Er mag Schlager, vor allem die ganz alten. Wenn Gunther Gerke sie mit einem Augenzwinkern durchs Mikrofon schmettert, tobt das Publikum. Aber trotzdem können Schlager nicht alles sein im Leben des vielseitigen Tenors. Den Direktor der Schwerter Operettenbühne zieht es immer stärker zurück zu den Wurzeln seines Ensembles.
„Ich möchte wieder mehr Operetten aufführen“, verrät er. Mit weniger rasanten, anstrengenden Kostümwechseln, aber mit vielen schönen Melodien. Einige rufen förmlich nach ihrer Aufführung, weil die Komponisten mittlerweile schon so lange im Künstlerhimmel sind, dass die Urheberrechte keine Hürde mehr darstellen.
Am Anfang waren „Bühnenelche“
Als Gunther Gerke 1978 im Alter von erst 13 Jahren Gründungsmitglied und wenig später schon Leiter der legendären „Bühnenelche“ wurde, spielte man zwar zunächst Komödien. Doch im Hinterkopf schwebte ihm immer die Idee, die Auftritte mit Musik und Gesang zu bereichern.
So entstanden Singspiele und unvergessene Operettenabende wie „Die Czardasfürstin“, „Sterne über St. Viktor“ oder „Viktoria und ihr Husar“ – und das Ensemble nannte sich fortan „Schwerter Operettenbühne“. Die blieb bestehen, auch wenn die ursprünglichen Aufführungsorte im städtischen Giebelsaal im City-Center (heute Volkshochschulräume) und im abgerissenen Martin-Luther-Haus an der Hagener Straße verschwanden.

Da war es ein Glücksmoment, dass der Keller seines Wohnhauses am Heinkessiepen Gunther Gerke die Möglichkeit bot, sich ein eigenes Theater zu bauen. Sein Bruder Christian, ein gelernter Schreiner, unterstützte ihn im Jahr 2000 bei der Verwirklichung seines Traums.
Mit gekonnter Hand zimmerte er die Bühne und die Empore für die exakt 31 stilvollen roten Plüschsessel, die ihr erstes Leben in einem Hagener Café verbracht hatten. Das passende Kassenhäuschen konnte beim Abriss des Stadttheaters Plettenberg in letzter Minute vor dem Container gerettet werden. Stilvolle Requisiten wie Kristallleuchter, Garderobenmarken oder die Himmelstapete mit den Goldsternen schufen eine ganz einmalige Atmosphäre in der „kleinsten Operettenbühne der Welt“, für die sogar Postkarten werben.

Kein Pannekaukenfest
Nirgendwo ist der Künstler näher an seinem Publikum als hier. Deshalb fällt es Gunther Gerke und seinen derzeitigen Ensemble-Mitgliedern auch nicht schwer, zumindest für eine Zeitlang auf die ganz großen Auftritte zu verzichten. Beim Pannekaukenfest etwa, wo die Operettenbühne seit 2009 als Fixstern des Programms zum krönenden Abschluss am Sonntagnachmittag noch einmal den Marktplatz füllte.
Oder beim sommerlichen Open-Air im Elsebad, wo bis spät in die Nacht gefeiert wurde. Dort springt in diesem Jahr am Rand der Liegewiese eine neue Truppe unter dem Namen „Bühnenreif“ ein. So ganz weit weg, wie es scheint, ist die Operettenbühne aber nicht. Einige der Mitwirkenden haben ihr künstlerisches Handwerkszeug früher im Keller von Gunther Gerke erprobt.