
Es gibt Momente, da schlagen einem zwei Herzen in der Brust. Man möchte ja nur allzu gern bloß an das Gute im Menschen glauben. Andererseits hält der gesunde Menschenverstand als Bedenkenträger heftig dagegen. Und der sollte am Ende eindeutig Recht behalten, nachdem die Stadtverwaltung im Schwerter Stadtpark nagelneue Papierzangen zum Ausleihen aufgehängt hatte.
Gesichert nur mit einem Pfand-Münzschloss, wie es schon bei Einkaufswagen nicht richtig funktioniert, wie die vielen am Straßenrand herumstehenden Wagen beweisen. Dahinter steckte die geniale Idee, dass sich Freiwillige finden, die mit den Zangen losziehen, um sich nach dem Müll anderer Stadtpark-Nutzer zu bücken. Zumindest Zigarettenkippen und Kronkorken sollten dort in ausreichender Zahl auf dem Boden zu finden sein.
Der 1. April ist noch weit
Ob sich irgendjemand je zu diesem Service berufen fühlte, ist unbekannt. Selbst gesehen habe ich jedenfalls im Stadtpark keinen ehrenamtlichen Mitarbeiter der Stadtreinigung. Warum auch? Für uns war ein derartiger Einsatz früher am Friedrich-Bährens-Gymnasium immer eine Strafarbeit, wenn wir den Turnbeutel vergessen hatten.
Statt uns am Barren oder Reck zu quälen, drückten Sportlehrer oder Hausmeister uns dann Papierzangen und Eimer in die Hand, um 45 Minuten lang den Schulhof aufzuräumen. Sonderlich viel Spaß hat das damals schon nicht gemacht, auch wenn es hin und wieder am Ende als Belohnung eine Cola gab.
Vergnügungssteuerpflichtig wäre mit Sicherheit auch die Rolle als Saubermann oder Sauberfrau im Stadtpark nicht gewesen, um den viele lieber einen großen Bogen machen. Was jedoch immer wieder für Erheiterung in der Stadt sorgte, war die städtische Idee mit dem Papierzangen-Projekt an sich.
Wer auch immer davon hörte, dem war zumindest innerlich ein ganz, ganz breites Grinsen anzusehen. Wenn er die Geschichte denn überhaupt für bare Münze nahm. Aber der 1. April ist noch weit. Das steigerte dann wieder die Glaubwürdigkeit.
Umwelt wird woanders sauber
Bis auf die Erfinder im Rathaus waren sich auch so gut wie alle von vornherein sicher: Die Sache mit den Papierzangen – egal, ob vornehm Kollektor oder kumpelig Pottpicker genannt – kann nicht funktionieren. War dieses schlechte Omen schließlich schuld daran, dass sie schon nach kurzer Zeit bis auf ein kaputtes Exemplar allesamt geklaut waren?
So ganz in den Wind gesetzt sind die 14 Euro jedoch vermutlich nicht, die man pro Stück investiert hat. Zumindest für die Umwelt erfüllen die Geräte wohl noch ihren Zweck – nur halt auf irgendeinem fremden Grundstück. Und dort dann vielleicht sogar noch mit einem nachhaltigeren Effekt als im Stadtpark.