Am Donnerstag haben sie eine kilometerlange Menschenkette gebildet: Schüler der weiterführenden Schwerter Schulen demonstrierten für den Frieden.

© Vanessa Trinkwald

„Was gerade passiert, bewegt sie wirklich“: Schwerter Schüler bilden Menschenkette für den Frieden

rnFriedensdemonstration

Die Schülerinnen und Schüler der vier weiterführenden Schulen haben eine Menschenkette quer durch die Stadt gebildet. Sie demonstrierten gegen den Krieg – und forderten Autofahrer zum Hupen auf.

Schwerte

, 31.03.2022, 15:21 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war kurz vor zwölf Uhr mittags, als sie sich alle fanden: Rund 2.200 Schülerinnen und Schüler bildeten am Donnerstag (30.3.) um diese Uhrzeit eine rund 3,7 Kilometer lange Menschenkette quer durch Schwerte. Mit der Aktion wollten die Jugendlichen für den Frieden demonstrieren.

In den Händen hielten sie selbst gemalte Plakate. „No war“, „Stand with Ukraine“, „Peace“ oder schlicht Bilder mit Friedenstauben waren darauf geschrieben und gemalt. Die Jugendlichen hatten sogar kleine Friedenstauben gebastelt.

Auf manchen Schildern stand auf der Rückseite noch etwas anderes: „Hupen“. Immer, wenn Autofahrer an der langen Kette der Schüler vorbeifuhren, hielten sie die Schilder hoch. Und es funktionierte: Fast alle Autofahrer hupten und bestätigten damit die Schüleraktion.

"Hupen bitte!" Die meisten vorbeifahrenden Autos taten den Kindern den Gefallen und hupten. Die Schülerinnen und Schüler hatten eine Menschenkette für den Frieden gebildet.

„Hupen bitte!“ Die meisten vorbeifahrenden Autos taten den Kindern den Gefallen und hupten. Die Schülerinnen und Schüler hatten eine Menschenkette für den Frieden gebildet. © Martina Niehaus

„Wir haben die Plakate mit den Kindern zusammen im Unterricht gestaltet“, erzählte Leonie Bömelburg, Lehrerin der 8d an der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG). Die TFG hatte sich von der Schule über die Bahnhofstraße bis hin zur Sparkasse aufgebaut. Für viele der Schülerinnen und Schüler sei die Aktion ein Ventil. „Wir haben hier auch Kinder, die ukrainische Verwandte haben. Was gerade passiert, bewegt sie wirklich“, so die Lehrerin.

Sie stehen gemeinsam für Frieden ein: Schwerter Schüler gingen auf die Straße.

Sie stehen gemeinsam für Frieden ein: Schwerter Schüler gingen auf die Straße. © Vanessa Trinkwald

„Wir sind stolz auf unsere Kinder“

Schülersprecherin Shaymaa Ismael (16) sagte: „Wir waren froh, endlich einmal etwas tun zu können. Deshalb haben wir uns mit den anderen Schülervertretungen abgesprochen.“

Schülersprecherin Shaymaa Ismael (16): „Wir alle wollten einfach etwas tun.“

Schülersprecherin Shaymaa Ismael (16): „Wir alle wollten einfach etwas tun.“ © Vanessa Trinkwald

Ab der Sparkasse ging die Kette dann weiter mit Schülern des Ruhrtal-Gymnasiums. Schulleiterin Bärbel Eschmann sagte: „Wir sind echt stolz auf unsere Kinder. Sie wollten ein Zeichen setzen, und das finden wir auch wichtig.“ In einer Videokonferenz habe sie sich mit Eva Brinkhoff, Heiko Klanke und Eva Graß-Marx am Morgen noch einmal abgestimmt.

Erste große Aktion für die „Kleinen“

Samuel Khadra von der Schülervertretung des RTG freute sich, dass so viele teilgenommen haben. „Es war freiwillig, aber wir hatten praktisch keine Abmeldungen. Und für die Kleinen ist es auch die erste große gemeinsame Aktion nach Corona“, fügte der 18-Jährige hinzu.

RTG-Schulleiterin Bärbel Eschmann und Schülervertreter Samuel Khadra

RTG-Schulleiterin Bärbel Eschmann und Schülervertreter Samuel Khadra © Martina Niehaus

Was das Coronavirus betrifft: Alle Kinder und Jugendlichen trugen während der Aktion Masken und hielten Abstand. Für die Sicherheit war außerdem abgesprochen worden, dass sich sie die jüngeren Jahrgänge näher am Schulgebäude aufhielten; die Älteren liefen entsprechend weiter.

Auch bei der Polizei Unna hatten die Schülervertreter die Demo ordnungsgemäß angemeldet. Polizeisprecher Christian Stein erklärte auf Anfrage, alles sei aus polizeilicher Sicht störungsfrei verlaufen. „Der Verkehr wurde nicht beeinträchtigt, und es gab auch keine Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung.“

Allgemeiner Wunsch nach Frieden

Das Motto der Veranstaltung lautete an diesem Donnerstag: „Frieden für Schwerte, Frieden für die Welt – gegen den Krieg“. Auch wenn manche Schüler Plakate in den Nationalfarben der Ukraine gemalt hatten, ging es insgesamt um den gemeinsamen und allgemeinen Wunsch nach Frieden. „Wie haben uns bewusst dafür entscheiden, weil wir niemanden ausgrenzen wollten“, erklärte Samuel Khadra.

Einer der TFG-Ordner war Mathelehrer Sascha Goecke.

Einer der TFG-Ordner war Mathe-Lehrer Sascha Goecke. © Vanessa Trinkwald

Die Menschenkette verlief dann weiter vom RTG über das Friedrich-Bährens-Gymnasium bis weiter zur Gesamtschule Gänsewinkel in der Grünstraße. Dort hatte gegen 11 Uhr auch das Briefing der 240 Ordnerinnen und Ordner durch die Polizei stattgefunden.

Auch die Polizei winkte und hupte

Dass tatsächlich reihenweise hupende Autos an den winkenden Kindern vorbeifuhren, muss für alle eine unheimliche Bestätigung gewesen sein. Sogar ein Polizist auf seinem Motorrad winkte und hupte. Auch Passanten und Radfahrer winkten den Schülerinnen und Schülern freundlich zu und hielten die Daumen hoch.

Im Unterricht hatten diese Schülerinnen farbenfrohe Plakate gestaltet.

Im Unterricht hatten diese Schülerinnen ihre Plakate gestaltet. © Vanessa Trinkwald

Die Schülervertretungen möchten zukünftig öfter gemeinsame Aktionen auf die Beine stellen. Diese jedenfalls kann man als gelungen bezeichnen – auch wenn der Hintergrund dafür ein ernster ist.