Schneller als Konrad Adenauer Städtepartnerschaft mit Béthune feiert 60+3-jähriges Bestehen

Schneller als Adenauer: Städtepartnerschaft mit Béthune feiert Jubiläum
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Konrad Adenauer hatte das Nachsehen. Die Schwerter waren schneller als der Gründungskanzler der Bundesrepublik. Drei Jahre bevor er mit dem französischen Staatspräsidenten Charles De Gaulle den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag („Élysée-Vertrag“) unterschrieb, hatten die Stadtväter schon erfolgreich ihre Bande mit dem Nachbarland geknüpft. 1960 schlossen sie die Städtepartnerschaft mit dem nordfranzösischen Béthune, berichtet der heutige Arbeitskreisvorsitzende Herbert Sobiech: „Es ist die allererste Partnerschaft von Schwerte – älter als die mit Hastings.“

Ziel war Frieden in Freiheit

Es war ein Händereichen, das einen Schlussstrich unter die feindselige Vergangenheit der beiden Länder ziehen und ein neues Kapitel des freundschaftlichen Umgangs miteinander aufschlagen wollte. Vorbereitet hatten diesen Schritt – so berichtet Herbert Sobiech weiter – zuvor Kontakte unter Sportvereinen und Jugendlichen: „Motor der Bewegung war der Lehrer Karl-Heinz Dürwald.“

Die frische Partnerstadt Béthune besuchte die Schwerter Stadtverwaltung im Jahre 1963.
Die frische Partnerstadt Béthune besuchte die Schwerter Stadtverwaltung im Jahre 1963. © RN-Archiv

Wie ein Symbol der hellen Zukunft strahlte die Sonntags-Sonne vom Himmel, als am 3. Juli 1960 der damalige Bürgermeister Albert Wengenroth und sein Amtskollege Henri Pad in Béthune die Urkunden für die dauerhafte Zusammenarbeit der beiden Kommunen austauschten. Die Kulisse für den feierlichen Akt bildete das Portal des Béthuner Rathauses, das im Ersten Weltkrieg völlig zerstört und 1929 im historischen Stil wieder aufgebaut worden war. „Es dürfte sich lohnen, bei einer solchen für die Menschheit guten Sache mitgewirkt zu haben“, sagte Bürgermeister Wengenroth: „Wir wollen Frieden in Freiheit, ohne Furcht und ohne Not.“

Jedes Jahr ein Treffen

Mittlerweile ist die Städtepartnerschaft längst erwachsen geworden. Die Béthunestraße gehört genauso zum Stadtbild dazu wie der Béthunepark. Regelmäßig reisen zur Kontaktpflege Besuchergruppen zu den Freunden über die Grenze. „Bisher gab es jedes Jahr ein Treffen um Pfingsten herum – immer abwechselnd“, berichtet Herbert Sobiech. Dieses Jahr starte zu diesem Termin ein großer Bus nach Béthune, in dem auch Mitglieder des Westfälischen Jugend-Kammerorchesters und des Mädchenchors Holzen sitzen.

Auch in Béthune erinnert ein Straßenname an die Städtepartnerschaft.
Auch in Béthune erinnert ein Straßenname an die Städtepartnerschaft. © Rüdiger Fischer (A)

Zuvor jedoch werden Freunde aus Béthune am 11. März zu einer Feierstunde erwartet, mit der das 60-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit dreijähriger Verspätung nachgeholt wird – die Corona-Pandemie war schuld. Mit geladenen Gästen findet nachmittags ein Festakt im Bürgersaal des Rathauses I statt, bei dem der stellvertretende Bürgermeister Hans Haberschuss das offizielle Grußwort überbringt. Anschließen werden sich Schwertkampf-Vorführungen der Budogemeinschaft und musikalische Beiträge des Jugendkammerorchesters von Roland Kleinschmidt.

Arbeitskreis wohnt privat

Während die Offiziellen aus Béthune im Hotel Reichshof wohnen, sind die Mitglieder des Arbeitskreises privat in Schwerter Familien untergebracht, so wie es unter Freunden üblich ist. Die Besucher bleiben dort das lange Wochenende von Donnerstag bis Sonntag.

Nachwuchssuche ist schwierig

Herbert Sobiech, der früher als Lehrer am Ruhrtal-Gymnasium tätig war, kümmert sich um alles, weil ihm die Städtepartnerschaft sehr am Herzen liegt. Ihre Aufgabe sei es gewesen, zwischen früher verfeindeten Ländern Kontakt zu halten und Friedenssicherung zu betreiben – sozusagen als „Unterfütterung der Politik“ auf kleinerer Ebene. In diesem Sinne gebe es in Deutschland über 200 Partnerschaften mit Frankreich.

Allein Schwerte unterhält – „geerbt“ von ehemals selbstständigen Ortsteilen – vier davon. Eine ständige Aufgabe bleibt es aber, für Nachwuchs in der Partnerschaftsbewegung zu sorgen. „Wie bei allen Arbeitsgruppen kommen junge Leute nicht nach“, bedauert der Vorsitzende. Nach einem Schüleraustausch halte der Kontakt meist nur zwei bis drei Jahre: „Dann ist es wieder vorbei.“

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