Die Sägespäne liegen noch vor dem Rest eines großen Baumes. Er stand einmal in der Nähe des Mutter-Möller-Weges im Schwerter Wald. Dann kamen Männer mit einem Transporter, fällten den Baum, zerkleinerten ihn und fuhren wieder weg. Seit Monaten passiert so etwas im Schwerter Wald östlich der B236 an der Stadtgrenze zu Dortmund. Und es seien keine Fachleute, sagt eine aufmerksame Spaziergängerin, die dort die Bäume fällen und abtransportieren.
Es seien immer die gleichen Leute. In größeren Gruppen tauchen sie wohl im Wald auf, bedienen sich am Holz und verschwinden wieder. „Sie behaupten, sie hätten Holzsammelscheine“, sagt die Frau, die nicht erkannt werden will. Sie habe schon Drohungen von den Leuten bekommen, wenn sie sie angesprochen hätte.

„Einer ist mir gefolgt, bis eine Bekannte auf dem Waldweg aufgetaucht ist. Ich habe es gar nicht gemerkt, bis sie mir gesagt hat, dass ich verfolgt werde.“ Und sie ist nicht die Einzige, die schlechte Erfahrungen mit der Gruppe gemacht hat. „Es gibt viele Spaziergänger, die ich kenne, die eingeschüchtert wurden, als sie etwas sagen wollten. Einer wollte die Polizei rufen, wurde aber so angegangen, dass er sich nicht mehr getraut hat.“
Auffällige Fahrzeuge
Meist über den Mutter-Möller-Weg kommen die vermeintlichen Holzdiebe in den Schwerter Wald. Oft mit einem weißen Transporter und Pkw mit Anhänger. „Mehrmals die Woche“, sagt die Frau, sägen sie an nicht gekennzeichneten Bäumen im Unterholz oder fällen sogar welche. Mitbekommen haben es viele, darüber reden wollen die wenigsten. „Aber wir müssen etwas tun, wir müssen den Wald schützen“, sagt die Dortmunderin. Tiefe Spuren von Autos, die vom Weg einfach Unterholz führen, zeigen, dass hier etwas nicht stimmt.

Auch Nils Johannsen vom Forstamt der Stadt Dortmund, der auch für den Schwerter Stadtwald zuständig ist, kommt die Sache komisch vor. „Diese Holzlesescheine gibt es für den Schwerter Wald überhaupt nicht.“ Das sei bei der Stadt Schwerte auch nie ein Thema gewesen. Und fahren dürfe man auch nur auf den befestigten Wegen und nicht in den Bestand hinein.
Polizei benachrichtigen
Verkauft würden nur ganze Stämme, die zum Beispiel aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden mussten. Die hätten aber auch alle eine Markierung, und das sei auch in Ordnung. „Wenn ich im Wald unterwegs bin und Leute mit Fahrzeugen oder Sägen sehe, dann kontrolliere ich die auch“, sagt Nils Johannsen. Für Spaziergänger, denen etwas Verdächtiges auffällt, hat er einen Tipp: „Entweder man ruft sofort die Polizei oder mich, denn das ist eindeutig Diebstahl“.
Für die besorgte Bürgerin gibt es nur eine Lösung: Überhaupt kein Holz mehr aus dem Wald verkaufen und vor allem die Wege in den Wald mit Schranken absperren, schlägt sie vor. Am Mutter-Möller-Weg gebe es zwar eine, aber die stehe oft hoch. Außerdem könne man sie leicht umfahren.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 20. Februar 2024.