Schwerter Festival mit viel Charme Das Welttheater der Straße feierte runden Geburtstag

Festival mit Charme: Welttheater der Straße feierte runden Geburtstag
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Was für ein Theater zum Geburtstag! Zum 30. Mal hat das Welttheater der Straße an diesem Wochenende die Stadt in einen Schauplatz für Theater, Akrobatik, Tanz und Kuriositäten verwandelt. An vielen verschiedenen Orten genossen die Besucherinnen und Besucher die originellen Acts der künstlerischen Ensembles.

Festival-Leiter Holger Ehrich – passend gekleidet mit einem gelben Welttheater-T-Shirt – freute sich bereits am Samstag (26.8.) über den gelungenen Start. Die offizielle Eröffnung hatte bereits am Freitag in der Rohrmeisterei und ein paar Stunden zuvor mit dem KuWeBe-Jubiläumsfest am Wuckenhof stattgefunden. „Wir haben rund 60 verschiedene Künstler. Die Bandbreite geht von lustig-unterhaltsam bis ernst-politisch und spektakulär“, erzählte er.

Artistokratisch

Weil der Marktplatz, einer der beliebtesten Spielorte, wegen der Umgestaltung in diesem Jahr gesperrt war, hatte man andere Spielorte finden müssen. So wurde der Schulhof der Friedrich-Kayser-Grundschule zur Bühne für die Artisten von „Common Ground“. Die Schauspieler von „Shakespeare Take Away“ nahmen ihr Publikum mit auf einen theatralen Spaziergang entlang der Ruhr.

Die „Artistokraten“ versammelten im Schwerter Stadtpark ein großes Publikum um sich, das den Künstlern bei ihren Performances bereitwillig unter den Bäumen entlang folgte. Die Zuschauer standen oder saßen gemütlich auf Picknickdecken – wer allerdings nicht aufpasste, musste damit rechnen, von den mit beeindruckenden Kostümen und Perücken ausgestatteten Künstlern mit Konfetti beworfen zu werden. Selbst für das Publikum wurde es mitunter artistokratisch – einige wurden von den Ensemble-Mitgliedern kurzerhand auf die Schultern genommen.

Der deutsche Schauspieler Peter Trabner begeisterte das Wuckenhof-Publikum.
Der deutsche Schauspieler Peter Trabner begeisterte das Wuckenhof-Publikum. © Foto: Manuela Schwerte

Am Wuckenhof begeisterte der deutsche Schauspieler Peter Trabner die Leute. In seiner Ein-Mann-Show, die die Konsumgesellschaft aufs Korn nimmt, redete er nicht nur, sondern tanzte sogar – und legte sich mitunter mitten in sein Publikum. Und das hatte gefälligst aufmerksam zu sein. „Ist da hinten etwa etwas Spannenderes los als hier?“ brüllte Trabner zwischendurch gut gelaunt – um dann hinzuzufügen: „Ich muss hier schließlich auch zweieinhalb Stunden durchhalten!“

Rummel, Rausch & Töchter: Der Jahrmarkt der Künste war ein Mix aus Nostalgie und Unterhaltung.
Rummel, Rausch & Töchter: Der Jahrmarkt der Künste war ein Mix aus Nostalgie und Unterhaltung. © Foto: Manuela Schwerte

Ein Mix aus Nostalgie und Unterhaltung war der Jahrmarkt der Künste, der auf der Wiese hinter der Lärmschutzwand an der Ruhrstraße aufgebaut worden war. Die Währung auf dem charmanten Rummelplatz: goldene Erdnüsse. Die Künstler erschufen dort mit viel Liebe zum Detail einen wahrhaft magischen Ort, der bei kleinen Kindern genauso gut ankam wie beim älteren Publikum.

Wir haben das Welttheater der Straße in Schwerte besucht. Festival-Leiter Holger Ehrich sprach dabei mit Redakteurin Martina Niehaus.
Wir haben das Welttheater der Straße in Schwerte besucht. Festival-Leiter Holger Ehrich sprach mit Redakteurin Martina Niehaus. © Vanessa Trinkwald

Ort der Begegnung

Überhaupt: Das Publikum beim Welttheater habe eine große Bandbreite, erklärte Holger Ehrich am Sonntagnachmittag (27.8.). „Hier sitzen Leute nebeneinander, die sich sonst nie treffen würden. Der Kulturgourmet sitzt hier neben dem Typ von der Ecke. Das Theater ist immer auch ein Ort der Begegnung und des Austauschs.“ Das sei typisch für Schwerte, sagte Ehrich erfreut.

Auch die Künstler, erklärte der Festival-Leiter in einem kleinen Zwischenfazit, seien begeistert vom Publikum. „Bei Common Ground gab es Standing Ovations, und bei den Artistokraten gab es Zugabe-Rufe, als die Show noch gar nicht zu Ende war.“ Selbst „alte Hasen“ unter den Darstellern seien ernsthaft gerührt gewesen wegen der tollen Atmosphäre und besonderen Stimmung im Publikum.

Gelungenes Experiment

Insgesamt glaubt Holger Ehrich, dass der Zuspruch fast besser gewesen sei als im vergangenen Jahr – auch wenn man das grundsätzlich schlecht abschätzen könne. Nach vielen verregneten Wochenenden freute er sich über das Glück mit dem Wetter, auch wenn es sich am Sonntagnachmittag zwischenzeitlich doch noch etwas zuzog.

Das Experiment mit den unterschiedlichen Orten sei ebenfalls gelungen. „So mussten sich die Leute aktiv entscheiden, dort hinzugehen, und das war auch schön.“

Was ebenfalls gut angekommen sei: die nach vorn gezogenen Uhrzeiten. So habe niemand in Hektik versuchen müssen, alle Acts innerhalb von zwei Stunden „abzugrasen“. Die Leute seien entspannt gewesen, viele Akteure seien mehrmals aufgetreten. „So konnte man gemütlich sein und sich Zeit nehmen.“ Der runde Geburtstag des Festivals ist also in vielerlei Hinsicht angemessen gefeiert worden.

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