Die zehnjährige Elizan Kurtbas, Schwester von Berin, nähert sich dem digitalen Schulleben an - kommuniziert wird über „Teams“.

© Kurtbas

Schülerin (18) aus Schwerte: „Es gab Elftklässler, die konnten keine Mail schreiben“

rnSerie „Wie digital sind unsere Schulen?“

Wie kommen Schüler mit Homeschooling klar? Berin Kurtbas schafft das gut. Im ersten Lockdown, sagt sie, kamen nicht alle mit der Technik klar. Und: „Am schlimmsten ist die Langeweile.“

Schwerte

, 16.11.2020, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Beim ersten Telefonat hat die 18-jährige Gesamtschülerin Berin Meryem Kurtbas aus Schwerte gar nicht viel Zeit. „Ich gebe gerade Nachhilfe, kann ich mich später zurückmelden?“, fragt sie.

Zehn Minuten später meldet sie sich. Wie sich herausstellt, hat Berin nicht nur Nachhilfe gegeben. Sondern sogar virtuelle Nachhilfe – per Internet-Konferenz. Die Schülerin der Gesamtschule Gänsewinkel in Schwerte ist in Sachen Digitalisierung ziemlich fit. „Ich bin Vertrauensschülerin und auch Medienscout an unserer Schule“, erzählt sie.

„Am schlimmsten ist die Langeweile“

Gut, dass sie sich auskennt. Denn zurzeit läuft bei Berin und ihren Mitschülern aus der Q1, also der 12. Klasse, der Unterricht wieder öfter von zu Hause aus. Wenn es einen Corona-Fall im Umfeld gibt, bleiben viele Schüler vorsichtshalber zu Hause. Trotzdem ist sie für ihre Mitschüler da. „Am schlimmsten ist für diejenigen, die zu Hause sein müssen, die Langeweile“, erzählt die junge Frau.

Die zehnjährige Elizan Kurtbas nähert sich dem digitalen Schulleben an - kommunizert wird über „Teams“.

Berin Kurtbas (18) ist Schülersprecherin der Gesamtschule Gänsewinkel - und in Sachen Computer ziemlich fit. © Kurtbas

Beim digitalen Lernen habe die Schule schon große Fortschritte gemacht. Die 18-Jährige erinnert sich an den Lockdown im Frühjahr. „Da gab es Elftklässler, die nicht in der Lage waren, eine Mail zu schreiben“, erinnert sie sich. Auch die Lehrer hätten lernen müssen, mit der Technik klarzukommen. „Anfangs haben nicht alle Lehrer regelmäßig Rückmeldungen gegeben, aber dann haben sich viele richtig reingehängt“, erzählt die Schülerin.

Kommt eine Aufgabe rein, piepst das Handy

Aktuell kommunizieren Schüler und Lehrer über die Microsoft-Plattform Teams. „Das ist toll. Ich kann sofort auf dem Handy sehen, wenn ich eine Nachricht oder eine Aufgabe bekommen habe“, erklärt Berin Kurtbas. Und auch der Lehrer könne schnell nachvollziehen, wer die Aufgaben gesehen hat.

Selbst im Präsenzunterricht arbeiten Schüler mit ihren iPads. „Ich kann meine Hausaufgaben vortragen, indem ich meinen Bildschirm auf das Whiteboard projiziere“, sagt die Schülerin.

Erklär-Videos helfen auch den schwächeren Schülern

Und beim Lernen von zu Hause aus werden Themen durch das digitale Arbeiten anschaulich erklärt. Bei digitalen Meetings kann der Lehrer den Bildschirm teilen, um Matheformeln oder physikalische Gesetze besser zu erläutern. „Und in Fächern wie Bio helfen YouTube-Videos“, erzählt die 18-Jährige.

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Das Schöne an solchen Erklärvideos sei, dass man sie sich beliebig oft anschauen kann, wenn man sie beim ersten Mal nicht verstanden hat. „Das hilft auch den schwächeren Schülern. Und der Lehrer muss nicht alles fünfmal erklären.“

Und was ist mit denjenigen, deren Eltern nicht die finanziellen Mittel haben, um ihr Kind mit einem Laptop oder iPad auszustatten? „In der Schulkonferenz kommt das Thema zur Sprache“, erzählt die Schülerin. „Unsere Schule hat Gelder beantragt, um diese Familien finanziell zu unterstützen.“

Auch die kleine Schwester arbeitet am iPad

Die Vertrauensschülerin glaubt, dass der Großteil ihrer Mitschüler mittlerweile fit ist im Umgang mit dem digitalen Lernen. „Wenn man zu Hause sitzt, möglicherweise in Quarantäne, dann kann man sich viele Dinge in Ruhe anschauen und lernt auch viel dabei.“

So wie Berins kleine Schwester Elizan. Die Zehnjährige besucht die 5. Klasse der Schule. Am iPad sammelt sie jetzt auch die ersten Erfahrungen mit der digitalen Welt.

Berin Kurtbas freut sich darüber, wie sie sagt. Sie findet es wichtig, dass Schüler lernen, mit Word, Excel und Co. umzugehen. „Bei der Jobsuche wird so etwas später verlangt. Und wenn man sich damit schon auskennt, macht es einem das Leben viel leichter.“