Nur 20 Prozent der Kaltmiete in der Schwerter City zahlen Nutzen auch Parteien die Förderung?

Fördergeld für neue Geschäfte: Wer profitiert davon?
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Von elf neuen Geschäften zog nur eines wieder weg. Wie viele zusätzliche dunkle Schaufenster gäbe es in der Schwerter Fußgängerzone ohne den Verfügungsfonds Innenstadt? Zuletzt konnten der Steuerring, die Fromagerie an der Mährstraße, die Ostermann-Brauerei und Nettes Schatzkästchen mit dieser Möglichkeit der Mietminderung angesiedelt werden, berichtet Stadtmarketing-Leiterin Michaela Zorn-Koritzius. Nicht gefördert worden seien indes das städtische Familienbüro im früheren Old Inn und der CDU-Bürgertreff im ehemaligen Hussel-Laden: „Die CDU hat es auch nicht angefragt.“

Mit einer Förderung durch den Verfügungsfonds wurde die Mährstraße um die Fromagerie bereichert.
Mit einer Förderung durch den Verfügungsfonds wurde die Mährstraße um die Fromagerie bereichert. © Reinhard Schmitz

Nutzer zahlen nur 20 Prozent

Mit diesem selbstgewählten Verzicht stehen die Christdemokraten nicht allein. „Bisher hat keine Partei sich aus einem Förderprogramm bedient“, stellt Michaela Zorn-Koritzius klipp und klar fest. Weder die Grünen für ihr Büro im ehemaligen Blumengeschäft an der Haselackstraße noch die SPD bei ihrem Wunsch nach einem eigenen Bürgertreff. Parteipolitische Nutzungen müssten selbst finanziert werden. Auch für das Stadtmarketing-Büro am Postplatz komme eine Förderung nicht infrage, da die Einrichtung zu 75 Prozent städtisch sei.

Umgekehrt könnte auch die Stadt nicht eigene ungenutzte Flächen mithilfe des Förderprogramms vermieten, erklärt Citymanager Alexander Bethke. Dieses wird aus Bundesmitteln für „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“ noch bis Ende August 2025 finanziert. Das davor angezapfte „Sofortprogramm Innenstadt“ des Landes NRW (2020-2023) ist ausgelaufen. Die Mittel ermöglichen, dass neu angesiedelte Ladennutzer in der Regel nur 20 Prozent der Kaltmiete zahlen müssen, erläutert Alexander Bethke – für maximal zwei Jahre. Und diese Rechnung funktioniere in Schwerte so: Der Vermieter müsse seine Forderung um 30 Prozent senken. Dann trete die Stadt als Hauptmieter auf und untervermiete das Ladenlokal weiter reduziert an den Nutzer. Die Bundes- oder Landesförderung sorgt dafür, dass dem Rathaus außer einem geringen Eigenanteil keine weitere finanzielle Belastung entsteht.

Der CDU-Bürgertreff im ehemaligen Hussel-Laden an der Hüsingstraße erhielt keine Fördermittel - es wurden auch keine beantragt.
Der CDU-Bürgertreff im ehemaligen Hussel-Laden an der Hüsingstraße erhielt keine Fördermittel - es wurden auch keine beantragt. © Reinhard Schmitz

Noch zwei weitere Kandidaten, deren Namen sie noch nicht nennen kann, hat Michaela Zorn-Koritzius in der Pipeline: „Dann ist der Topf ausgeschöpft.“ Wer davon profitieren will, muss aber festgelegte Kriterien erfüllen. Dazu gehört laut Alexander Bethke beispielsweise, dass er einen Leerstand wiederbelebt und ein Frequenzbringer ist. Auch darf die Ladenfläche nicht größer als 300 Quadratmeter sein – was darüber hinausgeht, muss selbst finanziert werden. Und: „Es gibt keinen Anspruch auf Förderung.“ Alles sei eine Einzelfallentscheidung. „Es gab auch schon Absagen“, weiß Michaela Zorn-Koritzius. Beispielsweise Anfragen für Westhofen, da das Projekt auf die Innenstadt beschränkt ist. Zudem unterstütze man keine bloßen Umzüge oder Konkurrenz zu bestehenden Geschäften mit Fördergeldern. Eine weitere wichtige Frage laute: „Passt das zu Schwerte?“

Die Erweiterung von Nette´s Lädchen um Nette´s Schatzkästchen (Hintergrund Mitte) war ein förderwürdiges Projekt. Für das zuvor ebenfalls geförderte Fotostudio (l.) erwies sich der Standort an der Hüsingstraße als nicht so geeignet, so dass es in ein Privathaus umgezogen ist.
Die Erweiterung von Nette´s Lädchen um Nette´s Schatzkästchen (Hintergrund Mitte) war ein förderwürdiges Projekt. Für das zuvor ebenfalls geförderte Fotostudio (l.) erwies sich der Standort an der Hüsingstraße als nicht so geeignet, sodass es in ein Privathaus umgezogen ist. © Reinhard Schmitz

„Das alte Programm war erfolgreich“, bilanziert Alexander Bethke mit Blick auf die elf Ansiedlungen. Wieder verlassen habe die City davon nur der Fotograf, der ein Studio für Baby- und Familienbilder an der Hüsingstraße eröffnet hatte. Dass dieses später in das Privathaus des Betreibers verlegt worden sei, wertet der Citymanager keinesfalls als Misserfolg. Denn mit dem Förderprogramm müsse man auch das Ausprobieren einer Geschäftsidee ermöglichen.

Die City muss sich wandeln

Generell führt jedoch für den Innenstadt-Spezialisten an einem Wandel des City-Angebots kein Weg vorbei. „Wir müssen andere Besuchsgründe für die Innenstadt schaffen“, fordert er, um ein Veröden abzuwenden. Solche Angebote könnten beispielsweise Gastronomie oder Kultur schaffen. Denn nicht viele Händler – so ist er sicher – könnten auf Dauer mit Amazon konkurrieren. Ein geflügeltes Wort der Stadtentwickler laute deshalb: „Wir müssen Frequenz für den Handel schaffen und nicht Frequenz durch den Handel schaffen.“

Zum Thema

Zur Person: Alexander Bethke

  • Seit 2001 unterstützt Alexander Bethke als Citymanager punktuell das Stadtmarketing.

  • Als Mitarbeiter des Dortmunder Büros „Stadt+Handel“ betreut er mehrere Städte bei der Innenstadt-Entwicklung.

  • In Schwerte ist er für das Stadtmarketing und die Stadtverwaltung unter anderem im Geschäftsflächen-Management tätig.

  • Alexander Bethke ist in Schwerte geboren und jetzt wieder in seine Heimatstadt zurückgezogen. Sein Abitur hat er einst am Ruhrtal-Gymnasium abgelegt.