Ein bisschen wie das Skelett einer kleinen Lokomotive, versehen mit reichlich Schläuchen, so sieht er aus. Hinter dem Namen „Kanaltec 4.0“ verbirgt sich ein ferngesteuerter Roboter, der in Kanalrohre hinabgelassen werden kann, um lecke Stellen in den Rohren von innen zu reparieren. Der große Vorteil: Es müssen keine Grabungen vorgenommen werden oder Straßen aufgerissen werden.
Die Schwerter Firma Hermes Technologie GmbH hat gemeinsam mit Vertretern der Co-Entwickler, den Firmen Ditom und Kandis, die neue Technologie auf ihrem Firmengelände vorgestellt. Vor Ort waren, neben Vertretern der Stadt Schwerte und der Stadt Bochum, auch Dienstleister aus dem Bereich des Kanalbaus aus ganz Deutschland.

Regelmäßig nehmen die Städte Inspektionen ihrer Abwassersysteme vor. Dabei kann es gerade an den Übergängen der Hausanschlüsse zum Allgemeinen Rohrnetz zu lecken Stellen kommen, berichtet Tim Hermes, Leiter der Hermes Technologie GmbH. Zu diesen Rissen oder undichten Stellen kann der Roboter „Kanaltec 4.0“ durch das Rohrsystem vordringen, ohne dass das Rohr von außen freigelegt werden muss.

Über ein Schlauch- und Pumpsystem wird dann Mörtel, der speziell für diesen Vorgang entwickelt wurde, in die Hohlräume gedrückt. Der Roboter kann komplett autark über eine Schaltfläche in einem Kleintransporter gesteuert werden. Dabei hilft ein Kamerasystem, das auf dem Roboter sitzt und eine 360-Grad-Umsicht möglich macht.
Wasserverträglicher Mörtel
„Der große Vorteil unseres Systems ist“, erzählt Tim Hermes, „dass der von uns entwickelte kunststoffvergütete Mörtel das Grundwasser nicht verunreinigt.“ Generell ist Grundwasser, das in die Abwasserrohre und Abwasser, das ins Grundwasser dringt, ein großes Problem an den lecken Stellen in Abwasserrohren. Grundwasser im Rohrsystem überlastet es und sorgt für unnötige Mehrauslastung der Kläranlagen. Abwasser im Grundwasser verunreinigt dieses. Der Wasserverlust in Deutschland sei daher sehr hoch, berichtet Hermes.

„Es gibt bereits einige Systeme, die mit wasserunverträglichen Mörteln wie Epoxidharz arbeiten. Gelangen diese Stoffe ins Grundwasser, ist es ebenfalls kontaminiert“, so Hermes. Ein weiterer großer Vorteil sei, dass das ganze grabenlos geschehe, also keine Straßen aufgerissen werden müssen. Keine Bagger oder andere Baumaschinen bedeuten deutlich geringere CO2-Ausstöße.
„Obwohl es bereits ähnliche Technologien gibt, wird aktuell noch bei 80 Prozent der Kanalarbeiten gegraben“, schätzt Tim Hermes. In 95 Prozent der Fälle könne aber eigentlich grabenlos gearbeitet werden. Eine Einheit samt Steuerung und Kleintransporter koste zwischen 250.000 und 300.000 Euro, so Tim Hermes.
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