Die Hausgrille auch bekannt als Heimchen darf seit Anfang 2023 genauso in unserem Essen auftauchen wie die Larve des Getreideschimmelkäfers. Das beschloss die EU-Komission in einer neuen Lebensmittelrichtlinie. Untergemengt werden soll sie dann in Pulverform unter anderem in Getreideerzeugnissen wie Brot, Nudeln, Pizzen, aber auch in Suppen oder Fertiggerichten.
Europäische Essgewohnheiten
Während Insekten in anderen Kulturen auch am Stück bereits seit langem auf dem Speiseplan stehen, entsprechen sie, zumindest vermeintlich, nicht den europäischen Essgewohnheiten. Daher wollten wir von den Schwertern wissen, was sie von dem unverhofften Nahrungszusatz halten.
„Ich habe mich gefragt, wofür das gut sein soll“, erzählt Heinrich Halverscheid. Der Rentner verstaut gerade seine Lebensmitteleinkäufe in seinem Auto. „Ich meine – fehlt da was in den bisherigen Lebensmitteln? Der Sinn ist mir nicht klar geworden.“
Als Begründung für die Entscheidung der EU kann genannt werden, dass die beiden Insektenarten hervorragende Eiweißlieferanten sind. Dazu benötigen sie in der Haltung wenig Raum und Ressourcen. Für Schwerter Detlef Warnke klar Faktoren, die für die Insekten als Nahrungszusatz und Grundlage sprechen. „Wir müssen aufgrund unserer wachsenden Weltbevölkerung zusehen, wo wir unsere Nahrungsressourcen herbekommen. Das ist alles proteinhaltig und wenn man daraus Burger oder Fleischersatz macht, finde ich das auch in Ordnung.“
Nutzen als Nahrungsergänzung
Auch wenn die gewollte Verarbeitung von Insekten in der Nahrung erst einmal befremdlich erscheint, sie ist schon seit langem auch in Europa gang und gäbe. Mehlwürmer sind als Nahrungszusatz bereits seit Mai 2021 zugelassen. Das Glanzmittel Schellack und der rote Lebensmittelfarbstoff Karmesin, die beide aus Schildlausarten gewonnen werden, schon bedeutend länger. Sie werden beispielsweise bei M&M‘s für die rote Färbung und die glänzende Außenschicht verwendet.
„Das habe ich nicht gewusst bisher, dass diese Tiere da schon drin sind. Deshalb hat es mich nicht gestört“, sagt Heinrich Halverscheid. „Ich möchte gerne wissen, was drin ist.“ Das findet auch Beate Bauwer. „Wer das essen will, soll es essen“, meint sie. „Es sollte nur entsprechend deklariert werden, dass auch jeder versteht, was in den Lebensmitteln drin ist.“
Die Verarbeitung von Schildlausprodukten, war ihr bekannt. „Schellack, da weiß ich, dass das in den Schoko-Bons ist. Die esse ich aber nicht. Und früher habe ich gehört, dass in roten Gummibärchen Läuseblut ist. Gestört hat mich das nicht und ich habe sie trotzdem gegessen“, erzählt sie und lächelt.
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