Das Dortmunder Planungsbüro Assmann Beraten + Planen, das als Projektsteuerer auch mit der neuen Sportarena in Wandhofen betraut ist, hat ein Gutachten zum Zustand der Schwerter Turn- und Sporthallen erstellt. Das Ergebnis: Vier Ersatzneubauten sollen in den nächsten Jahren in der Ruhrstadt entstehen. Für die Umsetzung plant die Stadt die Gründung einer sogenannten „Inhouse-Gesellschaft“ in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken.
Was genau ist eine „Inhouse-Gesellschaft“? Welche Sporthallen sollen neu gebaut werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Warum hat die Stadt ein Turnhallen-Gutachten erstellen lassen?
Die Stadt Schwerte besitzt in Summe 13 Sport- und Turnhallen, davon vier Dreifachhallen und neun Einfachhallen. Ein Großteil der Hallen wurde in den 60er- und 70er-Jahren gebaut und ist dementsprechend älter als 50 Jahre, teilweise älter als 60 Jahre. Trotz Instandhaltungsmaßnahmen haben viele Hallen aufgrund ihres Alters bauliche Mängel. Deswegen habe man sich dazu entschieden, für die städtischen Sporthallen den jeweiligen Gebäudezustand gutachterlich erfassen und bewerten zu lassen.
Was kam dabei heraus?
Laut dieses Gutachtens sind vier Standorte nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren: die Hallen Am Bohlgarten, an der Wasserstraße, am Friedrich-Bährens-Gymnasium (FBG) und die Halle Am Derkmannsstück, wobei die Stadt bei letzterer der Empfehlung zum Neubau nicht folgt. Sie schlägt stattdessen einen Ersatzneubau der Turnhalle in Villigst vor.
Das wird damit begründet, dass die vom Gutachter prognostizierten Gesamtsanierungskosten der Turnhalle Villigst mit 1,4 Millionen Euro deutlich höher wären, als die der Turnhalle Am Derkmannsstück mit 1,07 Millionen Euro – und das bei gleicher Restnutzungsdauer von maximal zehn Jahren nach Abschluss der Maßnahmen, heißt es.
Darüber hinaus wird aktuell auch eine Kapazitätserweiterung an einzelnen Standorten geprüft. Die Sporthallen in Schwerte seien „mehr als ausgelastet“, bei Vereinen und Schulen werde es auch mit Blick auf den Schulentwicklungsplan zu einem Mehrbedarf kommen.

Ist das alles schon festgelegt und beschlossen?
Nein, die Stadt weist darauf hin, dass es sich hierbei um eine erste Machbarkeitsprüfung handelt. Weitere Planungen für alle vorgeschlagenen Standorte müssen erst erarbeitet werden, Schulen und Sportvereine sollen beteiligt werden. Außerdem muss der Rat der Stadt Schwerte letztlich die Beschlüsse für die jeweiligen Neubauvorhaben treffen. Das ist längst nicht passiert.
Fachausschuss und Rat haben in ihren jüngsten Sitzungen bislang das Gutachten zur Kenntnis genommen und dieses Konzept als Grundlage für die weiteren Planungen beschlossen. Außerdem hat die Politik der Verwaltung das „Go“ gegeben, die Vorbereitungen zur Gründung einer „Inhouse-Gesellschaft“ zu treffen.
Was ist eine „Inhouse-Gesellschaft“?
Eine sogenannte „Inhouse-Gesellschaft“ ist eine eigenständige Gesellschaft, die öffentliche Aufträge der Stadt entgegennimmt. Sie soll in Schwerte in Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe der Stadtwerke gegründet werden. Die Stadt könnte dieser Gesellschaft Aufträge erteilen, ohne ein Vergabeverfahren durchführen zu müssen – am Ende ist das auch ein Weg zur schnelleren Beschaffung von Hochbaumaßnahmen.
Was soll das noch für Vorteile haben?
Es fehlt innerhalb der Verwaltung schlicht das Personal für diese Neubauprojekte. Die Stadt nennt „organisatorische und personelle Kapazitäten“ außerhalb der städtischen Gebäudewirtschaft als klare Vorteile, um die Turnhallen-Neubauten möglichst schnell angehen zu können.
So eine „Inhouse-Gesellschaft“ biete einen Wettbewerbsvorteil bei der Personalgewinnung: flache Hierarchien für Projektmanager, Spielräume bei der Vergütung einer privatrechtlich organisierten Gesellschaft. Das bietet die Möglichkeit, erfahrenes Personal außerhalb des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst einzustellen.
Privatwirtschaft in städtischer Hand, um das zusammenfassend auf den Punkt zu bringen.
Gibt es so etwas in Schwerte schon?
Die Immobilien Entwicklungsgesellschaft (IEG), die im Sinne des Handlungskonzeptes Wohnen der Stadt geeignete Wohnbauflächen in Schwerte entwickelt, erschließt und vermarktet und zuletzt durch den Abriss des riesigen Hallenkomplexes am Senningsweg in Erscheinung getreten ist, funktioniert zumindest nach einem ähnlichen Prinzip.
Die drei Gesellschafter – Stadt Schwerte, Sparkasse Dortmund und die Stadtwerke – gründeten die Immobilien Entwicklungsgesellschaft Schwerte mbH im Jahr 2017. Geschäftsführer sind hier Holger Gies, Prokurist bei den Stadtwerken, und David Weber aus dem Planungsamt der Stadt Schwerte.
Was sagt die Politik?
Die ist sich grundsätzlich einig in Sachen „Pflichtaufgabe (Schul-)Sport“ und sieht den Bedarf in den kommenden Jahren, plädiert aber auch für eine sorgsame Planung.
Baudezernent Christian Vöcks versicherte im jüngsten Bauausschuss, dass es sich bei der neuen Gesellschaft, die erst noch gegründet werden muss, um eine hundertprozentige Tochterfirma der Stadt handeln werde – das heißt auch: „Wir geben die Kontrolle nicht ab“, erklärte Vöcks. Der Rat wird am Ende alle wichtigen Entscheidungen mit treffen, die „Inhouse-Gesellschaft“ damit nach politischen Beschlüssen handeln.