© Foto: Manuela Schwerte

Die Fotoreportage

So lebt man an der B236 in Schwerte: Beim Blick aus dem Fenster täglich Stau

Die meisten Schwerter kennen die B236 nur als Autofahrer - meist im Stau. Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wer hier wohnt? Wir haben Anwohner und Pendler mit der Kamera besucht.

Schwerte

, 11.06.2019 / Lesedauer: 5 min

Christa Pöthig: Am schönsten sind die Feiertage

„Am schönsten sind die Feiertage, da herrscht so eine Ruhe“, sagt Christa Pöthig. 84 Jahre ist sie alt. Seit 1963 wohnt sie am Robert-Koch-Platz direkt an der B236. Früher ging es noch, aber heute sei eigentlich die ganze Woche Stau auf der Kreuzung Hörder Straße/Karl-Gerharts-Straße. Trotzdem wohnt Christa Pöthig gerne hier. Die Lage ist zentral, alles sei für sie fußläufig zu erreichen - der Bahnhof, die Innenstadt, das Krankenhaus. Wenn nur der Verkehr nicht wäre. Manchmal hat sie sogar ein Problem auf die andere Straßenseite zu kommen. Ein Slalomlauf über den Zebrastreifen sei das.

© Foto: Manuela Schwerte

Bernd Schulte: Ich komme oft nicht aus der Einfahrt

Oft kann Bernd Schulte kaum aus seiner eigenen Einfahrt fahren. Und das muss er dienstlich reichlich oft. Der Gerüstbauer hat seinen Betrieb direkt an der Kreuzung gegenüber der Runden Ecke, an der Hörder Straße 2. 2014 hat er das Geschäft übernommen und gekauft. Seitdem lebt und arbeitet die Familie dort. Wenn Bernd Schulte mit seinem Lkw morgens auf die Straße muss, ist das ein Glücksspiel. Morgens sind es die Radfahrer auf dem Weg zur Schule, dann die Lkw, die selber nur langsam vorankommen, und auch viele Pkw-Fahrer lassen ihn nicht raus. Das Wohnen dort sei eigentlich schön.. „Im Hinterhof bekommt die Familie wenig mit vom Straßenlärm mit“, so Schulte. Dennoch suche man nach einer neuen Immobilie.

© Foto: Manuela Schwerte

Marie Luise: Das Fenster bleibt auch nachts zu

Dieses Fenster bleibt immer zu, betont Marie Luise. Seit über 20 Jahren wohnt sie an der Hörder Straße an der Kreuzung zum Eckey. An den Verkehrslärm und die vielen Unfälle hat sie sich dennoch nie gewöhnt. Trotz der Doppelverglasung ihrer Fenster bekommt sie einiges mit. Deshalb gilt: Selbst nachts wird das Fenster nicht geöffnet, weil der Lärm stört.

© Foto: Manuela Schwerte

Edona Bajramii: Der Makler sagte, dass sich hier einiges ändern wird

Das mit dem Verkehr werde sich bessern, hatte der Makler versporchen, als Edona Bajramii, ihr Mann und die zwei Kindern 2011 die Häuser 61 und 63 an der Hörder Straße gekauft hatten. Die Familie kannte Schwerte und die Hörder Straße vorher nicht, besichtigten die Häuser an einem ruhigeren Wochenende und hörten vom Makler eben, dass sich an dieser Straße einiges mit dem Verkehr ändern werde. Das ganze Ausmaß an Lärm und Stau realisierte die Familie erst richtig, als sie eingezogen war. Am Schlimmsten seien die Lkw und die Motorräder. Doch zum Glück gebe es hinter den Häusern einen schönen, ruhigeren Garten, in dem man nicht ganz so viel vom täglichen Stau mitbekommt.

© Foto: Manuela Schwerte

Klaus Brieke: Früher gab es hier noch Linden und Vorgärten

Klaus Brieke ist 84 Jahre alt und wohnt seit 1942 in dem Haus Nr. 38, das sein Opa 1898 gebaut hat. „Damals gab es noch rechts und links der Hörder Straße Lindenbäume und vor den Häusern Gärten“, erzählt er. 1962 wurde dann das Kanalsystem gebaut, und Bäume und Gärten verschwanden. Klaus Brieke hat sich mit der Zeit an den immer stärkeren Verkehr und den dazugehörigen Lärm gewöhnt. „Da muss man sich mit abfinden. Es gibt halt Tag und Nacht keine Ruhe, morgens ab 6.30 Uhr geht’s los.“ Wenn Stau ist, rieche es in seinem Flur nach Abgasen, die kriechen durch die Briefkastenöffnung ins Haus. Am meisten regen ihn aber die Lkw auf und die Verbotsschilder, an die sich doch keiner halte. Aber wegziehen kommt für ihn nicht in Frage.

