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Schwerter Händler zu verlängertem Lockdown: „20 Prozent werden aufgeben“
Coronavirus
Der Lockdown wird verlängert bis zum Monatsende. Schwerter Händler erwarten langfristige Veränderungen in der Innenstadt. Für die Kunden hingegen werde die Verlängerung einen Vorteil haben.
Man kann der Schwerter Innenstadt den Lockdown ansehen. Es sind kaum Menschen unterwegs, es ist mitten in der Woche ruhig wie an einem Sonntag. Doch das Handelsaufkommen in der Einkaufszone ist nicht ganz bei „Null“.
Die Geschäfte, die Lebensmittel und Drogerie-Artikel anbieten, sowie die Optiker haben geöffnet. Und auch in den Geschäften, die geschlossen haben, ist trotzdem etwas los. „Wir machen Inventur“, sagt Joachim Kockelke in dem Geschäft Kettler Geschenke und Schmuck. „Muss ja sein.“
Eingriff in die Lebensplanung
Ihn trifft die Verlängerung des Lockdowns hart. „Wir leben gerade von der Substanz, von unseren Rücklagen.“ Aber die waren eigentlich dafür gedacht, einen sorglosen Ruhestand zu verleben. Damit greifen die Corona-Maßnahmen direkt in die Lebensplanung von Joachim Kockelke und seiner Frau.

Die Mährstraße am Dienstag. Nur wenige Passanten verlieren sich zwischen den geschlossenen Geschäften. © Holger Bergmann
Das Problem sieht auch Peter Rienhöfer vom Vorstand der Werbegemeinschaft: „Corona stört vor allem die Firmenübernahmen“, so Rienhöfer. „Geschäftsbesitzer, die in den Ruhestand gehen möchten, finden keine Nachfolger. In der Corona-Zeit traut sich kaum jemand in eine Existenz-Gründung.“
„Die Belastung für den Einzelhandel ist schon enorm“
Deshalb werden Geschäfte, die aus Altersgründen schließen, seiner Meinung nach nun oftmals lehr stehen bleiben. Und noch mehr Leerstand befürchtet Peter Rienhöfer in den Schwerter Einkaufsstraßen.
„Die Belastung für den Einzelhandel ist schon enorm“, so Rienhöfer. Da sei zum einen der aktuelle Umsatz-Einbruch in dem wichtigen Monat Januar, aber es gäbe auch andere besondere Belastungen. Denn ausgerechnet jetzt müssten die Händler die staatliche Soforthilfe des ersten Lockdowns zurückzahlen.
Schwerter Händler kämpfen
Auf Basis dieser Informationen stellt Rienhöfer eine traurige Vorhersage auf: „Bis Ende des Jahres 2121 wird es in der Schwerter Innenstadt 20 Prozent weniger Geschäfte geben.“
Doch noch kämpfen die Schwerter Händler. Olaf Bachmann bietet in seiner Buchhandlung weiter sein „Klick&Collect“ an, bei dem die Kunden die Bücher im Internet bestellen und sich dann an der Ladentür abholen können.
Schuhe kann man zuhause anprobieren
Kim-Laura Przybyla vom Schuhhaus Hanna, ebenfalls im Vorstand der Werbegemeinschaft, macht ihren Kunden nun auch bis Ende Januar ein Angebot, das kein Versandhändler übertreffen kann. Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch liefert sie den Kunden mehrere Schuhe nach Hause.

Auch auf dem Cava-Platz ist es wegen des Lockdowns tagsüber leer. © Holger Bergmann
Die können dort in Ruhe anprobiert werden und Kim-Laura Przybyla holt die Schuhe, die den Kunden nicht gefallen haben, wieder ab. Das ist eine tolle Idee für die Kunden, doch „es fängt den Verlust durch den Lockdown nicht ab“, so die Geschäftsfrau.
Auf die Kunden wartet ein großer Ausverkauf
Für die Kunden wird die Verlängerung des Lockdowns hingegen einen weiteren Vorteil haben. Den verrät Joachim Kockelke: „Viele Händler sitzen noch auf ihren Winter- und Weihnachts-Waren.“ Deshalb rechnet er am Ende des Lockdowns mit einem für die Kunden sehr attraktiven Ausverkauf.
Und was erwarten die Händler für die Zukunft, wenn Corona mal vorbei ist? Müssen sie dann mit einem anderen Konsumverhalten der Kunden rechnen? Geht mehr Umsatz ins Netz?
Das Einkaufserlebnis wird wiederkommen
„Nein“, sagt Peter Rienhöfer. Er setzt auf die Freude der Kunden nach dem Einkaufserlebnis. „Wir sind da in einem engen Zusammenspiel mit der Gastronomie“, so Rienhöfer. Viele Besucher der Schwerter Innenstadt würden ihren Einkauf mit einen Besuch in einer Gastronomie verbinden.
Deshalb sei es wichtig, dass Schwerte mit einem attraktiven Angebot an Cafés und Restaurants aus der Corona-Krise hervor ginge. Doch diese Branche leidet ja genauso hart unter den Corona-Maßnahmen, so Rienhöfer.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
