Kleine Veranstaltung mit großer Symbolwirkung: Mit dem symbolischen Spatenstich hat der Marktplatz-Umbau in Schwerte am Dienstag nach Ostern (11.4.) offiziell begonnen.
An einem aufgeschütteten Sandhaufen vor St. Viktor versammelt sich um 12 Uhr die Schwerter Stadtspitze, glänzende Spaten werden verteilt – auch an Vertreter von SPD und CDU. Sie alle stechen in den Sand und strahlen für ein Foto. Der symbolische Akt ist zwar nur ein kurzer Moment, aber markiert den Auftakt für das, was jetzt kommt: Ab Mittwoch (12.4.) werden die Bagger über den Markt rollen – bis Juli 2024. So ist der Plan.

Vereinfacht ausgedrückt, werde in den kommenden Wochen nach und nach das Pflaster abgeräumt und dann die Tiefgarage abgedichtet, erklärt Christian Vöcks, Technischer Dezernent der Stadt Schwerte. Sobald das geschehen sei, könne mit dem Neuaufbau gestartet werden.
Beobachten können Interessierte den Fortschritt der Baustelle nicht nur vor Ort, sondern auch online über eine Webcam, die auf dem City Center angebracht ist: „Es ist die Sorge, dass die Baustelle so lange dauert, wie die an der B236, und das wollen wir ja alle nicht“, sagt Bürgermeister Dimitrios Axourgos und lacht, nachdem er die Webcam per „Knopfdruck“ auf einem Tablet scharf geschaltet hat.
Auf einer für das Projekt eigenes eingerichteten Homepage (https://mitten-in-schwerte.de/) können alle ab sofort ein Auge auf den Markt werfen – wenn sie wollen, 24 Stunden am Tag. Doch es geht nicht nur um den Live-Charakter, sondern auch darum, das Ganze dokumentarisch festzuhalten, sodass man im Zeitraffer später sehen könne, was sich genau getan hat: „Da freue ich mich drauf“, so Axourgos.

Doch die Stimmung ist nicht nur heiter, sondern heiter bis wolkig. Das war sie im Vorfeld und das ist sie auch an diesem Dienstagmittag – passend zum Wetter: einer Mischung aus Sonne und kräftigen Windböen.
Gisela Nowack aus Schwerte freut sich gar nicht. Im Gegenteil: Sie ist sauer. Die 77-Jährige sitzt vor der Tapas-Bar Lo’Canta – und damit sozusagen in der ersten Reihe, mit perfektem Blick auf die riesigen, gelben Bagger. „Mit dem Rollator komme ich super über das Kopfsteinpflaster. Ich brauche nicht mehr Barrierefreiheit. Ich brauche ein Lebensmittelgeschäft in der Innenstadt“, sagt sie. Um sie herum gibt es zustimmendes Gemurmel am Tisch.
„Andere Städte bewahren ihr historisches Pflaster, hier wird es weggerissen“, sagt eine andere Schwerterin, die mit Gisela am Tisch sitzt. Niemand aus ihrem Bekanntenkreis könne dem Marktumbau etwas Positives abgewinnen. „In jeder Altstadt ist Kopfsteinpflaster, das gehört doch dazu“, ergänzt eine weitere. Lieber wäre es ihnen, dem City Center würde wieder Leben eingehaucht werden.
Das Angebot am Pavillon nutzen sie nicht
Am Nebentisch ergänzt eine Schwerterin: „Wir sind alle sauer. Beim Lärm macht es doch keinen Spaß. Aber auf uns hören sie doch sowieso nicht.“ Die Frauen, die an diesem Dienstag vor dem Lo’Canta sitzen, hatten alle auf einer Unterschriftenliste gegen den Marktumbau unterschrieben, wie sie sagen. Ganz offensichtlich ohne Erfolg.
Unter dem Pavillon, unter dem die Stadt den Bürgern anbietet, offene Fragen zu klären, sind sie nicht zu sehen. Auch Mitglieder der Bürgerinitiativen, die im Vorfeld scharf gegen den neuen Markt geschossen hatten, lassen sich an diesem Tag nicht blicken.

Peter Rienhöfer hingegen, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Schwerte, ist vor Ort – und grundsätzlich pro Umbau eingestellt: „Die Infrastruktur ist katastrophal. Der Marktumbau ist wichtig für Veranstaltungen – Zugang zu Wasser und Strom, dazu noch Barrierefreiheit, das sind wichtige Faktoren, um Veranstaltungen auch noch ausbauen zu können. Wir zählen auf die Schwerterinnen und Schwerter, den Handel und die Gastronomen vor Ort weiter zu unterstützen“, so Rienhöfer.
Bürgermeister Axourgos ist sich bewusst, sagt er, nicht alle Kritiker des Projekts jetzt überzeugen zu können. Entscheidend werde das Ergebnis sein: mehr Platz für die Außengastronomie, mehr Platz für Veranstaltungen – und er sei optimistisch gestimmt, dass die Schwerterinnen und Schwerter den neuen Markt am Ende gut annehmen werden.
Re-Live-Video vom Spatenstich: Der Markt-Umbau in Schwerte ist offiziell gestartet
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