Schwerter Stadtpark soll sauberer werden Papierzangen zum Ausleihen an den Laternen

Stadtpark soll sauberer werden: Papierzangen zum Ausleihen an Laternen
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Im Kampf gegen den Müll auf den Straßen werden die Städte immer erfinderischer. Das sächsische Pirna beherrschte kürzlich die Medien, als es im Kampf mit den Beseitigungskosten kapitulierte und jeden zweiten Mülleimer in der Innenstadt einfach abbaute.

Im Schwerter Rathaus ersann man eine bessere Idee: Sozusagen als freien Mitarbeitern wird Bürgern die Möglichkeit gegeben, im Stadtpark mit eigener Hand ehrenamtlich für Sauberkeit zu sorgen. Denn gerade dort werden häufig Klagen laut über Unmengen von Kronkorken, Zigarettenkippen und anderen Hinterlassenschaften von mutmaßlichen Gelagen.

Ein Mann schiebt eine Münze in eine Vorrichtung im Schwerter Stadtpark, an der eine Müllzange angebracht ist.
Ähnlich wie bei einem Einkaufswagen muss zunächst eine Pfandmünze von unten ins Schloss geschoben werden, um die Kette für die Papierzange zu lösen. © Reinhard Schmitz

Mit Pfandmünze zu lösen

Das nötige Handwerkszeug für deren Beseitigung ist jetzt bereitgestellt. An Laternen entlang des Hauptwegs, der von der Bushaltestelle an der Sparkasse längs durch die Grünanlage in Richtung Beckestraße führt, sind kleine eiserne Behälter angebracht worden, in denen jeweils griffbereit eine Papierzange steckt.

Um das in diesem Fall vornehm „Kollektor“ genannte Gerät herausziehen zu können, muss allerdings vorher – ähnlich wie beim Lösen eines Einkaufswagens aus der Abstellschlange – eine Pfandmünze von unten in ein Schloss gesteckt werden. Wahlweise können 50 Cent oder auch ein oder zwei Euro eingeschoben werden.

So erklärt es allen Unwissenden die Bedienungsanleitung von „SmartCity Schwerte“ unter der Überschrift „Umweltschutz in Schwerte“. Dort ist auch zu lesen, wie es weitergeht: „Geh mit gutem Beispiel voran und befördere mithilfe des Kollektors herumliegenden Müll wie Dosen, Becher oder Zigarettenstummel in den Mülleimer – andere werden dir folgen!“

Unter dem Papierzangenbehälter ist noch ein weiterer zu erkennen, der wie ein Spender für Sammelbeutel aussieht – nur waren die am Donnerstagnachmittag (4.7.) entweder schon vergriffen oder noch nicht eingefüllt.

„Nur in Deutschland“

„Only in Germany“ (engl. „Nur in Deutschland“), sagte kopfschüttelnd ein Besucher aus England, der zufällig des Weges kam. Und der nicht weiterging, ohne einen Ratschlag zu hinterlassen: Man solle doch besser das Geld denjenigen geben, die es nötig hätten, anstatt für solche Dinge.

Andere Stadtparkbesucher fühlten sich – ein wenig belustigt – an die Roman-Geschichte von Tom Sawyer erinnert, der als Strafe den Gartenzaun seiner Tante Polly anstreichen musste.

Der Pfiffige machte daraus eine derart interessante Sache, dass andere Jungs sogar dafür bezahlten, um auch mal den Pinsel schwingen zu dürfen. So weit ist es im Stadtpark aber nicht. Eine Leihgebühr für den Kollektor wird nicht verlangt. Die Pfandmünze lässt sich wieder aus dem Schlitz herausziehen, wenn die Kette der Zange wieder im Behälter eingerastet ist.