Wer den Wandhofener Stefan Simon kennt, der mag ermessen, wie gern er den Erdbebenopfern in Marokko und den Flutgeschädigten in Libyen helfen würde.
Stattdessen packte er gerade mit einer Handvoll Helferinnen und Helfern innerhalb von drei Stunden einen plötzlich vor seinem Haus stehenden 12-Tonner mit Hilfsgütern für die Karpaten: „Unsere Hilfsgüter werden dort dringend gebraucht“, erklärte er.
Hilfsgüter für Ungarn an der ukrainischen Grenze
„In den Karpaten, die zur Ukraine gehören, leben viele Ungarn, die von jeder Hilfe – außer der unsrigen – abgeschnitten sind“, erzählt Stefan Simon. Er ist deutscher Repräsentant des ungarischen Ritterordens Vitezi Rend. Von seinem ungarisch-stämmigen Großvater hatte er vor 15 Jahren die Ritterwürde geerbt.
Damals wusste er gar nichts darüber, hatte mit Ungarn wenig zu tun. Heute spricht er schon ein bisschen Ungarisch, ist gerngesehener Gast in Budapest und bei Empfängen des ungarischen Botschafters in Berlin trägt er stolz die Uniform mit Säbel.
Doch Ungarn habe derzeit keine Lobby. Das mache es Stefan Simon und der Katastrophenschutz-Abteilung seines Ordens doppelt schwer, Hilfsgüter und Geld zu sammeln. Die einfachen Menschen in den einsamen Bergdörfern der Karpaten würden fast vergessen.

Sammeln in der Garage
Bereits seit Oktober 2018 gibt es den von Stefan Simon geleiteten deutschen Zweig des ritterlichen Katastrophenschutzes. Von Wandhofen aus hat der CDU-Ratsherr inzwischen mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter in die Karpaten geschickt – oder selbst hingefahren, denn einen Busführerschein hat der Wandhofener seit Jahrzehnten.
Fünf Fahrzeuge, Busse, Transporter und Feuerwehrautos haben Stefan Simon und sein gemeinnütziger Verein besorgt und weitervermittelt. Auch für die Kirchenbänke aus der Villigster St. Thomas Morus-Kirche hatte Stefan Simon, als die Umrüstung zur Familien-Kirche anstand, begeisterte Abnehmer in den Karpaten. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine gab es nun acht Transporte mit tonnenweise Hilfsgütern auf den Ladeflächen.
Etliche Ungarn leben in der Region um Schwerte. Sie haben mit Stefan Simon ein Netzwerk gesponnen, in dem sich immer wieder ausrangierte oder ausgemusterte Gegenstände finden, die noch verwendet werden können. Stefan Simon sammelt diese sozusagen latent in seiner Garage und in Garagen von Freunden: medizinische Hilfsmittel und Geräte, Computer, Kleidung, Hausrat und andere Güter.
Futter und Transportboxen für Haustiere
Als kürzlich drei Garagen bis zum Anschlag voll waren, hielt Stefan Simon Ausschau nach einem Lkw, der ansonsten leer aus NRW nach Ungarn zurückgefahren wäre. So waren die Transportkosten der Hilfsgüter erträglich und fraßen nicht so viel Geld aus dem Spendentopf. An einem Nachmittag um halb vier kam schließlich der ersehnte Anruf, um 19 Uhr musste der Lkw wieder los.

Die ungarische Tierheimleiterin Edina Bregócs aus Szigetszentmiklos, die Stefan Simon bei einem Empfang im ungarischen Parlament in Budapest kennengelernt hatte, hatte diesen vermittelt. Sie dolmetschte damals für ihn, er erzählte ihr von seinen Aktionen.
Daher lagerten in Stefan Simons Garage nun auch Tierfutter und Transportboxen, die für die in der Ukraine zurückgelassenen Haustiere von Kriegsflüchtlingen dringend gebraucht werden. Zusammen mit Rollstühlen, einem Dutzend Computern, Krücken, Rollatoren, Schutzkleidung, 150 Kleidersäcken mit gereinigter Kleidung, Spielzeug und einem kompletten Bällebad mit 1.000 Bällen sind sie unterwegs in die Region, in der sie benötigt werden. Alles war innerhalb weniger Stunden verladen und mit ordnungsgemäßen Aus- und Einfuhrpapieren versehen.
Einsatz während Corona
Stefan Simons Garagen sind nun wieder leer, er kann wieder Ausschau halten nach Restposten oder ausrangierte Geräten. Wertvoll wären für das nächste Mal weitere Kontakte zu Speditionen, die die Strecke nach Ungarn fahren oder am besten noch weiter bis in die Ukraine. Eine Flotte von Kleintransportern wünscht er sich, damit seine Hilfsgüter in Ungarn und in der Ukraine schnell weiterverteilt werden können.
In Schwerte unvergessen bleibt unterdessen sein Einsatz während der Corona-Lockdowns. In Schutzkleidung brachte er zu dieser Zeit älteren und schwerbehinderten Menschen in Schwerte Toilettenpapier und weitere Hygieneartikel aus seinem Bestand.
- Wer helfen möchte, erreicht Stefan Simon per E-Mail (stefan.simon@vrkrn.de).
- Nähere Infos zu seinem Ritterorden gibt es auf der Seite www.vrkrn.de.
- Das Spendenkonto hat die IBAN DE66 4405 0199 0841 0190 08 bei der Sparkasse Dortmund.
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