
© Alexander Heine
SPD: Nicht alle Genossen wollen Hartmut Ganzke im Landtag sehen
Landtagswahl
Das Ergebnis hat Hartmut Ganzke (SPD) nicht zufrieden gestellt: Ohne Nebenbuhler um die SPD-Landtagskandidatur schlug das Votum seiner Genossen im Südkreis erkennbar enttäuschend ein.
Als Torben Böcker das Votum der Delegierten verkündete, wirkte Genosse Ganzke geknickt: Seine erste Reaktion strahlte Enttäuschung aus, ehe er sich souverän-staatsmännisch dankbar für die SPD-Landtagskandidatur gab. Seine Genossen aus Unna, Schwerte, Fröndenberg und Holzwickede schickten ihn am Dienstagabend ins Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis Unna I. Wenn auch nicht mit der erhofften Einheit.
29 der 35 Delegierten stimmten für Hartmut Ganzke – vier mit Nein, zwei enthielten sich. Einen Gegenkandidaten hatte der 55-Jähirge, der seit 2012 für die SPD im nordrhein-westfälischen Landtag sitzt, nicht. Er bedanke sich „ohne Wenn und Aber“ für das Vertrauen, sagte er nach der Wahl. „Ich bin stolz darauf, mit euch gemeinsam in den Wahlkampf zu gehen – wir haben einiges vor uns.“

Hartmut Ganzke (SPD) mit Mutter, Ehefrau und Sohnemann in der Kulturschmiede Fröndenberg: Der 55-jährige Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete aus Unna-Massen ist erneut Landtagskandidat der SPD im Wahlkreis Unna I. © Alexander Heine
In seiner Bewerbungsrede zuvor setzte Hartmut Ganzke auf die sozialdemokratischen Kernthemen. „Wir brauchen eine SPD, die das Leben der Menschen sicherer, sozialer und erfolgreicher macht“, sagte er und forderte etwa Beitragsfreiheit für die Kita. Die SPD stehe dafür, „dass alle, die es wollen, die gleichen Chancen haben unabhängig vom Einkommen der Eltern […] – das ist unsere DNA!“ Mit Verweis auf Polizei und zumeist ehrenamtliche Helfer bei Feuerwehr und Katastrophenschutz forderte er „eine Politik des Respekts“. „Kein Mensch in Uniform verdient es, im Einsatz beleidigt, bespuckt, geschlagen oder respektlos behandelt zu werden.“ Auskömmliche Löhne, starke Betriebsräte und Gewerkschaften sowie bezahlbarer Wohnraum waren weitere seiner Schlagsätze.
Ganzke: Schließung der Impfzentren war ein Fehler
Und natürlich kam Hartmut Ganzke nicht ohne Seitenhiebe gegen die schwarz-gelbe Landesregierung aus – und arbeitete sich insbesondere an der Corona-Politik ab. Die 2G-Entscheidung komme zu spät, die Schließung der Impfzentren sei falsch gewesen. Vor allem aber arbeitete er sich an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ab.
„Es kann doch nicht wahr sein, dass das einzig Verlässliche in den vergangenen anderthalb Jahren war, dass sie vorzugsweise am Freitagnachmittag gegen halb 3 Erlasse geschickt und davon ausgegangen ist, dass ab Montagmorgen um 7.30 Uhr alles umgesetzt ist in den Schulen – und wenn nicht, Verantwortliche zu suchen.“ Dafür gebe es nur eine Antwort, wetterte Ganzke. „Abwählen!“
Erstmal aber geht es jetzt um seine eigene Wahl. Hartmut Ganzke tritt an, um bei der Landtagswahl am 15. Mai zum dritten Mal in Folge das Direktmandat zu holen. Ein Selbstläufer wie 2012 mit über 20 Prozent Vorsprung wird das sicher nicht: 2017 holte Ganzke den Wahlkreis nur noch mit 7,6 Prozent Vorsprung vor der CDU-Mitbewerberin. Im Falle eines Wahlsiegs der SPD aber werden dem Rechtsanwalt aus Unna-Massen gute Chancen auf mehr Verantwortung nachgesagt: Mit Fraktionschef und SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty soll er es gut können…