Lo’Canta-Chefin zum Markt-Umbau „Der ist nicht durchdacht, der Zeitpunkt erst recht nicht“

Lo’Canta-Chefin zum Marktumbau: „Der ist nicht durchdacht, der Zeitpunkt erst recht nicht“
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Die Sonne scheint hell auf den Schwerter Marktplatz. Vor dem Restaurant Lo’Canta sind etliche der Stühle und Tische am Mittag belegt, die Gäste tragen Sonnenbrille, genießen ihren Kaffee trotz niedriger Temperaturen im Freien. Eine Decke legen sich die meisten über die Beine, strecken ihr Gesicht dabei der Sonne entgegen.

24 Tische hat Lo’Canta-Chefin Ayse Yilmaz bei bestem Wetter draußen stehen. Wegen des Marktplatzumbaus, der am 11. April mit einem symbolischen Spatenstich offiziell startet, müssen ihre Tische spätestens an dem Tag auf den kleinen Markt weichen.

Noch stehen Tische und Stühle vor dem Restaurant Lo'canta auf dem großen Marktplatz in Schwerte.
Noch stehen Tische und Stühle vor dem Restaurant Lo’canta auf dem großen Marktplatz. Wegen des Umbaus müssen die aber auf den kleinen Markt umziehen. © Irina Höfken

Lange Liste an Problemen

Dort steht Ayse Yilmaz nun hinter ihrer Tapas-Bar und blickt auf den Platz, wo ihre Gäste demnächst Platz finden müssen. Sie legt los mit der langen Liste an Problemen, die der Umbau samt Umzug der Tische für ihr Restaurant mit sich bringe: „Die Menschen kommen wegen der Sonne, hier hinten haben wir keine“, sagt sie.

Dann seien ihre eigenen Mülltonnen und das Gatter samt Mülltonnen weiter hinten ein Problem: kein Publikumsmagnet. Ein Baum steht direkt hinter dem Restaurant, auch dort passen keine Tische hin. Auch die Fluchtwege hin zur Brückstraße und zum Markt müssen bedacht werden. „Wahrscheinlich stellen wir die Tische zu einem V.“ Selbst kurz vor dem offiziellen Umbaustart sind viele Fragen für Ayse Yilmaz ungeklärt.

Die zwei Fluchtwege Richtung Brückstraße und zum Markt hin müssen bei der Tischaufstellung bedacht werden.
Die zwei Fluchtwege Richtung Brückstraße und zum Markt hin müssen bei der Tischaufstellung bedacht werden. © Irina Höfken

„Kann man vorne vielleicht eine Reihe lassen?“, sie zuckt mit den Schultern. Höchstens die Hälfte der Tische würden draußen platziert werden können. Dadurch allein reduziere sich die Chance auf Einnahmen um die Hälfte.

Ein weiteres Problem: Die einzige Tür zum kleinen Markt ist die der Küche. Dort kann der Service nicht immer durch, erst recht nicht die Gäste. Alle müssen außen herum laufen.

Walkie-Talkies werden eingesetzt

„Ich hoffe, die Leute haben Verständnis, selbst wenn es länger dauert, um ein Pils zu kriegen.“ Die Strecken der Kellner werden lang. Sehr lang. Ob jemand bestellen möchte, ob jemand neues kommt, bezahlen will, all das wird Yilmaz aus ihrem Restaurant nicht sehen können. Nach hinten raus gibt es keine Fenster.

„Wir werden mit Walkie-Talkies arbeiten müssen und jemand hinten abstellen“, sagt sie. „Oder ich muss schreien, keine Ahnung.“ Sie lacht. Einen Durchbruch mit neuer Tür zu machen, das sei auch eine Idee gewesen. „Aber lohnt sich das? Dafür sind die Kosten zu hoch.“

Viel Platz für Tische und Stühle ist direkt hinter dem Restaurant Lo'canta auf dem kleinen Markt nicht - Baum, Fluchtweg, Baustellen, Hauseingänge, Mülltonnen und mehr sind zu umgehen.
Viel Platz für Tische und Stühle ist direkt hinter dem Restaurant Lo’canta auf dem kleinen Markt nicht – Baum, Fluchtweg, Baustellen, Hauseingänge, Mülltonnen und mehr sind zu umgehen. © Irina Höfken

Die nächste große Herausforderung nach Corona

Ayse Yilmaz rechnet damit, dass keine Fahrradfahrer mehr spontan auf ein Getränk oder eine Kleinigkeit zu essen kommen werden, auch Spontanbesuche von Spaziergängern werden wegfallen, meint sie. „Ich bin skeptisch. Die Baumaßnahme ist nicht richtig durchdacht und der Zeitpunkt erst recht nicht.“

Die Corona-Pandemie sei eine riesige Herausforderung für sie und allgemein für die Gastronomie gewesen. Der Fachkräftemangel in der Branche ist ein zusätzliches Problem. Jetzt gerade laufe das Geschäft wieder gut an und die Befürchtung ist, dass es durch den Umbau einen neuen Schlag kriegt. „Das kann für Schwerte doch auch nicht gut sein. Von außerhalb wird kaum jemand kommen, die Schwerter fahren dann ein paar Kilometer weiter und genießen das Wetter woanders ohne Baulärm.“ Planbar sei seit der Pandemie gar nichts mehr, die Ungewissheit durch die Baustelle wächst.

Hoffnung: Verständnis und Ideen

„Geld für die Bestuhlung draußen an die Stadt fällt weg, das ist nett. Aber das fängt es nicht auf.“ Vorteile vom Umbau sehe sie keine – aber Hoffnung, die hat sie: „Ich hoffe auf Ideen und Unterstützung von der Stadt und vor allem auf Verständnis unserer Gäste. Es wird keine Absicht sein, wenn wir jemanden übersehen oder wenn es wegen der langen Wege länger dauert.“

Voraussichtlich im Juli 2024 soll der Umbau rund um den großen Markt beendet sein, von Juni 2024 bis Dezember 2025 geht’s am kleinen Markt weiter.

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