Rettender Sprung in letzter Sekunde Baumriese kippt in Garten auf der Schwerterheide

Rettender Sprung in letzter Sekunde: Baumriese kippt in Garten
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Wie gut, dass sie ohne die Stöpsel im Ohr das Unkraut in ihrem Vorgarten zupfte. „Normal höre ich Musik oder Podcasts“, berichtet Anja Kiefer-Kaufmann. Dann hätte sie das Knacken aus der uralten Rotbuche vom Rand des Schwerter Waldes, an der Stadtgrenze zu Dortmund nicht wahrgenommen.

Das ungewohnte Geräusch von der anderen Straßenseite schreckte die Anwohnerin am Mittwochnachmittag (20.3.) auf. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Äste aus dem Baumriesen herunterfielen und sich der dicke Stamm urplötzlich zur Seite neigte.

In letzter Sekunde gelang es ihr, aus der Hocke hochzuspringen und sich in der Garageneinfahrt in Sicherheit zu bringen. Da lag die Krone auch schon in ihrem Beet, die zurückgelassene Hacke unter sich begraben. Äste zertrümmerten zudem noch Dachteile und ein Veluxfenster ihrer Doppelhaushälfte am Alten Dortmunder Weg 94.

Ein Baum liegt in einem Vorgarten.
Ihre Werkzeuge wurden von den Ästen begraben: In letzter Sekunde in Sicherheit bringen konnte sich Anwohnerin Anja Kiefer-Kaufmann, die in ihrem Vorgarten Unkraut jätete. © Holger Kaufmann

Ein 120 Jahre alter Baumriese

„Das war ein ganz schöner Schrecken“, sagt Holger Kaufmann. Er saß noch im Büro, als seine Frau anrief und von dem Unglück berichtete. „Dass so ein Baum mir nichts, dir nichts umfällt“, konnte er auch am Tag danach noch nicht begreifen. Es habe doch kein Wind geweht, der Boden sei nicht aufgeweicht gewesen von sechswöchigem Dauerregen. Ohne Vorwarnung hatte sich der komplett entwurzelte Baum, dessen Alter der Förster auf mindestens 120 Jahre geschätzt hatte, quer über die Straße gelegt.

Beim Umfallen zerschmetterte der tonnenschwere Stamm auch noch die massive Waschbetondecke einer Trafostation am Straßenrand. Der Strom in der Nachbarschaft fiel aus. Gegen 15.30 Uhr – so berichtet Stadtwerke-Pressechef Heiko Mühlbauer – sei die Beschädigung des 10-Kilovolt-Verteilers von mehreren Anrufern gemeldet worden.

Sofort hätten sich Kollegen auf den Weg gemacht, um die Anlage stromlos zu schalten und eine Prioritätenliste für die Reparatur aufzustellen. Als Erstes sei deshalb das nahe Hospiz wieder ans Netz gegangen. Die letzten neun Kunden seien gegen 19 Uhr wieder versorgt worden.

Entwurzelt liegt der Baumstumpf der umgestürzten Buche im Schwerter Wald.
Entwurzelt liegt der Baumstumpf der umgestürzten Buche im Schwerter Wald. © Reinhard Schmitz

Wer kommt für die Schäden auf?

Das Ehepaar Kaufmann hatte das Glück, dass ganz schnell auch ihre Dachdeckerfirma Weigelt vor Ort war und auch noch das passende Ersatzfenster besorgt hatte. Auch in der anderen Haushälfte seien einige Dachpfannen beschädigt worden.

Besorgt blickten die Beiden auf weitere windschiefe Baumriesen, die sich vom Schwerter Wald her drohend über die Straße beugen. „Die Bäume haben alle Schlagseite“, sagt Holger Kaufmann: „Irgendwas muss da passieren.“ Da seien einige Kandidaten dabei, die noch höher als das umgefallene Exemplar seien. Die ganze Nachbarschaft sei deshalb in heller Aufregung. Eine Nachbarin habe schon aus Sorge umgehend ihr Schlafzimmer in die Wald-abgewandte Seite des Hauses verlegt.

Als reiche das alles nicht, ist jetzt noch die Frage offen: Wer kommt für die Schäden auf? Vom städtischen Rechtsamt habe er die Auskunft bekommen, dass man nicht haftpflichtig sei, wenn die Bäume ausreichend kontrolliert worden seien. Und die Gebäudeversicherung zahle nicht, weil es für das Umstürzen keine äußere Ursache wie beispielsweise einen Sturm gegeben habe.

Das Stromhäuschen am Alten Dortmunder Weg ist kaputt.
Wie nach einem Bombeneinschlag: Der tonnenschwere Stamm zerschmetterte die dicke Waschbetondecke des Stromhäuschens am Alten Dortmunder Weg. © Reinhard Schmitz