Heftige Krankheitswelle bei Kindern in Schwerte „Haben oft Probleme mit Medikamenten“

Heftige Krankheitswelle bei Kindern: „Oft Probleme mit Medikamenten“
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Sie husten, haben Halsschmerzen, Schnupfen und Fieber: Viele Kinder leiden momentan – ebenso wie Erwachsene – an Atemwegsinfektionen. Auch in Schwerte sind die Fallzahlen gerade sehr hoch.

„Es gibt weiter sehr viele Infekte, die die Praxen maximal füllen“, erklärt zum Beispiel Kinderarzt Dr. Jochen Wulff aus dem benachbarten Hennen auf Anfrage unserer Redaktion. „Schwerstverläufe, welche uns vor Weihnachten beschäftigten, sehen wir zurzeit glücklicherweise seltener.“ Allerdings seien derzeit nicht nur jüngere Kinder betroffen: „Mit Schulbeginn sind auch die Älteren mehr krank: Der Schulbus und fehlende Maskenakzeptanz sind ein Grund.“ Mit Karneval, verbunden mit Tanzen, Bützchen und Co., werde es nochmal mehr, glaubt der Kinderarzt. Denn: „Influenza ist weiter im Kommen.“

Corona hingegen sei bei Kindern derzeit nicht in starker Ausprägung vorhanden. Bei leichten Fällen ohne Luftnot, Hinfälligkeit oder nicht begrenzbaren Schmerzen empfiehlt der Arzt: „Trinken, Nasentropfen, etwas gegen Fieber, und in Anstrengungs-freier Bewegung bleiben.“

Volles Treppenhaus

Viele Eltern von kranken Kindern stehen momentan allerdings vor einem großen Problem. Das weiß Apothekerin Marta Marek. Sie zieht Parallelen zu der Erkältungswelle Ende 2022 / Anfang 2023. „Das ist durchaus vergleichbar.“ Die Schwerter Marien-Apotheke liegt direkt unter der Kinderarztpraxis von Heinrich Wiggermann und Thomas Kaluza.

„Dort sehen wir jeden Tag viele Eltern mit ihren Kindern, selbst im Treppenhaus ist es oft voll“, sagt sie. Die Kinder litten unter RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus), Streptokokken und anderen Atemwegserkrankungen. Anschließend kämen die Eltern in ihre Apotheke – um in vielen Fällen zu erfahren, dass das benötigte Medikament gerade nicht verfügbar ist.

„Da steht dann eine Mutter vor mir mit einem Kind, das 40 Grad Fieber hat. Die haben möglicherweise schon lange in der Arztpraxis gewartet. Und das notwendige Antibiotikum oder der Fiebersaft sind nicht da.“ An solchen Situationen verzweifelt die Apothekerin. Zu den Medikamenten, die offiziell von Lieferengpässen betroffen sind, gehörten zum Beispiel Fiebersäfte und Schmerzmittel, Salbutamolsulfat zum Inhalieren und sogar Krebsmedikamente.

Marta Marek von der Marien-Apotheke in Schwerte telefoniert.
Apothekerin Marta Marek möchte alle kranken Kinder und Erwachsene gern versorgen. Doch oft lege ihr die Bürokratie Steine in den Weg. © Marien-Apotheke

Dabei hat Marta Marek wichtige Medikamente sogar vorrätig. Mit Importmedikamenten habe sie sich zu Beginn des Winters „bevorratet“, um ihre Patientinnen und Patienten versorgen zu können. Seit dem 1. Januar allerdings seien Apotheken verpflichtet, bei den Krankenkassen schriftlich anzufragen, ob diese die Kosten für die teilweise teureren Medikamente auch tragen.

„Wir müssen allen Ernstes einen schriftlichen Antrag einreichen.“ In der Apotheke müsse sie dann den Eltern mit dem kranken Kind erklären, dass zunächst per Fax ein „Antrag auf Kostenübernahme“ gestellt werden müsse.

„Das ist doch ein Scherz“, sagt die Apothekerin. „Die Bürokratie ist riesig, uns werden unnötig Steine in den Weg gelegt.“ Wenn sie dann höre, dass es sich um ein bundesweites Problem handele, werde sie noch wütender. „Das hilft dem kranken Kind vor Ort auch nicht weiter. Die Eltern bekommen dringend benötigte Medikamente erst Tage später.“

Ein Genehmigungsantrag für verschreibungspflichtige Medikamente
Ein Genehmigungsantrag für verschreibungspflichtige Medikamente: Die Genehmigung dauert mitunter mehrere Tage. © Marien-Apotheke

„Bleiben auf Kosten sitzen“

Zwischendurch würde sie manche der wichtigen, aber teureren Medikamente auch herausgeben in der Hoffnung, dass die Krankenkassen dem Antrag schon zustimmen werden. Was nicht immer der Fall ist. „Wir bleiben auf den Kosten dann sitzen.“

Bei günstigeren Medikamenten wie Nasenspray seien das geringere Beträge – doch es gehe auch schnell in den Hunderter- oder Tausender-Bereich. „Wir möchten alle Patientinnen und Patienten versorgen, aber wir sind auch ein Unternehmen. Ich kann hier nicht jeden Saft kostenlos abgeben“, sagt die Apothekerin.

Obwohl sie noch einige Importmedikamente vorrätig hat, betont Marta Marek: „Wir reden nur von verschreibungspflichtigen Medikamenten.“ Sogenannte „Hamsterkäufe“ sind also gar nicht möglich.

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