© Bernd Paulitschke

Torsten Bischof: Die Zeit muss man im Büro wieder rausarbeiten

„Die Zeit, die ich hier verliere, muss ich im Büro wieder rausarbeiten“, sagt Torsten Bischof, der für den Weg zur Arbeit nach Dortmund auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Die Busverbindung ist eigentlich gut, doch durch den Stau wisse man nie, ob der Bus pünktlich komme. Torsten Bischof macht sich morgens früher auf den Weg, damit er keine Anschlüsse verpasst. Das sei Arbeitszeit, die ihm verloren gehe. Man merke den Stau morgens ab 6.30 Uhr und ganz extrem, wenn eine der Autobahnen zu sei. Die Umgehungsstraße habe dabei nicht viel gebracht. „Das Chaos ist schon länger. Schlimmer wurde es durch die Baustelle“, erzählt er. Morgens und abends habe man auf der Strecke keine Chance.

© Bernd Paulitschke

Ute Severin: Freitags ist es am schlimmsten

„Wenn die Fenster zu sind, geht es, aber man muss sie ja auch mal aufmachen. Das ist dann nicht ganz so schön“, erzählt Ute Severin. Sie wohnt seit acht Jahren an der B236 und kommt gerade von der Frühschicht. Selbst steht sie hier nie im Stau, da sie kein eigenes Auto hat. Stau herrsche hier eigentlich immer, doch freitags sei es am schlimmsten. Im Moment hat sie keine Idee, wie man das Problem lösen könne, doch sie könne sich auch keine andere Wohnung leisten.

© Foto: Manuela Schwerte

Michael Apprecht: Jeder, der hierlang fährt, ist ein möglicher Kunde

Für Michael Apprecht hat der viele Verkehr auch seine gute Seite. Der Inhaber einer Kfz-Werkstatt freut sich über Kunden, die vorbeifahren und die Werkstatt sehen und eben auch anhalten, wenn sie das ein oder andere Problem haben. Der Lärm stört ihn nicht, er freut sich über jeden Kunden der kommt, und je mehr vorbeifahren, desto besser für das Geschäft. Sorgen mache ihm der geplante Ausbau der B236 bis zum Ostentor. „Wie kommen die Kunden denn zu mir?“, fragt er sich. Eine Möglichkeit sei die Zufahrt über die Sonnenstraße. Die Informationsveranstaltung des Landesbetriebs Straßen.NRW zum Ausbau war Michael Apprecht insgesamt zu spärlich.: „Das hätte man sich sparen können.“

© Bernd Paulitschke

Michael Sassen: Mit dem Fahrrad am Stau vorbei

Michael Sassen aus Lichtendorf fährt die Strecke an der B236 täglich mit dem Fahrrad zur Mittagsschicht in Richtung Schwerte-Mitte. „Der Weg ist kürzer mit dem Fahrrad, ich spare Energiekosten ein, ich tue mir was Gutes. Eigentlich sehe ich da keine Nachteile“, erzählt Michael Sassen, der auch im Winter mit dem Fahrrad fährt. Das meiste Verkehrsaufkommen sei tatsächlich am Freitag, über die Woche verteile es sich eigentlich ganz gut. Doch am frühen Nachmittag sei es auf der B236 jeden Tag eine „spaßige Angelegenheit.“

© Bernd Paulitschke

KilianWeinrich: Man müsste eigentlich eine Stunde früher aufstehen

Kilian Weinrich ist oft mit dem Bus auf der Hörder Straße unterwegs. Doch der Stau ist auch für ihn ein Problem. „Leute kommen zu spät zur Arbeit. Da muss auf jeden Fall was gemacht werden“, sagt er. Klar, wenn man eine Stunde früher losfahren würde, komme man wahrscheinlich pünktlich zur Arbeit, aber das sei ja auch nicht der Sinn der Sache.

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