein Sicherheitsdienst eingesetzt worden.

Schleuse statt Sicherheitsdienst
Inzwischen sorgt eine Art Schleuse dafür, dass aufgebrachte Bürger nicht direkt ins Gebäude, sondern erst zu einem Info-Punkt gelangen. Dieser war nach dem Auslaufen des Vertrags mit dem Sicherheitsdienst zum 31. Dezember 2023 eingerichtet worden. Dazu sei eine geringfügige Umbaumaßnahme erfolgt, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung.
„Durch die erste Tür gelangt man in eine Art Schleuse (Windfang), kann am Info-Point sein Anliegen kundtun und wird erst anschließend mittels elektronischer Türöffnung durch eine zweite Tür ins Haus gelassen“, sagt Ingo Rous. Anträge oder andere Unterlagen könnten dort auch abgegeben werden.
Beratung und Prävention
Das Konzept mit der Schleuse habe sich bislang bewährt. Rückmeldungen aus dem Rathaus „Am Stadtpark“ zufolge empfänden die Beschäftigten die Regelung als „sehr angenehm“ und fühlten sich sicherer, so Rous. Das Gleiche habe auch für die Unterstützung durch den Sicherheitsdienst gegolten.
Im Rahmen des betriebseigenen Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagements biete die Dienststelle ihren Mitarbeitern zudem Beratungsmöglichkeiten nach Bedrohungssituationen an, erklärt der Stadt-Pressesprecher. Und auch auf Prävention werde gesetzt.
Ein paar Hundert Meter Luftlinie vom Stadtpark entfernt, im Rathaus I, haben die Bürger indes weiterhin freien Zugang. Dort ist die Lage eine andere als am Rathaus „Am Stadtpark“. Zu Bedrohungssituationen sei es dort nämlich in den Vorjahren „glücklicherweise“ noch nicht gekommen. Lediglich einmal sei ein Hausverbot ausgesprochen worden, so Ingo Rous.
Wer das Rathaus I besucht, um zum Beispiel etwas im Bürgerservice zu beantragen, kommt automatisch an der Information vorbei, sodass die Mitarbeiter jeden Besucher bereits dort einmal in Augenschein nehmen. Zudem können die Mitarbeiter des Bürgerservices einen Blick in den Wartebereich werfen, da das Foyer mit einer Videokamera ausgerüstet ist.
Deeskalation wichtig
Um zu verhindern, dass sich ein Konflikt mit einem Besucher kritisch hochschaukeln kann, ist die Kenntnis von Deeskalationstechniken sinnvoll. Die Stadt Schwerte setzt bereits auf diesen Hebel. „Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Deeskalationstechniken oder Selbstverteidigungskurse werden schon seit einiger Zeit für die Beschäftigten angeboten“, sagt der Stadt-Pressesprecher.
Zudem ist die Stadt Schwerte seit 2023 Teil des Präventionsnetzwerkes „Sicher im Dienst“. Dazu heißt es, dass sich auf Basis dieser Initiative das zuständige Fachamt mit den Mitarbeitenden aller städtischen Ämter zusammensetze, um zum Beispiel Gefährdungsbeurteilungen zu erarbeiten.