
© Björn Althoff
Schwerter Tafel merkt Corona-Hamsterkäufe: „Kriegen nur noch ein Drittel der Waren“
Dramatische Auswirkungen
Die Corona-Hamsterkäufe haben drastische Auswirkungen für die Schwerter Tafel. Leiter Peter Höck schlägt Alarm: „Wir kriegen nur noch ein Drittel der Waren.“ Selbst Obst und Gemüse fehlten.
Mit drei Kühllastern fahren die Mitarbeiter raus, Werktag für Werktag, zu Aldi, Lidl, Kaufland, zu Rewe und Edeka – „egal, ob das jetzt die großen Discounter sind oder kleinere Lebensmittelläden.“
Doch in dieser Woche sei das anders, unterstreicht Peter Höck, der Leiter der Schwerter Tafel: Einer der drei Lkw sei auf dem Hof stehengeblieben. Wozu auch alle Läden abklappern bei den Erfahrungen der vergangenen Tage?
„Die Fahrer sagen klipp und klar: Seit einigen Tagen kriegen wir nur noch ein Drittel der Waren.“ Und das sei eine direkte Folge der Hamsterkäufe, die wiederum eine Folge der Corona-Hysterie im Land sind.
„Knapp 300 Fälle bei 83 Millionen Einwohnern“
Höck schüttelt den Kopf: „Wir haben knapp 300 Fälle in Deutschland bei 83 Millionen Einwohnern.“ Doch die Leute würden die Regale so leerkaufen, dass die Supermärke viel, viel weniger Abgelaufenes oder Unschönes aussortieren müssten.
Was nicht schlimm wäre, findet Höck, wenn es nicht dramatische Auswirkungen auf das System der Tafeln im Land hätte. Was der Supermarkt nicht mehr verkaufen kann, ist ja nicht direkt verdorben. Und kann immer noch bei denen landen, die zu wenig Geld haben, um regulär einzukaufen.

Peter Höck, der Leiter der Schwerter Tafel und des Sozialkaufhauses, in einem der drei der Kühllaster, mit denen täglich Ware aus den Geschäften geholt werden. Einer bleibt zurzeit aber immer leer. © Björn Althoff
Bistro-Betrieb, Frühstück, Mittagstisch und Lebensmittelausgabe
Rund 250 Bedürftige pro Tag kommen zur Schwerter Tafel: montagmittags zum Bistro-Betrieb, mittwochs und donnerstags zum Mittagstisch, dienstags und freitags zum Frühstück und zur Lebensmittelausgabe am frühen Nachmittag.
Wer etwas bekommen will, muss Nachweise erbringen, dass er tatsächlich wenig hat. Dann erhält er einen Tafel-Ausweis, der er bei den Terminen vorzeigen muss.
Genug Essen für 250 Menschen, oft plus Familie, da kommt einiges zusammen. Da muss Tag für Tag Neues herangeschafft werden.
„Wir haben mal gewogen – drei Monate lang, gerade das frische Zeug“, unterstreicht Höck: 26 Tonnen seien das gewesen, nur an Obst und Gemüse. Konserven, Reis, Nudeln, Tomatensoße, Zucker – all das sei noch nicht eingerechnet.
Tafel-Chef fragt sich: Wieso wird so viel Obst und Gemüse weggekauft?
„Es ist für uns dramatisch geworden“, sagt Höck: „Wir können unseren Kunden nicht mehr die nötigen Lebensmittel zur Verfügung stellen.“
Das betreffe nicht nur die abgepackten Lebensmittel, die hamstergekauft wurden.
„Selbst frische Ware kommt komischerweise nur noch in geringerer Menge an.“ Höck rätselt warum: „Entweder ist das Phänomen, dass die Leute sowieso im Supermarkt sind und das mitkaufen. Oder es wird mehr Gemüse gekauft und dann eingefroren.“
Desinfektionsmittel-Mangel: „Die machen uns die Gastronomie zu“
Noch dramatischer sei aber der aktuelle Mangel an Desinfektionsmittel. “Das betrifft uns ja auch: Wenn wir kein Desinfektionsmittel mehr haben, macht man uns ja irgendwann den Gastronomiebereich der Schwerter Tafel zu.
Aber es ist Wahnsinn. Es ist nichts mehr zu bekommen. Und ich weiß nicht, in welchen Kellern da jetzt Unmengen an Litern herumstehen.“
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
