Mehrere Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen sind momentan in ihrer Existenz bedroht. Darunter ist auch das Marienkrankenhaus in Schwerte. Schuld sei vor allem die mangelhafte Finanzierung, die die medizinische Versorgung von kranken Menschen gefährdet. Im Vorfeld einer Demonstration am 20. September zeigte der Westdeutsche Rundfunk am Sonntag (17.9.) einen Beitrag zur Krise des Marienkrankenhaus in der Sendung „Westpol“.
Finanzielle Schieflage
Hauptprotagonist des Beitrags ist Marienkrankenhaus-Chefarzt Thomas Spahn, der seit 15 Jahren in der Klinik arbeitet und sich eigentlich extrem wohlfühle. Probleme machen ihm vor allem die wirtschaftliche Lage des Krankenhauses, das in diesem Jahr in ein Minus von 750.000 Euro gerutscht ist. Für 2024 erwarte man eine Steigung des Defizits auf knapp 4 Millionen Euro.
Die Gründe für die finanzielle Schieflage der Kliniken liege vor allem in den durch die Krisen angestiegenen Preisen, die nicht kompensiert worden seien und das Polster der Krankenhäuser haben schmelzen lassen. Die geplanten Reformen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zielten nun darauf ab, dass Kliniken sich zusammenschließen und insgesamt dezimiert werden.
„Natürlich macht sich jeder Sorgen, dass Stellen abgebaut werden müssen“, erklärt der Chefarzt im Beitrag des WDR. „Wenn man es wirtschaftlich betrachtet, müssen die Zahlen schwarz sein und, wenn die Zahlen länger rot sind, wird man sagen, wir müssen das irgendwie abbauen oder zu machen.“ Das Problem dabei sei, dass das Marienkrankenhaus knapp 4.000 Patienten versorge, von denen etwa 95 Prozent als medizinische Notfälle gelten, und dabei selbst schon überlastet sei. „Das heißt, wenn wir jetzt hier was wegnehmen, muss man anderswo ja was hinzugeben.“
Axourgos bezieht Stellung
Zudem ärgert Spahn sich, dass das Land NRW seit Jahren zu wenig investiert. Kosten für neue Anschaffungen wie den Austausch des 50 Jahre alten Aufzugs der Klinik seien sogar aus eigenen Rücklagen bezahlt worden. Eigentlich ist das Land NRW dazu verpflichtet, diese Kosten zu übernehmen. Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von NRW, gibt im Beitrag des WDR in der Thematik zwar Verfehlungen zu, verweist aber auch auf die nicht ausreichenden Mittel im Landeshaushalt.

Auch der Schwerter Bürgermeister Dimitrios Axourgos bezieht im „Westpol“-Beitrag Stellung zur Situation des Marienkrankenhauses: „Das gehört einfach zur Daseinsvorsorge. Das Gesundheitswesen und damit auch das Krankenhauswesen muss finanziell auf solche Beine gestellt werden, dass wir nicht massenweise Schließungen haben aufgrund der prekären Situation.“ Die Rufe an Land und Bund nach besserer finanzieller Ausstattung würden seit Jahren nicht gehört.
Protest in Düsseldorf
Die Krankenhäuser und damit auch Chefarzt Thomas Spahn und seine Mitarbeiter aus Schwerte machen derweil durch Demonstrationen auf ihre Situation aufmerksam. Zur Protestveranstaltung unter dem Motto „Wir müssen uns wehren“ am Mittwoch (20. September) in Düsseldorf ruft die Klinik in einer Pressemitteilung auf. Ziel des Protests ist es, Zusagen von der Bundesregierung für eine regelhafte Finanzierung der steigenden Tarifkosten und der inflationsbedingten Mehrkosten zu erhalten.
Auswirkungen auf Versorgung
Die Teilnahme am Protest hat auch Auswirkung auf den Arbeitsalltag in der Klinik. „Aus dem Marienkrankenhaus Schwerte beteiligen sich 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Protesten“, so Geschäftsführer Jürgen Beyer. „Deshalb müssen wir an diesem Tag in unserer Klinik die Versorgung herunterfahren, OP-Termine verschieben und das Speisenangebot reduzieren.“ Beyer bitte zudem für Verständnis für das Anliegen der Krankenhäuser.
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