
Robert Habecks Bild liegt mit zerknülltem Gesicht am Boden. Das Foto von Olaf Scholz schaut nur noch mit einem Auge vom „Wesselmann“ in Richtung der Straßenkreuzung, Christian Lindners Konterfei hängt auf Halbmast an der Laterne. Die Wahlplakate von Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Unna teilen das gleiche Schicksal: ihre Plakate liegen im Gebüsch, auf Bahnschienen, sind beschmiert, zerrissen – oder gleich weg. Herzlichen Glückwunsch an die Unbekannten, die sich gerade vermutlich stolz und schelmisch lachend auf die Schulter klopfen. Endlich haben wir es „denen da oben“ mal so richtig gegeben. Jetzt wird alles wieder gut ?!
Beleidigungen
Die Wahrheit ist: Eure Aktionen machen alles nur noch schlimmer. Viele derjenigen, die aktuell in Schwerte Plakate anbringen, winken inzwischen resigniert ab, wenn man sie auf den Vandalismus anspricht. Danach reparieren sie ihre Plakate trotzdem. Immer wieder, unermüdlich. Davor ziehe ich meinen Hut – nicht vor denjenigen, die mit Kneifzangen und Sprühdosen unterwegs sind.
Nur einmal zur Info an die Plakat-Hasser: Wahlhelfer und Lokalpolitiker sind zum großen Teil Ehrenamtliche. Rentnerinnen und Rentner, Berufstätige mit Kindern. Rats- oder Parteimitglieder aus Schwerte, die sich in langen Ratssitzungen nach Feierabend oder in ihrer Freizeit für die Menschen in ihrer Stadt einsetzen. Die sich für schönere Turnhallen, bessere Radwege oder die Versorgung von sozial Schwachen stark machen.
Diese Menschen feindet ihr nämlich mit an – auch in den Nachbarstädten. Auf meinem Weg zur Arbeit fahre ich an Plakaten vorbei, auf denen Annalena Baerbock in Versalien als „dumme Schlampe“ bezeichnet wird. Darunter der Hinweis: „Grünen-Plakatkleber sind Huren“. Das Nachbarplakat von Olaf Scholz weist ähnliche Sätze auf, mit anderen Beleidigungen. Da war jemand richtig kreativ.

Dass Frauen und Männer, die sich in der Politik engagieren, immer mehr zur Zielscheibe sinnloser Aggressionen werden, ist erschreckend. Es zeigt, dass demokratiefeindliche Personen, Parteien und Ansichten sowie extreme Wahlkampfaktionen uns immer mehr spalten. Draufhauen anstatt zu diskutieren, anspucken anstatt abzustimmen, zerstören anstatt zusammenzuführen. Das erscheint inzwischen vielen als normal.
Doch genau das will ich nicht akzeptieren. Denn was ihr tut, ist nicht normal. Es ist dumm – und gefährlich. Von der Zerstörung von Wahlplakaten bis zum Angriff auf Personen ist es irgendwann nur noch ein kleiner Schritt, wenn alle Hemmungen gefallen sind. Und im September 2025 ist in Schwerte Kommunalwahl. Bei der ihr die Menschen auf den Plakaten nicht wählen müsst. Hört nur einfach damit auf, sie zu beleidigen!