Schwerter Bäume im Wasserstress Försterin Andrea Lenke plant den Wald der Zukunft

Schwerter Bäume im Wasserstress: Försterin Andrea Lenke plant den Wald der Zukunft
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Als Laie hätte man zuletzt meinen können, es hätte ausreichend geregnet. Die Wege im Wald sind schlammig, die Regentonnen im Garten voll. Das ist doch ein Zeichen dafür, dass es nach vier Dürre-Jahren wieder aufwärts geht. Oder?

„Die Bäume im Wald sind immer noch im Wasserstress“, berichtet Forstbetriebsbeamtin Andrea Lenke vom Landesbetrieb Wald und Holz. Der vermeintlich reichliche Regen der vergangenen Wochen habe nur die oberen Erdschichten durchnässt.

Die großen Bäume im Wald, die tiefer wurzeln, stünden immer noch im Trockenen und bis sich wieder Grundwasser bildet, „muss es ein Jahr lang so durchregnen wie am letzten Wochenende“, sagt die Försterin.

Junge Bäume kommen also gerade gut an Wasser. Wasserstress nennt sich hingegen das, was die großen Bäume durchmachen. Das hat auch in Schwerte die gleichen Folgen, wie die, die der Waldzustandsbericht für ganz Deutschland meldet.

Wehrlose Bäume

Bei den Fichten sieht man es besonders gut: Fichten können ohne Wasser kein Harz mehr bilden. Das Harz bekämpft aber den Borkenkäfer. Der kann die wehrlosen Bäume befallen und die Pilze, die er mitbringt, geben dem Baum den Rest.

Überall in Schwerte sieht man diese trockenen, grauen Stämme: abgestorbene Fichten. „In Schwerte sind an verschiedenen Stellen einzelne Fichten abgestorben“, berichtet Andrea Lenke. Das könne ein Wald verkraften, sei aber ein wirtschaftlicher Schaden für den Waldbesitzer.

So sehen abgestorbene Fichten in Ergste aus.
Abgestorbene Fichten in Ergste. © Holger Bergmann

Schwerer zu erkennen ist die Not der großen Bäume. Eichen zum Beispiel stellen sich auf die Trockenheit ein, indem sie weniger Äste in der Krone bilden, sogar Äste abstoßen. Kronenverlichtung nennt sich das. Die Eichen haben dann weniger Blätter, über die weniger Wasser verdunstet.

Buchen dagegen sterben still. „Buchen leiden besonders stark unter Trockenheit“, sagt Andrea Lenke. Andere Bäume haben spezielle Probleme. Ahorn-Bäume leiden unter der Rußrindenkrankheit. Ein Pilz, der von der Dürre profitiert, lässt Ahorne langsam absterben.

Ist die Esche der Gewinner?

Wo es Verlierer gibt, gibt es aber immer auch Gewinner. Ein Gewinner der Trockenheit könnte die Esche sein. Die Eschen in Europa leiden unter dem „Eschentriebsterben“. Ein Pilz lässt die Triebe jeder Esche absterben. Ohne Blätter stirbt die Esche. Der Befall ist so schwer, dass das Aussterben der Esche prognostiziert wurde. Doch jetzt stellt sich heraus, dass der Pilz trockenheitsempfindlich ist. Die Esche hat also wieder eine Chance.

Wald der Zukunft

Durch die absterbenden Fichten und ihre Abholzung gibt es auch in Schwerte immer wieder neue Lichtungen. Das ist die Gelegenheit für die Förster, widerstandsfähige Baumarten für den Wald der Zukunft zu pflanzen.

Um für die Anforderungen der Zukunft möglichst breit aufgestellt zu sein, sind die Förster auf eine Bepflanzung von Lichtungen mit vier verschiedenen Baumsorten umgestiegen. In Schwerte wachsen Stieleichen, Buchen, Douglasien und Küstentannen.

Wie geht es weiter?

Dabei stehen die Förster vor einem praktisch unlösbaren Problem. Sie wissen nicht, wie sich das Klima entwickeln wird – und ob sie die richtigen Bäume ausgewählt haben, wird sich erst in Jahrzehnten zeigen.

Momentan geht man von folgender Entwicklung aus: Es wird in Zukunft weiter trockene Sommer geben, in denen die Bäume ihre Wachstumsphasen haben und eigentlich Regen bräuchten. Regen wird es stattdessen vor allem in Form von Starkregenereignissen im Herbst und Winter geben. Dabei fließt das meiste Wasser aber zu schnell ab, statt in den Boden einzuziehen, nutzt den Pflanzen also ebenfalls nicht.

Ein Ende der Stress-Situation für die Bäume durch Trockenheit, Krankheiten und Parasiten ist aktuell nicht abzusehen.

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