
© Reinhard Schmitz
Auf Facebook war von einem Amok-Lauf die Rede – doch die Polizei widerspricht vehement
SEK-Einsatz in Westhofen
Die Nachrichten aus Westhofen überschlugen sich. Von einem Amok-Lauf war in den sozialen Medien die Rede. Die Polizei widerspricht. Trotzdem wurde der Tatort am Freitag komplett dicht gemacht.
Die Nachrichten aus dem dichtbesiedelten Wohnblock-Viertel an der Tannenstraße in Westhofen überschlugen sich in den sozialen Medien. Sie klangen dramatisch. „Amoklauf in Westhofen“, titelte gar ein Facebook-Nutzer, der auf Fotos zeigte, wie Polizisten in Uniform hinter einem Mehrfamilienhaus um die Ecke lugten. Er wollte wissen, dass ein Mann mit einem Messer durch die Straße laufe.
Polizeisprecher: „Für die Bevölkerung bestand keine Gefahr“
Dieser Interpretation des Einsatzgeschehens, die sich am Freitagmorgen (19.3.) wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitete, musste Polizei-Pressesprecher Bernd Pentrop (Kreispolizeibehörde Unna) jedoch energisch widersprechen: „Für die Bevölkerung bestand keine Gefahr.“
Die Polizei habe alles beobachtet und zur Festnahme ein Spezial-Einsatzkommando (SEK) hinzugezogen, berichtete er in einem Polizeibulli, der als rollendes Pressebüro quer in der Einmündung stand, wo die Reichshofstraße von der Wannebachstraße abzweigt. Mit weiteren Streifenwagen und einem Fahrzeug der Feuerwehr hatten Einsatzkräfte hier alles dicht gemacht. „Das ist ein Tatort“, mussten sie jeden zurückweisen, der näher heranwollte.

Polizei-Pressesprecher Bernd Pentrop war beim SEK-Einsatz in Westhofen vor Ort. © Reinhard Schmitz
Nur bis ans Ende der Verkehrsinsel, die die Fahrbahnen ein paar Schritte hinter dem Polizei-Pressebulli an der Straßeneinmündung teilt, durfte man gehen. Durch das Teleobjektiv der Spiegelreflexkamera war von dort aus das rot-weiß-rote Flatterband auszumachen, das irgendwo in Höhe des Lidl-Marktes quer über die Fahrbahn gespannt war.
Dahinter drubbelten sich Polizeifahrzeuge, der Notarztwagen und ein Rettungswagen, in dem der mutmaßliche Täter erstversorgt wurde. Er war bei der Festnahme durch das SEK von einer Schusswaffe schwer verletzt worden. Mit einem Rettungshubschrauber, der im Bereich des Lidl-Parkplatzes niedergegangen war, wurde er später laut knatternd in eine Klinik ausgeflogen. „Es wurden keine anderen Personen verletzt“, sagte Polizei-Pressesprecher Christian Stein.

Hier kam keiner durch: Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge blockierten stundenlang die Einfahrt von der Wannebachstraße zur Reichshofstraße. © Reinhard Schmitz
Der Polizei war der aggressive 45-Jährige, so hieß es, schon von vorhergehenden Vorfällen bekannt gewesen. Am Freitagmorgen (19.3.) gegen 10.15 Uhr wollte eine Streife ihn überprüfen, als er im Bereich Tulpenweg/Tannenstraße an einem Auto herumschraubte, wie Bernd Pentrop berichtete: „Der Mann stand auf und kam sofort mit einem Messer auf die Polizei zu.“ Erst nachdem die Beamten einen ersten Warnschuss abgegeben hätten, habe er sich in die Umgebung zurückgezogen und mit Suizid gedroht.

Mit verschiedenen Pkw und Bullis rückte das SEK nach Beendigung seines Einsatzes rasch wieder ab. © Reinhard Schmitz
Deshalb wurde ein SEK angefordert. Doch auch die hoch-geschulten Beamten mit den schwarzen Gesichtsmasken schienen den Messermann nicht zu beeindrucken. Er sei auf sie zugelaufen, sodass nochmals eine Schusswaffe eingesetzt werden musste, erklärte der Polizeisprecher weiter.

Weiträumig abgesperrt hatte die Polizei den Tatort im Bereich Reichshofstraße/Tannenstraße. Dort mussten nach Ende des SEK-Einsatzes noch Spuren gesichert werden. © Reinhard Schmitz
Für die Spuren-Untersuchungen am Tatort musste die Reichshofstraße noch weit über den Mittag hinaus gesperrt bleiben. Dazu wurde später sogar noch ein zweites Absperrband direkt am Ortseingang von der Wannebachstraße gespannt. Wer beim Lidl-Markt seinen Wochenend-Einkauf erledigen wollte, hatte Pech. Die Polizei ließ nur noch die Fahrzeuge passieren, die den Parkplatz verlassen wollten. Die Gegenrichtung jedoch blieb tabu. Da half es nichts, wenn manche versuchten, mit gutem Zureden vielleicht doch an der Barriere vorbeizukommen.
Auch die Zufahrt zum Vereinsheim des Motorradclubs Bandidos lag in dem abgeriegelten Gebiet. Es war zu beobachten, wie Männer mit schweren Maschinen sich die Zeit an der Böschung vertreiben mussten, wo die Treppe zum abgerissenen Westhofener Hallenbad hinaufführt.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
