So geht gelebte Demokratie: Kommunikationsstark wich er keiner Diskussion aus. „Darüber müssen wir reden, hier und heute – und in diesem Hause“, war das geflügelte Wort von Hans Schneider, der fast 20 Jahre lang die SPD-Fraktion im Schwerter Stadtrat geleitet hat.
Im Alter von 88 Jahren ist der engagierte Kommunalpolitiker und Journalist am 1. Dezember gestorben.
Journalist statt Beamter
Das Schreiben war schon seit jungen Jahren die absolute Leidenschaft des gebürtigen Schwerters. Als freier Mitarbeiter der Westfälischen Rundschau machte er mit Sportberichterstattung so eindrucksvoll auf sich aufmerksam, dass er mit der Aufnahme in ein Volontariat (Ausbildung) belohnt wurde.
Für die Erfüllung dieses Berufstraums schlug Hans Schneider sogar eine sichere Beamtenlaufbahn in den Wind, die ihm von seinem damaligen Arbeitgeber, der Stadt Dortmund, angeboten worden war. Anfangs in der damaligen Lokalredaktion Schwerte eingesetzt, wechselte er mit der Verstärkung seiner politischen Aktivitäten als Lokalchef in die Nachbarstadt Iserlohn, um jeglichen möglichen Interessenkonflikten vorzubeugen.
Die Sozialdemokratie gehörte sozusagen zur Familientradition. Hans Schneider setzte mit dem Parteieintritt im Jahre 1958 das Erbe seines Großvaters fort, der 1889 zu den Mitbegründern der Schwerter SPD gezählt hatte. Nach der Bildung der neuen Stadt Schwerte im Zuge der Kommunalreform von 1975 wählte ihn die SPD-Fraktion im Rathaus zu ihrem Vorsitzenden.
Fast zwei Jahrzehnte lang sollte er in dieser Funktion die Entwicklung der Ruhrstadt maßgeblich mitprägen, deren Interessen er darüber hinaus in etlichen Gremien von der Regionalkonferenz bis hin zum Rat der Gemeinden Europas vertrat. Auch im Kreistag – erst in Iserlohn, dann in Unna – hatte die Stimme von Hans Schneider Gewicht. Ein Jahrzehnt lang führte er außerdem den SPD-Stadtverband.
Pionier der Städtefreundschaft
Als überzeugter Europäer setzte sich Hans Schneider neben Beruf und Politik mit Herzblut für die internationalen Städtepartnerschaften ein. 1954 gehörte er zu den Pionieren, die nach den schlimmen Erfahrungen der Weltkriege die Freundschaft mit dem französischen Béthune begründeten – ein Vorbild, dem weitere Städte im damaligen Kreis Iserlohn folgten.
Auch beim Aufbau der Beziehungen zu Hastings in England und Cava de’Tirreni in Italien war er maßgeblich beteiligt, bevor sich die Aufmerksamkeit nach Osteuropa in Richtung Polen (Nowy Sacz) und Sowjetunion (Pjatigorsk) richtete.
1994 Rückzug aus der Politik
Bei den Wahlen zum SPD-Stadtverband im Jahre 1990 verzichtete Hans Schneider auf eine erneute Kandidatur für den Vorsitz, um sich auf seine Aufgabe als Fraktionsvorsitzender zu konzentrieren. Diese war damals nicht einfacher geworden, weil die SPD zuvor bei der Kommunalwahl erstmals ihre absolute Mehrheit im Rathaus verloren hatte.
Vier Jahre später gab der Politiker dann auch bekannt, nicht mehr für den nächsten Stadtrat kandidieren zu wollen. Für diesen Schritt genannt wurden „persönliche und berufliche Gründe“. Das Privatleben sei in den vergangenen 20 Jahren sehr zu kurz gekommen.
Für sein politisches Engagement wurde Hans Schneider im Februar 1997 mit dem Ehrenring der Stadt Schwerte ausgezeichnet – der Stadt, die er liebte und trotz seiner schönsten Wanderziele in die österreichischen und oberbayerischen Bergen niemals verlassen wollte. Genauso wenig konnte der Journalist den Stift aus der Hand legen. Noch lange schrieb er im Ruhestand Kolumnen für eine Vielzahl von deutschen Zeitungen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Evangelischen Friedhof in Geisecke.