Beim Thema Schwangerschaft darf Frau wieder nicht entscheiden?
Meinung
Sobald es um Schwangerschaft geht, haben auf einmal viele Menschen Mitspracherecht über den Körper einer Frau. Das findet unsere Autorin ungerecht – mehr denn je in Sachen Corona-Impfung.
Der Tod einer schwangeren Mutter erschüttert die Menschen. Auch im Kreis Unna starben Schwangere bereits an einem schweren Corona-Infektionsverlauf. Die Stiko zögert derweil noch immer, eine Impfempfehlung für werdende Mütter auszusprechen.
Schwangere dürfen sich dennoch impfen lassen, wenn sie es wollen. Theoretisch. Denn dass dies nicht so leicht ist, zeigt die Geschichte zweier Schwerterinnen. Eine hat sich letztlich in einem anderen Bundesland impfen lassen, weil ihr Gynäkologe sie noch nicht impfen wollte. Die andere erntete für ihre Entscheidung Kritik aus dem Bekanntenkreis.
Vorsicht ist sinnvoll
Ich halte es für sinnvoll, dass Gynäkologinnen und Gynäkologen vorsichtig sind und sich an den Vorgaben der Stiko orientieren. Ungerecht wird es jedoch, wenn eine Frau sich die Impfung explizit wünscht und man ihr diese verweigert. Wenn sie in einem schweren Infektionsverlauf eine größere Gefahr sieht als in einer Impfung. Sie sich über Letztere informiert hat und die Risiken für sich kennt.
Dann ist es nicht gerechtfertigt, dass man ihr die Impfung nicht ermöglicht. Oder sie explizit für ihre Entscheidung kritisiert. Das ist meiner Meinung nach zu viel Mitspracherecht über den Körper einer schwangeren Person. Ein Mitspracherecht, das die anderen Menschen nicht besitzen.
Aber das wiederum ist nichts Neues. Denn sobald es um den schwangeren Körper geht, wollen – und dürfen – auf einmal erstaunlich viele Menschen mitbestimmen.
Kamener Kind mit Wurzeln in Bergkamen. Findet seriösen Journalismus wichtiger denn je. Schreibt gern nicht nur über Menschen und Geschehen, sondern in der Freizeit auch über fantastische Welten. Seit 2017 im Einsatz, erzählt seit 2022 die Geschichten ihrer Heimatstadt.