Nach tragischem Stromunfall in Schwerte Arbeiten die Schulen das Thema im Unterricht auf?

Nach Stromunfall: Arbeiten die Schulen das Thema im Unterricht auf?
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Das Entsetzen in Schwerte ist nach dem erneuten Stromunfall am Bahnhof groß. Das 13-jährige Mädchen, das am Montag (1.7.) schwerste Verletzungen erlitten hatte, wird im Krankenhaus behandelt. Sein Zustand gilt weiterhin als sehr ernst. Ersten Ermittlungen zufolge soll die 13-Jährige für Videoaufnahmen auf einen Güterwaggon gestiegen sein.

Es ist der dritte Stromunfall innerhalb von eineinhalb Jahren auf dem Schwerter Bahnhofsgelände. Erst am 24. Februar 2024 war es dort zu einem tödlichen Unfall gekommen: Ein 18-Jähriger erlag noch vor Ort seinen schweren Verletzungen. Im April 2023 verstarb ein 13-Jähriger nach einem Stromschlag infolge seiner schweren Verletzungen.

Großes Thema an Schulen

An den weiterführenden Schulen in Schwerte ist der erneute Stromunfall ein großes Thema – im Kollegium genau wie unter den Schülerinnen und Schülern. Die Frage, wie sich solche Unfälle in Zukunft verhindern lassen können, treibt die Schulleitungen um.

Schon nach den vorangegangenen Stromunfällen war an allen Schulen auf Prävention gesetzt worden. „Wir hatten schon Veranstaltungen für das Kollegium mit der Bundespolizei, um unsere Schüler für die Gefahren sensibilisieren zu können“, berichtet Heiko Klanke, Schulleiter des Friedrich-Bährens-Gymnasiums (FBG).

Die Aufklärung würde dann durch die Lehrerinnen und Lehrer je nach Jahrgang altersgerecht erfolgen. „So ein Thema muss man gerade den jüngeren Schülern sensibel vermitteln“, betont Heiko Klanke.

Ein Teenager tippt auf das Icon der TikTok-App auf einem Smartphone.
Sogenannte Challenges (Herausforderungen), die in der TikTok-App kursieren, werden oft von jungen Menschen nachgemacht - auch, wenn sie gefährlich sind. Ob das schwerstverletzte 13-jährige Mädchen etwas für TikTok, für einen anderen Social-Media-Kanal oder einfach so filmen wollte, ist unklar. (Symbolbild) © picture alliance/dpa

Elternhaus gefragt

„Nun müssen wir uns erneut Gedanken machen, wie Präventionsarbeit nachhaltig gestaltet werden kann“, sagt Eva Graß-Marx, Schulleiterin der Gesamtschule Gänsewinkel, mit Blick auf den jüngsten Stromunfall am Bahnhof. Sie regt zu einer Zusammenarbeit der Schulen an.

„Wir müssen uns gemeinsam Gedanken machen“, findet die Schulleiterin. Neben der Schule seien aber auch die Eltern gefragt. „Solche lebenspraktischen Themen haben ihren Platz in den Schulen, aber auch im Elternhaus.“ Mit der Aufklärung über die Gefahren von Strom sei es aber noch lange nicht getan, Medienkompetenz spiele auch eine Rolle.

Denn der Wunsch nach Likes und Klicks in den sozialen Medien veranlasst Kinder und Jugendliche immer wieder zu waghalsigem Verhalten. Auch die Stromunfälle in Schwerte müssen vor diesem Hintergrund betrachtet werden. Der 13-Jährige soll im April 2023 auf einen Güterwaggon geklettert sein, um Fotos zu machen. Dem 13-jährigen Mädchen soll es, wie eingangs schon geschrieben, um Videoaufnahmen gegangen sein.

Mit großer Beharrlichkeit

Für Bärbel Eschmann, Schulleiterin des Ruhrtal-Gymnasiums (RTG), ist die Vermittlung von Medienkompetenz daher ebenso wichtig wie die Aufklärung über Strom-Gefahren. „Die Kinder verbringen so viel Zeit mit sozialen Medien. Das müssen wir als Schule, aber auch die Eltern mit begleiten.“

Dazu zähle beispielsweise, die Vertrauenswürdigkeit von Inhalten zu thematisieren, aber eben auch sogenannte Challenges (Herausforderungen) in den einschlägigen Apps zu hinterfragen, um dem Nachwuchs die Augen für mögliche Gefahren zu öffnen.

„Wir sind immer am Ball“, beschreibt Eva Brinkhoff, Schulleiterin der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG), die Vermittlung von Medienkompetenz an ihre Schüler. Mit eigenen Programmen, aber auch mithilfe von externen Anbietern, würde das Thema immer wieder aufgearbeitet.

„Tatsächlich ist es nicht leicht, zu den Kindern vorzudringen. Sie sehen nur, dass sie eine gute Zeit mit sozialen Medien haben“, sagt Eva Brinkhoff. Doch genau wie ihre Amtskollegen setze sie mit Blick auf die Stromunfälle und die Gefahren der sozialen Medien auf Beharrlichkeit: „Wir können nur immer weiter sensibilisieren. Und hoffen, dass wir die Kinder erreichen.“