Vier neue Solarkraftwerke in Schwerte Diese Freiflächen haben die Stadtwerke dafür im Blick

Neue Solarkraftwerke: Diese Freiflächen haben die Stadtwerke im Blick
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Ende August teilten die Stadtwerke mit, neben Schwertes größter Solarstromanlage unweit der A1 zwei weitere Solarkraftwerke auf Schwerter Stadtgebiet zu errichten: auf dem Dach des Gebäudekomplexes an der Konrad-Zuse-Straße und auf einer Freifläche zwischen den Gewerbegebieten Schwerte-Ost und Binnerheide. Alleine wolle man diesen Plan nicht umsetzen, sondern gemeinsam mit einer Bürgergenossenschaft, deren Gründungsmitglieder bereits feststehen (wir berichteten).

Für beide Flächen muss lediglich ein Bauantrag gestellt werden, grundsätzlich ist das Baurecht hier aber vorhanden.

Anders verhält es sich bei zwei weiteren Flächen, die am Mittwoch (13.9.) in der Sitzung des Planungsausschusses vorgestellt wurden. Die Standorte befinden sich auf der Schwerterheide (südlich der Heidestraße, nördlich der A1) und im östlichen Bereich der Waldstraße. Die aktuell landwirtschaftlich genutzten Flächen umfassen insgesamt 50.000 Quadratmeter.

Diese Freifläche liegt auf der Schwerterheide
Diese Freifläche liegt auf der Schwerterheide © Stadt Schwerte

Baurecht muss für die beiden zuletzt genannten Flächen erst noch geschaffen und auch der Flächennutzungsplan der Stadt Schwerte muss für das Vorhaben geändert werden, weil beide Standorte bislang als „Fläche für die Landwirtschaft“ ausgezeichnet sind.

Diese Freifläche liegt östlich der Waldstraße.
Diese Freifläche liegt östlich der Waldstraße. © Stadt Schwerte

Sollten die Standorte im Flächennutzungsplan künftig in „Sondergebietsflächen“ umgeändert werden, sollen auf der Schwerterheide und an der Waldstraße zwei sogenannte „Freiflächen-Photovoltaikanlagen“ errichtet werden. Sie sollen nach Süden ausgerichtet in parallelen Reihen auf Metallgestellen stehen und Strom für etwa 1.200 Schwerter Haushalte im Jahr produzieren.

Die Solarstromanlage nahe der A1 ist die größte der Stadt. Neue Flächen für Solarkraftwerke haben die Stadtwerke bereits im Auge.
Die Solarstromanlage nahe der A1 ist die größte der Stadt. Neue Flächen für Solarkraftwerke haben die Stadtwerke bereits im Auge. © Jörg Bauerfeld

Bei einer Gegenstimme stimmte der Planungsausschuss am Mittwoch dann auch für die Änderung des Flächennutzungs- und die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans – gab im Endeffekt also grünes Licht, wenngleich die Diskussion am Abend länger war. Thomas Keuthen, sachkundiger Bürger für die Wählervereinigung für Schwerte (WfS), stimmte als einziger gegen den Beschluss, nachdem er ausführlich seine Bedenken zum Ausdruck gebracht hatte.

Kritik von der WfS

„Die Euphorie, mit der wir an die Solargewinnung herangegangen sind, bedarf einer kritischen Betrachtung, ob wir sehenden Auges das Falsche tun“, sagte Keuthen, der trotz der Bürgergenossenschaft, die gegründet werden soll, die „Wirtschaftsinteressen“ der Stadtwerke kritisierte, die seiner Meinung nach im Vordergrund stünden.

Darüber hinaus stelle sich die Frage, wie die ohnehin kritische Wasserwirtschaft mit nicht versickerungsfähigen Böden mit der Versiegelung dieser riesigen Fläche fertig werden soll? Am Ende plädierte Keuthen dafür, sich in Sachen Solar vorrangig auf Dächer zu konzentrieren.

Das sagen SPD, CDU und Grüne

Wenngleich auch die Schwerter Grünen von einer „nicht perfekten Lösung“ sprachen, sahen die anderen Fraktionen den Ausbau der Erneuerbaren Energien auf Schwerter Freiflächen an diesem Abend positiver.

„Wir sind sehr dafür, endlich einen großen Schluck aus der Pulle zu nehmen“, sagte Marc Seelbach (SPD), der sich dafür aussprach, das Vorhaben „zu planen, zu prüfen und dann vernünftig zu begleiten“.

Sascha Enders (CDU): „Die CDU-Fraktion begrüßt grundsätzlich das Vorhaben, wir leiten hier lediglich das Planverfahren ein und haben immer noch die Gelegenheit, alle wichtigen Fragen zu stellen. Grundsätzlich sind die Stadtwerke hier auf einem guten Weg.“

„Haben nicht ewig Zeit, alle Fragen zu klären“

Michael Rotthowe (Grüne): „Wir müssen die Energiewende gewuppt bekommen. Wir haben hier zwei vorhabenbezogene Bebauungspläne und freuen uns sehr, dass es jetzt losgeht. Wir werden dem Aufstellungsbeschluss zustimmen, weil wir nicht ewig Zeit haben, alle Fragen zu klären.“

Ein paar Punkte aber wollte Rotthowe trotzdem anmerken: „Nein, es ist nicht optimal, eine Anlage auf Freiflächen zu bauen. Gewerbe- und Industriebauten eignen sich besser“, so das Grünen-Ratsmitglied. „Das ist keine perfekte Lösung, aber es ist eine Lösung, die dafür sorgt, dass da nächstes Jahr Strom erzeugt wird.“

Weil die Metallgestelle für die Anlage nur punktuell im Boden befestigt werden sollen, werde eine Bodenversiegelung weitestgehend vermieden, hatten die Stadtwerke im Vorfeld in puncto Flächenversiegelung mitgeteilt.

Vier Flächen im Blick

Zusammengefasst will der Energieversorger also gemeinsam mit der Bürgergenossenschaft, die bis Ende 2023 gegründet werden soll, vier Flächen in den Blick nehmen, um dort Photovoltaikanlagen zu errichten:

  • Gebäudekomplex an der Konrad-Zuse-Straße, in dem auch das Rathaus 2 und ein Tochterunternehmen der Post untergebracht sind (Baurecht vorhanden);
  • Freifläche zwischen den Gewerbegebieten Schwerte-Ost und Binnerheide (Baurecht vorhanden);
  • Freifläche auf der Schwerterheide (südlich der Heidestraße, nördlich der A1; noch kein Baurecht vorhanden, Bebauungsplanverfahren eingeleitet);
  • Freifläche im östlichen Bereich der Waldstraße (noch kein Baurecht vorhanden, Bebauungsplanverfahren eingeleitet).

Das Gebäude, in dem Rathaus 2, Teile des Bauhofs und ein Vertriebszentrum der Post untergebracht sind, soll künftig auf dem Dach eine große Solaranlage erhalten. Das Baurecht ist hier schon vorhanden.
Das Gebäude an der Konrad-Zuse-Straße soll künftig auf dem Dach eine große Solaranlage erhalten. Das Baurecht ist hier schon vorhanden. © RVR

Im November 2022 hatte der Rat der Stadt Schwerte beschlossen, dass in Schwerte die erneuerbaren Energien ausgebaut werden sollen. Mit dem jetzigen Beschluss bleibt man nun bei dieser Linie, wenngleich innerhalb des Planverfahrens Fragen zum Artenschutz und zur Wichtigkeit von landwirtschaftlichen Flächen an späterer Stelle noch einmal diskutiert werden dürften.

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