Polizei bestätigt grausigen Verdacht Menschlicher Schädel in Schwerter Stausee gefunden

Polizei bestätigt Verdacht: Menschlicher Schädel im Gehrenbach-Stausee gefunden
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Ralf Urban und mehrere Kollegen des Schwerter Angelvereins hatten am Ufer des Gehrenbach-Stausees in Schwerte-Ost einen gruseligen Fund gemacht: Im Schlamm des Uferbereichs fanden sie am Dienstag (14.11.) einen Gegenstand, der einem menschlichen Schädel sehr ähnlich sah. Sie verständigten die Polizei – Einsatzkräfte der Kripo Unna brachten den Fund in die Dortmunder Rechtsmedizin.

Am Donnerstag (16.11.) hat Bernd Pentrop, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Unna, auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt: „Es handelt sich tatsächlich um einen menschlichen Schädel.“ Jetzt gehe es darum, weitere Details herauszufinden. Wichtig ist vor allem die Frage, wie alt der Schädel ist. Der Gehrenbach-Stausee wurde erst 1977 angelegt. „Egal, wie alt der Knochenfund letztlich ist – wir kümmern uns darum. Wir sind natürlich sehr daran interessiert, die Person möglichst zu identifizieren“, sagt Bernd Pentrop.

Das sei jedoch gar nicht so einfach. Vor allem, da ein inzwischen blanker Schädelknochen, an dem der Fischfraß schon weit fortgeschritten sei, nicht mehr viele Hinweise auf das Alter der Person biete.

Ralf Urban, Tobias Oberländer, Schwerter Angelverein, Gehrenbach-Stausee, Schwerte-Ost
Ralf Urban (l.) und Tobias Oberländer vom Schwerter Angelverein waren dabei, als der Gegenstand gefunden wurde. Inzwischen ist erwiesen: Es ist ein menschlicher Schädel. © Joahnnes Staab (A)

Ist eine DNA-Analyse möglich?

Wie geht es jetzt weiter? Mit den Kolleginnen und Kollegen der Polizei Dortmund stehe man grundsätzlich in Kontakt, betont Pentrop. Es gebe eine enge Absprache – die Vermisstenfälle in der Umgebung würden noch einmal abgeglichen. Doch nur wenn eine DNA-Analyse des Fundes noch möglich sei, könne überhaupt eine exakte Zuordnung erfolgen. Das setzt natürlich voraus, dass es von den vermissten Personen, die in Frage kommen, überhaupt DNA-Proben gibt.

Außerdem ist noch offen, ob es sich bei dem gefundenen Menschenschädel um ein Tötungsdelikt handelt – und ob eine rechtsmedizinische Untersuchung das bestätigen kann. Bernd Pentrop betont, dass eine Untersuchung der Knochen nicht immer schnelle Erkenntnisse bringe. „Der Knochenfund in der Ruhr im August 2022 ist so ein Beispiel. In dem Fall liegen uns leider immer noch keine Ergebnisse vor.“ Auch damals hatten Angler in Schwerte Knochenteile gefunden, nachdem der Flusspegel wegen Reparaturarbeiten gesenkt worden war. Wir hatten darüber berichtet.

Spurensuche, Gehrenbach-Stausee, Schwerte-Ost
Spurensuche im Schlamm: Ein Team der Kripo untersucht die Fundstelle des Schädels. © Johannes Staab

Im Eis eingebrochen?

Ein Hinweis eines Schwerters, der sich inzwischen bei der Polizei gemeldet hat, könnte die Ermittlungen möglicherweise unterstützen. Bernd Pentrop erklärt: „Jemand hat sich bei der Polizei gemeldet und ausgesagt, er könne sich daran erinnern, dass vor rund 30 Jahren eine Person im Winter auf dem See im Eis eingebrochen sei, und dass diese Person nie gefunden wurde.“ In diese Richtung würde die Polizei daher ebenfalls ermitteln.

Tatsächlich haben auch mehrere Leserinnen und Leser auf unseren Artikel bei Facebook mit ähnlichen Mutmaßungen reagiert. Userin Bärbel Abram zum Beispiel postet: „Soweit ich das aus meiner Kindheit erfahren habe, ist dort mal ein Kind im Eis eingebrochen, ob man es gefunden hat, weiß ich nicht.“

Rolf Siegel entgegnet: „1980 war ich auch noch ‚Kind‘ (in Schwerte-Ost). Da ist des Öfteren mal jemand eingebrochen. Aber die sind alle, wenn auch sehr nass, wieder da rausgekommen.“

Einer der Angler, Tobias Oberländer, postet: „Ich hatte gestern gehört, dass sowas Ähnliches kurz nach dem Fluten des Stausees passiert ist. Das müsste so um 1980 gewesen sein.“

Gehrenbach-Stausee, Schwerte-Ost
Das Ufer am Gehrenbach-Stausee soll nicht betreten werden. Die Polizei wird dort in der nächsten Zeit verstärkt Streife fahren. © Johannes Staab

Regen behindert Ablassen des Sees

Polizei-Pressesprecher Bernd Pentrop betont: „Wir treffen alle erforderlichen Maßnahmen, die dazu beitragen, den Fund aufzuklären.“ Sobald der Wasserspiegel weiter gesunken sei, werde der Gehrenbach-Stausee weiter abgesucht.

Doch auch hier gibt es ein Problem, wie Stadtwerke-Sprecher Heiko Mühlbauer auf Anfrage mitteilt: „Aktuell wurde das Ablassen des Stausees abgebrochen.“ Eigentlich habe bereits am Dienstag (14.11.) alles vonstattengehen sollen – daher waren auch Angler zum Abfischen vor Ort gewesen. Doch dann hatte der Regen den Planungen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Heiko Mühlbauer: „Angesagt waren 7 Millimeter Regen, letztlich fielen dann 37 Millimeter.“

Wegen des kaputten Ablass-Schiebers, der erneuert werden soll, müsse man aus Sicherheitsgründen gezielt vorgehen. Aktuell werde daher dringend nach einem kurzfristigen Termin gesucht, um den See weiter abzulassen. Dafür müsse auch das Wetter mitspielen. Mit der Kripo stehe man wegen des Schädelfunds in ständigem Kontakt.

Die Polizei weist in der Zwischenzeit darauf hin, dass man am Stausee zurzeit verstärkt Streife fahre – der Uferbereich soll von unbeteiligten Personen nicht betreten werden, auch weil der Schlamm unterschiedlich tief und gefährlich ist.

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